Kostenlos abonnieren

Werden Sie regelmäßig per E-Mail über neue Ausgaben der campuls informiert. Sie können Ihr kostenloses Abo jederzeit einfach online über den Abmeldelink im Newsletter kündigen.

Weitere Infos zu Datenschutz & Widerrufsrecht finden Sie hier.

Gesundheitstag: Wie hängen Bewegung und mentale Gesundheit im Alltag zusammen?

Bewege ich mich genug? Welche neuen Routinen kann ich testen? Dr. Katja Bühlmeyer ist am 28. Februar 2024 zu Gast beim internen Gesundheitstag der Hochschule Hof. Alle Hochschulangehörigen haben an diesem Tag Gelegenheit, verschiedene Sportangebote am Campus Hof auszuprobieren und mehr über Gesundheit und auch Ernährung zu lernen. Die Sportwissenschaftlerin und Coachin , Dr. Bühlmeyer, hat vorab mit Campuls Digital gesprochen. Sie informiert an diesem Tag vormittags über “Die Rolle von Bewegung für die mentale Gesundheit”.

Familie, die sich draußen im Grünen bewegt und Spaß hat
Foto: stock.adobe.com | 117310875

„Viel hilft viel”- was ist dran? Wieviel Bewegung am Tag ist wirklich gesund?

Dr. Katja Bühlmeyer: “Pauschal kann man das nicht so einfach sagen. Für Menschen mit sitzender Tätigkeit gilt: je mehr Abwechslung und Bewegung Sie in Ihren Alltag integrieren, desto besser. Und wenn Sie schon sitzen müssen, dann gerne in möglichst vielen unterschiedlichen Sitzpositionen oder in einem Wechsel aus Stehen und Sitzen. Damit verhindern Sie, dass einzelne Körperstrukturen überlastet werden oder sich verkürzen. Die meisten Menschen bewegen sich eher zu wenig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft Bewegung als eine der wichtigsten Säulen für die Weltgesundheit aus. Wenn Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag bringen wollen: dann starten Sie klein – nehmen Sie sich eine (kleine) Veränderung vor und behalten Sie diese für 66 Tage bei – ab dann wird die neue Tätigkeit zur Gewohnheit und kosten Sie keine Willenskraft mehr – sie läuft dann automatisiert ab. Wenn das der Fall ist, können Sie sich die nächste (kleine) Veränderung vornehmen. Und: feiern Sie Ihren Erfolg!”

Was sollte man präventiv in den Alltag einbauen?

Dr. Katja Bühlmeyer: “Wir leben in krisenbehafteten Zeiten – das prägt uns und macht uns Angst. Es belastet damit unsere (mentale) Gesundheit. Es gibt 3 wichtige Säulen, die uns und unsere Gesundheit stärken: Bewegung, gute Ernährung und Regeneration (Entspannung). Das gute daran ist: diese Themen haben Sie selbst in der Hand. Sie sollten sich – in kleinen Schritten! – diese 3 Säulen als feste Bestandteile in Ihr Leben holen. Das geht nicht von jetzt auf nachher, aber es lohnt sich – sie gelangen zu mehr Wohlbefinden, Gesundheit und Freude.”

Portrait Dr. Katja Bühlmeyer
Sportwissenschaftlerin Dr. Katja Bühlmeyer, Foto: Hochschule Hof

Braucht es Übungen oder ist normale Bewegung ausreichend?

Dr. Katja Bühlmeyer: “Wenn Sie gesund sind und keine Verspannungen haben, dann brauchen Sie nicht zwingend Übungen. Das allerwichtigste ist: suchen Sie sich Bewegungen aus, die Ihnen Spaß machen – das kann Holz machen sein, Spazieren gehen, Unkraut jäten, Schwimmen, Fahrrad fahren… Achten Sie dabei auf Ihren Körper und auf Ihren Geist. Stellen Sie sich die folgenden Fragen am Ende der Bewegungseinheit: Wie fühle ich mich? Wie geht es mir mental? Wie geht es mir körperlich? Wenn Sie alle Fragen positiv beantworten können, dann bleiben Sie dran! Körperliche Überlastungen sollten natürlich vermieden werden. Das heisst: Muskelkater darf sein, bei Schmerzen sollte die Bewegung abgebrochen werden. Wenn der Schmerz anhält, sollten Sie zum Arzt gehen.”

Welche Rituale haben Sie in Ihrem Alltag integriert?

Dr. Katja Bühlmeyer: “Ich tätige meine Büroarbeit auf einem Peziball und habe einen Stehschreibtisch. Das habe ich schon lange bei mir integriert. Sport mache ich seit meiner Kindheit, daher ist das für mich normal – ich fühle mich unwohl, wenn ich mich nicht bewege. Das Thema Regeneration und mentale Gesundheit habe ich etwas zu spät für mich entdeckt: Ich führe seit 2 Jahren ein Dankbarkeitstagebuch und versuche jeden Tag eine Entspannungsübung zu integrieren. Letzteres gelingt mir nicht immer – dann setze ich eben mal einen Tag aus und entscheide mich am nächsten Tag neu für mehr Entspannung in meinem Alltag.

In den letzten 5 Jahren habe ich meine Ernährung umgestellt – Schritt für Schritt – hin zu mehr Obst und Gemüse, weniger Brot und möglichst wenig Zucker – das fiel und fällt mir mit Abstand am Schwersten.”

Welche Art von Bewegung hilft wirklich, um Stress abzubauen?

Dr. Katja Bühlmeyer: “Auch hier gilt: das, was Ihnen am meisten Freude bereitet. Sie sollten in der Bewegungseinheit abschalten können vom Alltag und Beruf. Wenn Sie nicht wissen, was es für Möglichkeiten gibt, lassen Sie sich beraten. Es gibt auch Online-Tests dazu. Sie können mich gerne kontaktieren, dann schicke ich Ihnen weitere Informationen. Auch kleine Übungen können schon Stress abbauen: erlaubt ist, was gut tut! Beispielsweise können Sie nach einem belastenden Telefonat oder Gespräch den Körper ausschütteln – die negativen Emotionen im wahrsten Sinne des Wortes abschütteln. Stellen Sie sich dazu aufrecht hin und fangen Sie an, die Arme auszuschütteln und integrieren Sie den ganzen Körper in diese Schüttelbewegung – als würden Sie auf einer vibrierenden Platte stehen. Machen Sie das 2 Minuten und kommen Sie anschließend zur Ruhe und nehmen noch 5 tiefe Atemzüge. So eine kleine Übung gezielt eingesetzt kann manchmal schon helfen.”

Verändert sich das Verlangen nach Bewegung im Alter?

Dr. Katja Bühlmeyer: “Das ist eine sehr gute Frage. Erst mal würde ich sagen: nein. In der Persönlichkeitsforschung hat man die Hypothese, dass Menschen ein “Aktivitätsmotiv” haben, das mehr oder weniger ausgeprägt ist. Sprich: wenn ich das habe, dann auch im Alter. Allerdings ändern sich die äußeren Umstände (Partner, Freunde, Zeit, Beruf,…) – das kann ggf. meinen Drang zur Bewegung hemmen oder auch fördern. Bewegung ist für uns unerlässlich um mgl. lange fit und gesund zu sein. “Jung sterben – und das möglichst spät!” Das sollte unser alles Motto werden. Daher sollte jeder für sich ein Motiv, einen Grund, einen Antrieb finden, um sich mehr zu bewegen.”

Carolin Richter

Weitere Themen