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Eisbatterie-Versuchsstand: Pioniere klimaneutraler Kältetechnik mittels Solarenergie

Im Münchberger Energielabor wurde nun der Eisbatterie-Versuchsstand des Instituts für Wasser- und Energiemanagement (iwe) präsentiert. Die Verantwortlichen gehen mit diesem Versuch den Fragen nach, wie sich Kühlsysteme mittels Solarenergie betreiben lassen und wie man für verschiedene Anwendungen die Solarenergie so weit steigern kann, dass Kühlsysteme autark, ohne zusätzlichen Einsatz von Energie betrieben werden können.

Michael Dölz, Leitender Techniker des Instituts für Wasser- und Energiemanagement (hinten) vor der Kältemaschine und Prof. Dr.-Ing. Thomas Schlosser, Professor für Kältetechnik an der Hochschule Hof (vorne) am Kontrollrechner, an dem der Versuchsstand gesteuert, geregelt und Messungen aufgezeichnet werden. Im Hintergrund das hydraulische Leitungssystem zwischen Eisspeicher und Kältemaschine; Bild: Hochschule Hof;

Die Forschenden sehen sich dabei als Pioniere in der Umsetzung einer klimaneutralen Kälte- und Klimatechnik. Im Interview mit Prof. Dr.-Ing. Thomas Schlosser, Professor für Kältetechnik an der Hochschule Hof, lässt sich Campuls.digital das Projekt noch genauer erklären.

Professor Schlosser, wie genau ist die Idee zum Eisspeicher entstanden?

Die Idee stammt vom Kollegen Prof. Dr.-Ing. Tobias Plessing. Ausgangspunkt waren Untersuchungen zur Eisbildung an verschiedenen Wärmeübertrager-Konstruktionen im Eisspeicher.

Was konkret sind die Vorteile von Eisspeichern und wo liegt ihr Potenzial – gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Klimadiskussion?

Mit Eisspeichern lässt sich die am Tag bei Sonneneinstrahlung gewonnene, überschüssige Solarenergie aus einer Photovoltaikanlage zwischenspeichern. Dadurch ist es möglich, Solarenergie auch nachts zur Kühlung zu verwenden oder an regnerischen Tagen zu nutzen, wenn keine Solarenergie erzeugt werden kann. Denkbar ist auch die Verwendung von überschüssigem Strom aus Windkraftanlagen oder anderen regenerativen, volatilen Quellen.

Der Eisspeicher / das Becken mit blauen Kapillarrohrmatten und provisorischer Dämmung; Bild: Hochschule Hof;

Vorteil des Eispeichers ist das definierte Temperaturniveau sowie der einfache Aufbau. Außerdem geht vom Eisspeicher keine sonstige Umweltgefährdung aus, da nur Wasser/Eis verwendet wird. Durch die Verwendung des Eisspeichers in Kälte- und Klimasystemen kann die Verwendung von „fossil“ erzeugtem Strom reduziert bzw. ganz vermieden werden. Somit kann der Betrieb als CO2-neutral angesehen werden.

Eisspeicher sind natürlich keine neue Erfindung. Welche Daten werden aber nun mit dem neuen Prüfstand erhoben, was versprechen Sie sich davon und wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen?

Neu ist die Einbindung in die solare Kälteerzeugung. Wir wollen mit dem Versuchsstand verschiedene Größen von Speichern und Photovoltaik-Anlagen untersuchen, damit hier funktionierende Systeme entstehen. Damit werden die Anlagen skalierbar für unterschiedliche Anwendungen und verschiedene Leistungsklassen. Mit ersten Ergebnissen rechnen wir in drei bis vier Jahren.

Wo könnte der Vorteil für die Industrie liegen und mit welchen Einsatzfeldern rechnen Sie?

Interessant ist der Ansatz für Unternehmen, die einen kontinuierlichen Kühlbedarf haben. Das könnten z.B. Unternehmen der Kunststoffherstellung sein, die im Mehrschichtbetrieb (also auch nachts) Prozesse kühlen müssen. Aber auch andere Anwendungen sind vorstellbar. Interessant ist es mit Sicherheit auch für Unternehmen, die Heiz- und Kühlbedarfe haben, aber zu unterschiedlichen Zeiten.

Am Projekt beteiligt sind zwei weitere Partner. Wie kann man sich hier die Zusammenarbeit vorstellen?

Die Hans-Viessmann-Technologie-Stiftung hat das Vorhaben mit Geldmitteln (Forschungsförderung) unterstützt.

v.l.n.r.: Werner Mergner (Hans Viessmann Technologie Stiftung), Richard Genes und Jeffrey Genes (Genes Kältetechnik), Vivek Glasswala (Praktikant), Matthias Kreuzer (wissenschaftlicher Mitarbeiter), Michael Dölz (Leitender Techniker) und Prof. Dr.-Ing. Thomas Schlosser (Professor für Kältetechnik); Bild: Hochschule Hof;

Die Genes Kältetechnik war beim Aufbau des Versuchsstandes beteiligt und hat Ihre jahrelange Erfahrung beim Bau von Kälteanlagen eingebracht. Über den Kältekreis (Kältenetzwerk) werden Erfahrungen im Bereich Kältetechnik ausgetauscht.

Wie lange läuft die Testreihe?

Die Testreihen liefen bisher nur zum Funktionstest und zur ersten Erprobung der Leistungsfähigkeit. Zurzeit laufen noch keine definierten Testreihen. Nach vorbereitenden Simulationsrechnungen, die derzeit laufen, sollen Testreihen ab Herbst dieses Jahres beginnen.

Vielen Dank Professor Dr.-Ing. Schlosser und weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Projekt.


Franziska Brömel

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