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Jetzt reden wir! Die Maschinen an der Hochschule Hof: Die Hoover-Waschmaschine (Folge 2)

Üblicherweise stehen bei uns die Menschen im Mittelpunkt des Geschehens. Aber es gibt auch wichtige Unterstützer, die den Mitarbeitenden und Wissenschaftler:innen bei ihrer Arbeit oder im Alltagsgeschäft zur Hand gehen: Die unterschiedlichsten Maschinen der Hochschule Hof.

In lockerer Reihe stellen wir deswegen aus den verschiedenen Bereichen und Abteilungen Maschinen an dieser Stelle vor! Heute kommt eine Waschmaschine zu Wort, die schon sehr lange an der Hochschule Hof ist. Sie steht deswegen auch in einer besonderen Beziehung zu vielen Studierenden-Generationen. Ihre Bezugspersonen sind zum einen Prof. Dr.-Ing. Valentin Plenk, Vizepräsidenten für Forschung und Entwicklung und zum anderen Wolfgang Uschold, Laboringenieur.

Quelle: Hochschule Hof;

Wer bist Du? Stell Dich uns bitte einmal kurz vor...!

“Ich bin eine Waschmaschine und seit 2000 an der Hochschule Hof. Damals war ich schon eine sehr moderne Hoover-Maschine, wirklich ein Top-Modell. Damit ich als Lehranschauungsobjekt für die Studierenden arbeiten konnte und immer noch kann, wurde mir allerdings ein bisschen frankensteinmäßig mein Gehirn herausgenommen, so dass ich jetzt ausschließlich Grundfunktionen habe. Aber das passt so, bin schließlich auch für die Lehre im Einsatz.”

Was ist Deine Aufgabe? Was kannst Du besonders gut?

“Die Studierenden aus den Ingenieurswissenschaften sollen an mir lernen, wie das Zusammenspiel Maschine, also meine Mechanik, mit der Software funktioniert. An mir kann man das alles einfach und anschaulich darstellen.”

Wie geht Valentin Plenk, der ja einer unserer Vizepräsidenten der Hochschule ist, mit Dir um?

“Tatsächlich bin ich mit Professor Plenk gestartet, er hatte die Idee von mir als Praktikumsversuch. Es ist auch immer noch so, dass er mit neuen Ideen daherkommt, die umgesetzt werden sollen. Seit ein paar Jahren geht er mit mir auch Richtung Industrie 4.0 Anschauungsbeispiel. Allerdings hat er mich schon ein bisschen wegdelegiert und die Arbeit auf Wolfgang Uschold übertragen. Das macht aber nichts, denn Herr Uschold ist auch viel netter. Herrn Plenk habe ich das letzte Mal im Dezember gesehen, ja mei.”

Was machen die Studierenden mit Dir? Sie üben ja das Programmieren an Dir. Überhaupt: In welchem Seminar wird an Dir gearbeitet?

“Primär Automatisierungstechnik im dritten Semester, manchmal aber kommen auch Erstsemester. Und natürlich auch etliche Austauschstudierende…”

Hat sich das Programmieren über die Jahre eigentlich verändert?

“Im Ergebnis geht es immer um Wasser rein, Wasser raus. Die Programmiersprache macht den Unterschied: Mal hochproduktiv, aber spezialisiert, mal allgemein, aber kompliziert und maschinennah. Und neu natürlich die Kopplung mit dem Internet.”

Wie oft bist Du im Blick auf die Mechanik schon umgebaut worden?

“Also auf die Länge der Zeit hin war das nicht so viel: Der Heizstab wurde ausgetauscht, dann wurden die Drehzahlsteuerung und der Drehzahlmesser ausgewechselt. Wichtig in dem Zusammenhang vielleicht, dass man mit meiner Plexiglasabdeckung vorsichtig umgehen muss: Sie macht es möglich, dass mein Inneres komplett transparent ist und dass die Nutzer gegen Hochspannung gesichert sind, also bitte sanft anfassen und nicht drücken!”

Hat schon mal wer den Notknopf gedrückt?

“Ich habe gar keinen richtigen Notknopf, die Studies gehen in der Regel sehr vernünftig mit mir um. Früher wurde ich schon mal öfter ausgeschaltet, wenn die Studis unsicher waren. Die Studis wollten da wohl mehr Zeit zum Nachdenken: Knopf zack aus und Pause. Aber heute passt Herr Uschold auf, dass das nicht mehr passiert.”

Bist Du schon mal ausgelaufen? Das ist ja immer ein Super-GAU.

“Ja, das wäre wirklich schlecht. Ich stehe in einem Labor mit Teppichboden und darunter ist der Hohlboden mit der Elektrik. Nein, ich sollte wirklich nicht auslaufen.” *stöhnt*

Wie schaut es eigentlich mit den Umdrehungszahlen aus? Es soll moderne Waschmaschinen geben, die mit 5G schleudern.

“Ich schleudere zwar nicht mit 5G, dafür bin ich aber per 5G über Internet erreichbar. Noch mal zur Klarstellung: Mein Motor ist eine Modellreihe aus den 1990iger Jahren, eine robuste Serienreihe, die sehr lange hält. Mein Gehirn, also meine Software, ist eher anno 2030, weil es jung gehalten wird: Meine SPS, also meine speicherprogrammierbare Steuerung, wird kontinuierlich von meinen Betreuern erweitert und angepasst, so dass ich z.B. auch mit dem Handy steuerbar bin. Ich habe schon gesagt, dass mein Gehirn ausgebaut wurde, das steht direkt rechts neben mir, so sind wir nahe beieinander.”

Besser wäre es, wenn …..

“…. man mich in noch mehr Lehrveranstaltungen einsetzen würde, z.B. mit Rasberry Pi und Arduino, also mehr im Informatik-Bereich. Ich habe so viel zu bieten….”

Wie war das, als Du zum ersten Mal hier in Hof im Einsatz warst? Das ist ja wirklich schon sehr lange her. An was erinnerst Du Dich?

“Herr Uschold war da noch nicht an Bord, aber ich erinnere gut den jungen Professor Plenk – der war da wohl Mitte dreißig – wie er schon recht nervös beim ersten Kurs war. Da ist alles just-in-time gelaufen und er hat sich ganz schön einen Kopf um die Didaktik gemacht. Das war 2000. Danach wurde alles viel systematischer: Am Anfang wussten wir nicht, welche Fehler die Studis machen, das haben wir im Laufe der Jahre erst gelernt und irgendwann auch systematisch ausgewertet. Wir haben z.B. auch gemerkt, dass es keinen Sinn macht, dass wir mich aufheizen, denn die einzelnen Programmierschritte lernen die Studis auch ohne das Erwärmen des Wassers – das kostet im Seminar einfach zu viel Zeit.”

Bist Du an Deinem Einsatzort glücklich? Du stehst ja schon sehr lange hier? Oder würdest Du lieber woanders sein?

“Ich bin hier auf vertrautem Terrain, kenne alles, bin nie umgezogen. Das geht auch gar nicht, denn der einzige Wasseranschluss hier in den Laboren wurde extra für mich hier in den Raum gelegt, das ist also „mein persönlicher“ Anschluss. Wo soll ich denn sonst hin? Interessant fände ich noch den Schrottplatz, vielleicht treffe ich da Kollegen aus meiner Baureihe?”

Wie oft bist Du im Einsatz?

“Mein Arbeitsrhythmus ist ans Semester angepasst: Da kommen permanent Studierende, die mich programmieren. Von den 15 Semesterwochen bin ich gut 12 Wochen aktiv dabei.”

Ist Deine Modellreihe eigentlich noch im Dienst?

“Nein, deswegen spekuliere ich ja auf den Schrottplatz.”

Hast Du auch schon mal was Waschen dürfen?

“Ja, und das war auch nett. War zwar nur ein Laborkittel, aber endlich konnte ich auch mal dieser Aufgabe nachkommen: Die Studis hatten richtig programmiert und ich war hinterher richtig schön sauber und auch der Kittel konnte sich blicken lassen. Das kommt aber kaum noch vor. Und eigene Sachen wollen die Studierenden schon gar nicht waschen – auch der Vizepräsident ist da zurückhaltend. Aber gut, ich bin ja auch streng genommen ein Übungsmodell zum Programmieren, ums Waschen geht es nicht so sehr.”

Neben Dir stehen einige Geräte, das bedeutet …

“… die Konkurrenz belebt das Geschäft! Die Studierenden dürfen aussuchen, welches Gerät sie hier nutzen: Es gibt noch eine Zylindersteuerung und ein Fischer-Technik Hochregallager. An uns dreien sollen sie dann ihre Programmierfähigkeiten erwerben. Und raten Sie mal, welches Gerät am meisten ausgesucht wird! Richtig: Ich! Mich besuchen auch ehemalige Studierende und erfreuen sich daran, wenn meine Software wieder weiter ausgebaut worden ist. Andere wiederum machen Selfie-Videos mit mir. Man kann sagen: Ich bin sehr beliebt.” *klingtstolz*

Du hast zwar keine Augen, trotzdem …..

… habe ich eine super Sensorik, die die Augen ersetzt. Ich kann unterscheiden zwischen nass und trocken, warm und kalt und schnell und langsam.

Wie lange wirst Du voraussichtlich noch im Dienst bleiben?

“Da ich zu einer Lehrveranstaltung von Professor Plenk gehöre, gehe ich davon aus, dass ich noch mindestens zehn Jahre im Dienst bin.”

Vielen Dank für das Gespräch!

Anne-Christine Habbel

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