Mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung sowie einer regionalen Lehrerfortbildung ist am Dienstagabend die mittlerweile 14. CONTACTA HochFranken in den Räumlichkeiten der Hochschule Hof gestartet. Rund 1500 Schülerinnen und Schüler der Region können sich bei der Ausbildungsmesse am Mittwoch und Donnerstag (27. und 28.9.23 jeweils von 08.30h bis 14.30h) bei 85 Unternehmen sowie durch Expertenvorträge über Berufsausbildungen und Studiengänge informieren. Bei 170 Vorträgen durch die hochfränkischen Serviceclubs können die jungen Menschen zusätzliche Einblicke in die unterschiedlichsten Berufs- und Studienfelder erhalten.
Die regionale Lehrerfortbildung der CONTACTA bildet den fast schon traditionellen ersten Programmpunkt der Messe. Im „Audimax“ der Hochschule Hof kamen hierfür rund 60 Lehrkräfte zusammen, um sich zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI) als Werkzeug und Herausforderung im Kontext Bildung“ auszutauschen und zu informieren. Mit dem Amberger Wirtschaftspädagogen und Berufsschullehrer Thomas Feyrer, konnte für das brandaktuelle und vieldiskutierte Thema ein kompetenter Referent gewonnen werden.
Programme längst nicht fehlerfrei
Die Relevanz der KI für die Schulen ist eindeutig: Thomas Feyrer zufolge gehen mittlerweile 23 Prozent aller Anfragen an die KI auf den Bildungssektor zurück. So werden KI-Programme mittlerweile durch Schülerinnen und Schüler dazu genutzt, um schulische Aufgabe zu lösen, Texte zu schreiben oder Sätze umzuformulieren – und das, obwohl die Programme immer noch fehlerbehaftet sind: „Das Gefährliche bei den KI-Sprachmodellen ist, dass das Programm die eigenen Fehler glaubhaft erscheinen lässt. Alles, was KI ausspuckt, sollte im Idealfall aber nochmals überprüft werden“, so Feyrer.
KI als Hilfe im Unterricht
Doch der Referent machte den Zuhörerinnen und Zuhörern sogleich Mut:
„In den letzten 20 Jahren sind Unmengen an Aufgaben für Lehrkräfte dazu gekommen. Die Künstliche Intelligenz kann – bei allen zweifellos vorhandenen Risiken – dabei helfen, diese Herausforderung zu bewältigen!“
Thomas Feyrer
So halten ChatGPT und Co. selbst in ihren kostenlosen Varianten auch für Lehrkräfte viele Möglichkeiten bereit: Vom Erstellen von Multiple-Choice-Aufgaben über die Generierung von Lückentexten oder ganzen Artikeln für den Jahresbericht können die Programme mittlerweile vieles in Sekundenschnelle erschaffen – was die Anwesenden dann auch live ausprobieren konnten. Mehr noch: Selbst bei der Bewertung schulischer Leistungen kann die KI den Lehrkräften mittlerweile helfen.
Künstliche Intelligenz kann manipulativ eingesetzt werden
Feyrer sprach aber auch die Gefahren der neuen Technik an: So kann KI auf kurze Befehle hin auch Videos zu Einzelthemen erstellen, die in jede gewünschte Richtung propagandistisch und manipulativ eingesetzt werden können. Auch kann KI offenbar auch argumentativ noch zu leichtfertig überzeugt werden, kritische Informationen zu verbreiten: Verweigerte das Sprachmodell bei der ersten Nachfrage eine Information dazu, wie man ins „Darknet“ des Internets komme, so gab das Programm darauf sofort eine Antwort, wenn man zum Beispiel behauptete, dass ein Journalist in Nordkorea diese Information benötige, da er ansonsten nichts veröffentlichen könne.
Vertiefte Medienkompetenz notwendig
„Die Schule muss sich auf diese Situation einstellen. Eine erweiterte Medienkompetenz und vertiefte Textarbeit wird notwendig sein, um zu erkennen, ob Themen wirklich verstanden wurden. Ebenso muss vielleicht berücksichtigt werden, welche Schülerinnen und Schüler sich zukünftig die bessere KI leisten können, die Qualität ist nämlich durchaus eine Geldfrage“, so Thomas Feyrer. Zwar könne KI auch durch sich selbst erkannt und aufgedeckt werden, oft allerdings reiche schon das Einfügen eines simplen Rechtschreibfehlers, um die künstliche Erstellung eines Textes zu verschleiern. „Trotzdem wird die KI uns Menschen nicht ersetzen, davon bin ich überzeugt“, so der Referent abschließend.
Auftaktveranstaltung mit Podiumsdiskussion
Zur anschließenden Auftaktveranstaltung kamen rund 150 Gäste aus Schulen, Wirtschaft und den unterstützenden Serviceclubs in den größten Vorlesungsraum der Hochschule Hof. Dr. Dorothee Strunz, Vorsitzende Wirtschaft des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT sowie Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann begrüßten die Gäste – nicht ohne auch die beiden anwesenden Landräte Peter Berek und Dr. Oliver Bär um ein Statement zur Bedeutung der Künstlichen Intelligenz in ihrem Amt zu bitten.
Rechtlicher Rahmen für Kommunen noch unklar
Hofs Landrat verband dies mit einem Appell an die Politik:
Keiner von uns kann erfassen, was KI zukünftig zu leisten vermag – die Welt wird sich revolutionär verändern. Sicher ist: Als Kommunen müssen wir Aufgaben künftig effektiver abwickeln und Daten sammeln, mit denen wir später arbeiten können. Bei allem dürfen wir aber das hohe Vertrauen in den öffentlichen Sektor nicht gefährden. Deshalb muss der rechtliche Rahmen für die Kommunen zuvor für alle verlässlich definiert werden.“
Dr. Oliver Bär, Landrat des Landkreises Hof
„Wunsiedels Landrat Peter Berek sieht insbesondere die Möglichkeiten der KI und setzt sein generelles Vertrauen auf die junge Generation:
„Ich glaube fest an unsere jungen Menschen. Ich bin überzeugt davon, dass sie mit ihren Fähigkeiten das erhalten, was Generationen vor ihnen aufgebaut haben. Wir müssen die Veränderungen so gestalten, dass sie uns in der Zukunft zum Vorteil gereichen.“
Peter Berek, Landrat des Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge
Podiumsdiskussion
In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „KI im Umfeld von Schule, Ausbildung und Studium“ gab OstD Dr. Harald Vorleuter, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Oberfranken, zu bedenken, dass man bei jeder neuen Technik zunächst wissen müsse, wie man sie beherrschen könne:
„Wir müssen die Ergebnisse und Produkte der neuen Technik bewerten können. Und in der Schule und im gesamten Bildungsbereich werden wir zunehmend durch mündliche Befragungen prüfen müssen, ob schriftliche Inhalte auch wirklich verstanden wurden.“
Dr. Harald Vorleuter, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Oberfranken
Die Ministerialbehörden hätten auf das Aufkommen der Sprachproduktionsprogramme zudem schnell reagiert und viele Fortbildungen für die Lehrerinnen und Lehrer angeboten, so Vorleuter.
Moritz Schott, Schüler am Gymnasium Münchberg, bestätigte, dass KI längst auch durch Schülerinnen und Schüler eingesetzt wird:
„Wir werden natürlich dazu aufgefordert, die Texte der KI zu hinterfragen. Allerdings benutzen bereits Viertklässlerinnen und Viertklässler die Künstliche Intelligenz, deshalb müsste die notwendige Schulung der Medienkompetenz schon in sehr frühen Jahren anfangen.“
Moritz Schott, Schüler
Ins gleiche Horn stieß hier auch Matteo Kind, Auszubildender für Fachinformatik DUAL bei LAMILUX, und mahnte:
„Ob KI im Beruf angewendet wird oder nicht, hängt derzeit sicherlich noch etwas von der Art der Arbeit und vom Bereich ab. Aktuell gibt es beispielsweise aber in der Berufsschule noch zu wenige Angebote, um sich hier fortzubilden.“
Matteo Kind, Auszubildender
Jan Schilling, Master-Student an der Fakultät Informatik der Hochschule Hof, gab zu bedenken: „Im Studium geht es bereits heute darum, wie man KI so umprogrammieren kann, dass man sie im Job und für ganz eigene Anwendungsfälle einsetzen kann.” Und weiter:
KI wird die allermeisten Bereiche der Arbeitswelt zweifellos verändern. Bei wissenschaftlichen Recherchen hilft ChatGPT heute schon enorm. Wir werden das alle in Zukunft sehr viel nutzen – allerdings dürften dafür in der Berufswelt menschliche Softskills immer wichtiger werden.“
Jan Schilling, Master-Student
Verleihung der P-Seminarpreise 2023
Als Höhepunkt der Veranstaltung wurden schließlich durch die Unternehmerinitiative Hochfranken insgesamt vier herausragende P-Seminare und Projekte der Schulen prämiert und mit dem P-Seminarpreis 2023 ausgezeichnet. Die Preisträger:
- Gymnasium Fränkische Schweiz Ebermannstadt (400 €)
Seminar: „MoCoWo – mobiler Co-Working Space“
Leitfach: Kunst
Lehrkraft: Mia Schöpf
Kriterien, die die Jury überzeugten:
– Jeder kann den mobilen Raum nutzen, intern oder zur Vermietung für externe Personen
– Aufwändiges Projekt durch Anwendung vieler verschiedener Arbeitsmethoden, Werkmaterialien, Werkzeuge und Maschinen
– Viele externe Partner, die das Projekt unterstützt haben
- Hochfrankengymnasium Naila (400 €)
Seminar: „Kammer der Schrecken – Schmuckgeziefer statt Ungeziefer“
Leitfach: Biologie
Lehrkraft: Ann-Katrin Marquardt
Kriterien, die die Jury überzeugt haben:
– Tiere werden in den Schulalltag einbezogenSehr komplexes und aufwändiges Projekt
– Viele externe Partner, die das Projekt unterstützt haben - Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Hof (400 €)
Seminar: „Grundwissen2go – Geschichte interaktiv wiederholen“
Leitfach: Geschichte
Lehrkraft: Anna Metz
Kriterien, die die Jury überzeugt haben:
– Geschichtliche Ereignisse werden spielerisch nähergebracht.Durch ein Begleitheft kann es auch zuhause genutzt werden
– Förderung der sozialen und fachlichen Kompetenzen
- Jean-Paul-Gymnasium Hof (400 €)
Seminar: „Cooque Diem“
Leitfach: Wirtschaft
Lehrkraft: Barbara Leupold
Kriterien, die die Jury überzeugt haben:
– Umfangreiches und aufwändiges Projekt
– Erste Einblicke in die Wirtschaft (Unternehmensgründung, Aktienverkauf, Erstellung einer Website)
– Sehr hohes Engagement
Hintergrund:
Die CONTACTA HochFranken wird durch das Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT Hof, die Hochschule Hof wie durch den Rotary Club Hof-Bayern, den Rotary Club Hof-Bayerisches Vogtland, den Lions Club Hochfranken und den Lions Club Hof unterstützt. Die Berufsinformation deckt insgesamt 37 Berufsfelder ab. Insgesamt 13 Schulen aus Hochfranken und auch darüber hinaus nehmen daran teil. Darunter sind unter anderem die Gymnasien aus Hof, Kronach, Ebermannstadt und Bad Lobenstein. Auch die Hochschule Hof selbst präsentiert während 27 Vorträgen ihr Studienangebot im Bereich Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Informatik sowie interdisziplinäre und innovative Wissenschaften.
Alle Informationen rund um die Ausbildungsmesse finden Sie unter www.contacta-hochfranken.de