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Besuch an Universität Sao Paulo: Bald erste brasilianische Austauschstudierende in Hof!

Es war im wahrsten Wortsinne „schweißtreibend“, aber dafür auch erfolgreich: Bei konstant 35 bis 40 Grad Celsius besuchte eine dreiköpfige Delegation der Hochschule Hof Einrichtungen der Universität Sao Paulo. Sie ist eine der größten und angesehensten Universitäten Lateinamerikas. An der “School of Engineering” in Sao Carlos sowie der “School of Public Health” und der “School of Nursing” knüpften die beiden Dekane Prof. Dr. Ing. Anke Müller und Prof. Dr. Gerald Schmola sowie Prof. Dr. Christoph Koch Kontakte und bereiteten ein neues Double-Degree-Programm vor. Prof. Dr. Koch war selber vor 15 Jahren Austauschstudent an der USP („campuls-digital“ berichtete) und hatte die Kooperation in die Wege geleitet.

Prof. Dr.-Ing. Anke Müller und Prof. Dr. Christoph Koch vor der School of Engineering der Universität Sao Paulo am Standort Sao Carlos; Bild: Hochschule Hof;

Frau Prof. Müller, haben Sie sich schon wieder an die Hofer Temperaturen gewöhnt?

AM: „Bei aktuell knapp über 0 °C in Hof und jüngst auch Schneefall fällt das selbstverständlich etwas schwer. Aber auch da kommen Ingenieurinnen und Ingenieure selbstverständlich durch.“

Was war das Ziel der Reise?

AM: „Unser Ziel war die Universität Sao Paulo, die allerdings aufgrund ihrer schieren Größe mit rund 90.000 Studierenden auf derzeit insgesamt sieben Campi im gesamten Bundesstaat Sao Paulo verteilt ist. Da wir mit der USP während der International Teaching Week im Mai dieses Jahres ein Austauschprogramm abgeschlossen hatten, wollten wir uns einmal die genauen Möglichkeiten vor Ort ansehen und auch eine persönliche Verbindung zu den Kolleginnen und Kollegen aufbauen. Wie wir festgestellt haben, ist genau das in Brasilien besonders wichtig. Kaffee und ausgiebiger Smalltalk vor den Terminen waren immer gesetzt und führten zu einer Entschleunigung des typisch deutschen Effizienzgedankens.“

Herr Prof. Koch, welche Einrichtungen dieser enorm großen Universität konnten Sie besichtigen?

CK: „Wir waren zunächst für drei Tage in Sao Carlos, wo die School of Engineering beheimatet ist. Dort wurden wir von 39 °C und Prof. Fernando César Almada empfangen. In Sao Carlos selbst gibt es zwei riesige Campi mit unglaublich vielen und großen Laboren, die besonderes für unsere ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge der Fakultät ING interessant sind. Selbst einen Flugzeughangar haben sie dort…“

Enorme Möglichkeiten für Ingenieure: Selbst einen Flugzeughangar nennt die School of Engineering der Universität Sao Paulo ihr Eigen – die Hofer Reisenden durften zum Spaß in alten Maschinen probesitzen; Bild: Hochschule Hof;

..und dann stieß auch Prof. Schmola dazu richtig?

GS: „Ja, in der zweiten Wochenhälfte ging es für zwei Tage nach Sao Paulo City und wir konnten dort die School of Public Health und die School of Nursing besichtigen. Beide Einrichtungen sind insbesondere für unsere Fakultät INWISS als Partner hochinteressant.

Gruppenbild vor dem Gebäude der School of Public Health mit Direktor Prof. José Leopoldo
Ferreira Antunes (ganz links im Bild) und dem zur Gruppe hinzu gestoßenen Prof. Dr. Gerald
Schmola; Bild: Hochschule Hof;

Bei den Gesprächen konnten wir gute Kontakte zu verschiedenen Expertinnen und Experten im Gesundheitswesen knüpfen. Die Fachrichtungen waren sehr vielfältig und passen daher gut in unsere derzeitige Lehr- und Forschungsausrichtung mit den Schwerpunkten Innovative Gesundheitsversorgung, Smart Society und Cross Cultural Nursing Practices. Abschließend konnten wir noch ein kurzes Sightseeing in Sao Paulo einbauen und schon ging es wieder zurück.“

Auf das Kooperationsabkommen mit der USP soll also sofort in mehreren Feldern aufgebaut werden…

AM: „Ja, genau. Wir haben im Mai während des Besuchs der brasilianischen Delegation direkt den Gegenbesuch in Sao Paulo für den November geplant. Wir beabsichtigen ein Double Degree-Abkommen für den ingenieurwissenschaftlichen Bereich zu ermöglichen. Fakultätsübergreifende Reisen ins Ausland bewirken aber zudem auch zahlreiche Ideen für die weitere interdisziplinäre Zusammenarbeit.“

Immer wieder gab es die Möglichkeit brasilianische Studierende über Austauschmöglichkeiten mit der Hochschule Hof zu informieren; Bild: Hochschule Hof;

Man hört, die Gastgeber hatten ein umfangreiches Programm vorbereitet?

CK: „Oh ja, das Programm war insbesondere an den ersten beiden Tagen straff organisiert. Ein brasilianischer Teilnehmer meinte: „That’s quite a German schedule.“ Für uns war das natürlich klasse, da wir so möglichst viele Eindrücke gewinnen und viele interessante und wertvolle Kontakte knüpfen konnten. Unsere jeweils 30 Visitenkarten waren jedenfalls am zweiten Tag verteilt. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Mittwoch ein brasilianischer Feiertag war und wir dennoch eine richtig tolle Veranstaltung mit verschiedenen studentischen Initiativen hatten. Knapp 60 Studierende waren an ihrem freien Tag auf dem Campus und haben uns u.a. die verschiedenen Formula Student Teams in den Bereichen Offroad, Motorrad, EV und Verbrenner vorgestellt. Sie informierten sich bei uns über die Möglichkeiten eines studentischen Austauschs. Wir galten vor Ort anscheinend auch nicht als „typische deutsche Professoren“, teilten uns die Studierenden mit. Wir haben und entschieden, das mal als Kompliment mitzunehmen.“

Das klingt sehr produktiv. Mit welchen kommenden Schritten und Entwicklungen ist jetzt zu rechnen?

AM: „Das Wichtigste zuerst: im kommenden Sommersemester werden die ersten beiden brasilianischen Studierenden, die sich in Sao Carlos für die Formula Student engagieren, für ein Austauschsemester zu uns nach Hof kommen.

So ein Programm lebt von der Mobilität der Studierenden und Professoren. Daher auch der Appell an unsere Studierenden: Ergreift die Chance, jetzt an einer sehr guten Universität in einem spannenden Land nachhaltige Erfahrungen zu sammeln. Das gleiche gilt für die Lehrenden und Forschenden an unserer Hochschule.”

Prof. Dr.-Ing. Anke Müller

CK: “Gemeinsame Veröffentlichungen oder auch kleinere Forschungsprojekten sind derzeit in Planung. Auch formal wollen wir die Zusammenarbeit gerne weiter vertiefen. Aktuell ist Prof.in Anke Müller in Gesprächen mit ihrem Counterpart auf brasilianischer Seite. Da könnte also noch etwas kommen.“

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen einer so großen Einrichtung und unserer eher kleinen Hochschule?

CK: „Oh ja. Trotz der Größenunterschiede fielen uns bei unseren Besuchen in den verschiedenen Abteilungen überraschend viele Gemeinsamkeiten auf. Auch die dortige Lehre zeichnet sich durch eher kleine Gruppen aus und weist einen hohen Anteil an anwendungsorientierten Bestandteilen, beispielsweise studentische Projekte oder Laborarbeiten, auf. Auch hinsichtlich der Atmosphäre auf dem Campus konnten wir einige Gemeinsamkeiten feststellen. In Brasilien ist es insgesamt vielleicht etwas entspannter, aber wir versuchen in Hof mitzuhalten.“

Welche Eindrücke nehmen Sie von der Reise und vom Land selbst mit, Frau Prof. Müller?

AM: „Vom Land eindeutig zu wenig! Die Stadt Sao Paulo ist unfassbar groß und sehr vielfältig: Es gibt japanische und italienische Einflüsse im Stadtbild und der Kulinarik, aber es ist auch eine Stadt der extremen ökonomischen Gegensätze. Die School of Engineering ist daher auch in ein ruhigeres Städtchen, nach Sao Carlos, ausgelagert. Sao Carlos ist durch zwei sehr große Universitäten studentisch geprägt und mit 250.000 Einwohnern von vergleichsweise überschaubarer Größe. Die Atmosphäre auf dem Campus ist entspannt, aber die Verantwortlichen dort sind auch selbstbewusst. Die USP erzielt schließlich in verschiedenen Kategorien, u.a. auch bei den Ingenieuren, immer wieder Top-Platzierungen in nationalen und internationalen Rankings. Dessen sind sie sich zurecht bewusst. Gleichzeitig waren ausnahmslos alle Professorinnen und Professoren, Mitarbeitende und auch Studierende sehr offen und zugewandt gegenüber uns und haben Lust gemacht, auf eine intensivere Zusammenarbeit.“

Vielen Dank für das Gespräch!

Rainer Krauß

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