Mit dem Ziel, sich weiter zu vernetzen und den wissenschaftlichen Austausch untereinander zu fördern, haben sich die Forschenden aus den fünf Instituten der Hochschule Hof
- Institut für Informationssysteme (iisys)
- Institut für Materialwissenschaften (ifm)
- Institut für Wasser- und Energiemanagement (iwe)
- Institut für angewandte Biopolymerforschung (ibp)
- und Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung
Mitte September zum mittlerweile 3. wissenschaftlichen Institutekolloquium getroffen. Aus zahlreichen Postern, also kurzen Beschreibungen der jeweiligen Projekte, wurden wieder vier Projekte ausgewählt und durch die Forscherinnen und Forscher dem Gremium präsentiert. Moderiert wurde das diesjährige Kolloquium von Thomas Weber, Forschungsreferent am iisys.
Projekt 1 LinSkin (ibp): Umweltfreundliches Ölzeug
Fast jeder hat sie im Schrank: die Regenjacke. Aber nur wenige machen sich beim Gebrauch dieses praktischen Kleidungsstücks über dessen Umweltverträglichkeit Gedanken. Herkömmliche Regenjacken sind überwiegend mit PFC (Per- und polyfluorierte Chemikalien) ausgerüstet – diese sind kaum abbaubar, verbleiben für einen sehr langen Zeitraum in der Umwelt und sind für uns Menschen gesundheitsschädlich. Mitte des Jahres 2020 wurden die ersten der als krebserregend eingestuften Chemikalien per REACH-Verordnung verboten. Sie müssen nun langfristig von allen Herstellern substituiert werden. Eine Alternative könnten Ölbeschichtungen sein. Ziel des Forschungsprojektes LinSkin (Biobasierte hydrophobe Leinölausrüstung für Regenjackenstoffe), das Isabell Kleiber vom ibp ihren Kolleginnen und Kollegen vorstellte, ist die Entwicklung einer leinölbasierten Textilausrüstung, welche zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, den Träger aber ebenso gut vor Nässe und Wind schützt wie es herkömmliche Regenjacken tun.
Die traditionellen Leinölbeschichtungen für Textilien sind am Markt vor allem deshalb nicht mehr zu finden, weil sie sehr lange aushärten müssen – dies ist schlichtweg unwirtschaftlich.
Das ibp untersucht im Rahmen des Projektes drei moderne Plasmaverfahren auf ihre Eignung, die Aushärtung von trocknenden Ölen deutlich zu beschleunigen. Die ausgewählten Verfahren eignen sich allesamt zur späteren Integration in die Produktionsstrecke eines Textilveredlers und könnten somit umweltfreundliches „Ölzeug“ zurück auf den deutschen Markt bringen. An den Vortrag von Isabell Kleiber schloss sich eine angeregte Diskussion u.a. zu Fragestellungen wie „Vermeidet die Jacke Mikroplastik?“ oder „Wie haltbar ist die umweltfreundliche Regenjacke?“ an.
Projekt 2 RuRoRa (ifm): Rohrstrukturen für die Raumfahrt
In kaum einem anderen Bereich werden so hohe Anforderungen an die verwendeten Materialien gestellt wie in der Luft- und Raumfahrt. Diese müssen nicht nur sehr leicht sein, sondern auch extrem fest und widerstandsfähig. Über die Erforschung von Rohrstrukturen für die Raumfahrt, die quasi „gestrickt“ und zu carbonfaserverstärkten Siliziumkarbid (C/SiC)-Rohren weiterverarbeitet werden, berichtete im Anschluss an den Vortrag von Isabell Kleiber, Andreas Hiederer aus der Forschungsgruppe Innovative Textilien des ifm. Die Rohrstrukturen sollen in Form von Gestängestrukturen in der Satellitentechnik Anwendung finden.
An der eigens für das Forschungsprojekt RuRoRa (Rundvernadelte C/SiC Rohrstrukturen für die Raumfahrt) angeschafften Rundvernadelungsmaschine werden nun an den Pre-Formen beispielsweise Strukturdichte und Faservorzugsrichtungen untersucht, um Material und Gewicht einzusparen. Weiterhin, wird ein Harz-Infiltrationsprozess entwickelt, der eine schadenshemmende Weiterverarbeitung bei gleichzeitiger Homogenität der Faser-Matrix-Verteilung gewährleistet.
Das Publikum zeigte sich begeistert von den Einsatzmöglichkeiten technischer Textilien in der Raumfahrt und dem Stand der Forschung dazu am Campus Münchberg. Und wer weiß, vielleicht werden schon in naher Zukunft in Münchberg entwickelte (Ersatz-)Teile in Weltraumteleskopen wie dem James Webb Teleskop verbaut…
Projekt 3 JuraLink (iisys): Hyperlinks für das Wissensmanagement
Im Anschluss stellte der Informatiker Daniel Urban aus der Forschungsgruppe Visual Analytics am Institut für Informationssysteme das Browserplugin „Weblinks“ vor, das im Projekt JuraLink mit einer Kronacher Anwaltskanzlei entstand und weiterentwickelt wird – die Campuls berichtete. Die Neuerung hierbei? Ein Nutzer kann das Internet nicht nur als Leser benutzen, sondern das Internet selbst gestalten: Indem Information auf Webseiten, Links und online verfügbare PDFs nach den eigenen Bedürfnissen miteinander verknüpft werden und gemeinsam aufrufbar bleiben. Das System, an dem in JuraLink gearbeitet wird, hat eine digitale Oberfläche, auf der Links wie etwa aktuelle Gesetzestexte und Urteile wie Notizzettel auf einer Gel-Pinnwand umhergeschoben, weggewischt und festgepinnt werden können. Die KI hinter der Oberfläche erfasst dabei, welche Links für Nutzer:innen interessant sind und in welcher Beziehung sie zueinanderstehen.
Mit „Weblinks“ können verschiedenste Berufsgruppen – etwa auch Lehrer:innen oder Entwickler:innen aktuelle Information aus ihrer Branche miteinander verbinden. Kolleg:innen können sich deutlich schneller einlesen, und Information muss nicht in langen Linklisten gespeichert werden. Es gibt die Möglichkeit, eine Demoversion des Demonstrators zu testen: https://human.iisys.de/weblinks/
Die Diskussion drehte sich vor allem um die Frage: Kann euer Wissensmanagementsystem Google schlagen? Das Team ist sich sicher: Ja, kann es.
Projekt 4 Eisbatteriespeicher (iwe): Klimaneutrale Kältetechnik mittels Solarenergie
Zum Schluss stellte Michael Dölz, der Leitende Techniker des Instituts für Wasser- und Energiemanagement den Eisbatterie-Versuchsstand vor, von dem wir ebenfalls schon berichtet haben.
Der Speicher senkt Raumtemperaturen mithilfe von gefrorenem Wasser, was gleichzeitig als Energie- bzw. Kältespeicher dient. Dies kann man z.B. nutzen, indem überschüssige Energie, die tagsüber in einer Photovoltaikanlage produziert wird, gespeichert und nachts abgegeben wird – und etwa einen industriell genutzten Kühlraum konstant auf Minusgraden hält.
Ein Vorteil ist, dass mit vergleichsweise wenig Wasservolumen viel Energie gespeichert werden kann. Man benötigt keinen elektrischen Speicher – und damit auch keine problematischen Ressourcen wie etwa seltene Erden. Am Versuchsstand des iwe wird dieser Eisspeicher erprobt – und er soll im neuen Zentrum für Wasser- und Energiemanagement real aufgebaut werden. Das Publikum diskutierte Anwendungsmöglichkeiten.
Spannend bleibt die Auswertung – Welches dieser vier Projekte wird gewinnen?