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Belastung durch Arzneirückstände – Hochschule stärkt Abwasserreinigung in Indien

Die Reinigung toxischer Abwässer der Pharmaindustrie in Indien soll sich verbessern – das ist das Ziel eines Forschungsprojektes am Institut für nachhaltige Wassersysteme der Hochschule Hof (inwa). Die rapide ansteigende Produktion von Arzneimitteln in Ländern wie Indien führt derzeit noch zu großen Mengen an problematischen Abwässern. Diese können bei Mensch und Tier enorme Gesundheitsprobleme verursachen, wenn sie unbehandelt in Ökosysteme eingeleitet werden. Zur Umsetzung einer neuartigen Reinigungstechnologie wurde nun eine erste Pilotanlage nach Indien verschifft.

Ein sogenannter Roturi-Container ist speziell auf ein optimiertes Lösen von Gasen ausgelegt und erzielt einen bestmöglichen Ozontransfer. Quelle: up2e! GmbH;

Auf dem indischen Subkontinent werden immer mehr kostengünstige Medikamente für den Weltmarkt hergestellt – wovon ein großer Teil nach Europa exportiert wird. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von 10 – 12 % strebt die Branche an, bis zum Jahr 2030 Weltmarktführer zu werden und ihren Umsatz auf 130 Milliarden US-Dollar zu steigern. Für Gesellschaft und Umwelt hat das wichtige Geschäft mit Medikamenten einen hohen Preis. Abwässer aus pharmazeutischen Produktionsfirmen, die verschiedenste Chemikalien und Wirkstoffreste beinhalten, werden oft noch ungeklärt in Flüsse eingeleitet – mit verheerenden Auswirkungen für Ökosysteme und Gesundheit. Dem will die Hochschule Hof mit ihren Verbundpartnern im Projekt „pharmIn2“ nun entgegenwirken.

Innovative Reinigungstechnologie

Das bereits 2023 gestartete Forschungsprojekt basiert auf der innovativen Abwasserbehandlungstechnologie a3op®, die durch das Unternehmen „up2e! GmbH“ aus dem bayerischen Rain am Lech entwickelt wurde. „Dabei wird akustische Energie mit einem einzigartigen Gaseintragssystem kombiniert, wodurch ein extrem leistungsfähiger und hoch reaktiver Oxidationsprozess entsteht“, erläutert Geschäftsführerin Ulla Pöschl den Reinigungsprozess. Im Verbund mit dem indischen Partnerunternehmen Paques Environmental Technology Pvt, dem Institut für nachhaltige Wassersysteme der Hochschule Hof (inwa) sowie dem Bayerisch-Indischen Zentrum für Wirtschaft und Hochschulen (BayIND), das ebenfalls an der Hochschule Hof beheimatet ist, wurde zur praktischen Anwendung der Technik nun eine erste Pilotanlage konzipiert, in Deutschland gebaut und ins südostindische Chennai verschifft.

Abwässer müssen gereinigt werden

Sie soll im März beim indischen Projektpartner in Betrieb genommen werden. Vor Ort soll mit Hilfe der Pilotanlage die Anwendung bei Abwasserproduzenten getestet werden und so Kunden für den Bau ganzer Großanlagen im indischen Pharmasektor gewonnen werden.

Pharmazeutische Abwässer müssen vor der Einleitung in die Gewässer auch in Indien jetzt wirksam vorbehandelt werden, am besten direkt auf dem Industriegelände.“

Prof. Günter Müller-Czygan, Forschungsgruppenleiter

Die größte Herausforderung sei es, die Pilotanlage nach dem Export nun innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums zu installieren und anschließend die Effizienz der Technologie auf dem lokalen indischen Markt nachhaltig zu demonstrieren, so der Forscher.

Besuch beim Partnerunternehmen up2e! GmbH (v.l.): Dr. Julia Frank (Institutskoordinatorin inwa), Ulla Pöschl (Geschäftsführerin up2e!), Jasmin Rose Mundackal (Wissenschaftliche Mitarbeiterin inwa & BayIND) und Wiebke Dörfler (Geschäftsführerin BayIND); Bild: Hochschule Hof;

Schulungsplattform für indische Wirtschaft

Die Forschenden der Hochschule Hof übernehmen im begleitenden Prozess die Erstellung einer Online-Lern- und Schulungsplattform für die entwickelte Technologie. Diese richtet sich als Drehscheibe für den Wissenstransfer dezidiert an indische Universitäten, öffentliche Einrichtungen sowie an interessierte Unternehmen.

„Für eine bessere Sichtbarkeit planen wir vor Ort Online-Workshops, Webinare, Schulungen und auch die Teilnahme an Veranstaltungen und Messen“, erläutert Projektmitarbeiterin Jasmin Mundackal, die direkt nach erfolgreichem Abschluss im Hofer Masterstudiengang „Sustainable Water Management and Engineering“ als wissenschaftliche Mitarbeiterin in das Projekt einsteigen konnte und mit ihrer indischen Herkunft auch die kommunikative Brücke zwischen den deutschen und den indischen Partnern bildet.  Das Bayerisch-Indische Zentrum für Wirtschaft und Hochschulen (BayIND) ist als Netzwerkpartner für den Aufbau von Kontakten zu Kooperationspartnern in Wissenschaft und Wirtschaft in Indien zuständig und unterstützt zudem bei der Vermarktung der Technologie.

Erweiterung auf andere Branchen möglich

Zur Zielgruppe gehören zunächst Pharmaunternehmen, Kläranlagen und andere Dienstleister, die pharmazeutische Abwässer behandeln müssen. Die innovative Technologie soll später auch in anderen umweltkritischen Branchen zum Einsatz kommen – so könnten auch chemische und lebensmittelverarbeitende Betriebe von der Einführung der a3opÒ-Technologie profitieren.

Förderung

Das Projekt „pharmIn2“ läuft noch bis zum 31. Januar 2025. Es wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Rahmen des Förderprogramms “Exportinitiative Umweltschutz” gefördert.

Rainer Krauß

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