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Was macht das neue Institut für Wirtschafts- und Organisationsforschung (iwo)?

Die Hochschule Hof baut ihre Forschung immer weiter aus. Seit Ende letzten Jahres verfügt mit dem Institut für Wirtschafts- und Organisationsforschung (iwo) erstmals auch der große Bereich Wirtschaft über ein eigenes Forschungsinstitut. Neben dem Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung (KDV), welches schon seit längerem tätig ist, sind in diesem Zuge drei Forschungsgruppen und zwei Forschungsprojekte an den Start gegangen. Über die Hintergründe und über die Aufgaben des „iwo“ spricht Prof. Dr. Jens Kirchner, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Organisationsforschung an der Hochschule Hof, im Interview.

Ergänzt seit Ende 2023 die Riege der Forschungsinstitute der Hochschule Hof: Das Institut für Wirtschafts- und Organisationsforschung (iwo); Quelle: Hochschule Hof;

Herr Prof. Kirchner, ist das iwo ein reines Forschungsinstitut im klassischen Sinne?

„Zunächst einmal war und ist unsere wesentliche Zielsetzung, mit Hilfe des neuen Instituts ein Dach für die vielfältigen Forschungsaktivitäten im Bereich der Wirtschafts-, Rechts- und Verhaltenswissenschaften an unserer Hochschule zu schaffen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Institut mit strategischen, operativ-prozessorientierten, rechtlichen sowie auf das gesellschaftliche Zusammenwirken und Verhalten von Individuen bezogene Fragestellungen in der Wirtschaft und in Organisationen. Gemäß dem Leitbild der Hochschulen für angewandte Wissenschaften steht auch hier die konkrete Anwendbarkeit der Forschungsergebnisse im Vordergrund. Daher auch der Titel des neuen Instituts: nämlich Institut für angewandte Wirtschafts- und Organisationsforschung.“

Ganz praktisch: Wie viele Personen arbeiten am Institut und wo ist es räumlich angegliedert?

„Das iwo-Institut umfasst derzeit drei Forschungsgruppen, in denen rund zwölf Personen arbeiten sowie zwei weitere Forschungsprojekte, an denen weitere 3 Personen mitwirken. Räumlich ist das Institut in die Fakultät Wirtschaftswissenschaften integriert, da der überwiegende Anteil dieser Personen natürlich vor allem auch in der Lehre tätig ist.“

Mit welchen konkreten Themen beschäftigen sich die Forschungsgruppen?

„Unter dem Dach des Instituts arbeitet zum einen das „Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung“, dessen Ziel es ist, öffentliche Verwaltungen dabei zu unterstützen, bürgernah, effizient, agil, nachhaltig und natürlich vor allem digital zu werden. Auf Basis eines selbst entwickelten digitalen Reifegrad-Models wird die Situation in den Bereichen Daten und Technologie analysiert und hinterfragt, ob eine Strategie mit dazugehöriger Steuerung vorhanden ist, wie die Prozesse ablaufen und die Organisationsstruktur aufgestellt ist. Im Rahmen von wissenschaftlich orientierten Projekten werden dann digitale Lösungen entwickelt und an neuen Ansätzen geforscht. Das Kompetenzzentrum wird von Prof. Dr. Thomas Meuche geleitet und u.a. von der Oberfrankenstiftung und dem Bayerischen Staatsministerium für Digitales unterstützt.

Neu beschäftigen wir uns auch in der Forschung mit dem Bevölkerungsanteil der Best Ager. Das sind Personen zwischen 50 und 69 Jahren – und Senioren mit 70+. Ihr Anteil wird in den meisten hoch entwickelten Volkswirtschaften kontinuierlich wachsen. Dieser Personenkreis ist häufig sehr marken- und qualitätsbewusst und auch offen für neue Technologien. Vor diesem Hintergrund wurde unter meiner Leitung eine Forschungsgruppe ins Leben gerufen, welche das Ziel hat zu erforschen, wie sich neue Technologien auf das Kaufverhalten dieser Zielgruppe auswirken und welche Ansatzpunkte es für Unternehmen gibt, um die Markenführung unter Berücksichtigung dieser Technologien zu verbessern. In dieser Forschungsgruppe sind derzeit neben meiner Person zwei Doktoranden tätig. Wir kooperieren hier mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Jörg Henseler von der Universität Twente in den Niederlanden. Unternehmensseitig kooperieren wir mit der international tätigen GOLDNER-Fashion Gruppe, einem Unternehmen aus unserer Region, welches sich mit mehreren Marken auf den Best Ager-Markt spezialisiert hat.

Prof. Dr. Jens Kirchner stellt im “campuls-digital”-Interview das neue Institut für Wirtschafts- und Organisationsforschung (iwo) vor; Bild: privat;

Unsere dritte Forschungsgruppe, an der Prof. Dr. Christine Brautsch und Prof. Dr. Günter Hilmer mitwirken und die von Tina Wiegand geleitet wird, forscht an der Schnittstelle von Digitalisierung und Nachhaltigkeit mit besonderem Fokus auf Themen der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Hier werden die Herausforderungen und Chancen bei der digitalen und nachhaltigen Transformation von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodellen mit Fokus auf KMUs unterschiedlicher Branchen analysiert. Darauf basierend werden Blueprints und Modellprozesse entwickelt sowie Handlungsempfehlungen für die Umsetzung europäischer Regularien im Rahmen des Green Deal abgeleitet. Die Einführung eines Digitalen Produktpasses und entsprechende Wissens- und Praxistransferprojekte sind Beispiele der Forschungstätigkeit.“

Gibt es noch weitere Pläne für die Forschung?

„Ja. Unter der Leitung von Prof. Dr. Carsten Stark laufen aktuell zwei weitere Forschungsprojekte mit regionalem Bezug: HofKult und MigraInt. Zielsetzung von HofKult ist die Steigerung von Wahrnehmung und Teilhabe jüngerer Bevölkerungsschichten an der Hochkultur in der Stadt Hof. Hier gibt es eine Kooperation mit dem Theater Hof und den Hofer Symphonikern. Gefördert wird das Projekt durch die Hermann und Bertl Müller-Stiftung. Auf Basis valider Daten über die Altersstruktur der Zuschauerinnen und Zuschauer werden Erkenntnisse über die Möglichkeiten des Einsatzes von Sozialen Medien bei der Generierung neuer Zuschauerkohorten gewonnen und Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Lage bezüglich der Teilhabe jüngerer Bevölkerungsschichten abgeleitet. MigraInt ist ein Kooperationsprojekt mit der Stadt Hof, in welchem die Migrationsbewegungen und die Bevölkerungswahrnehmung in der Stadt dargestellt und qualitativ bewertet werden. Darauf basierend werden anschließend die Integrationserfordernisse abgeleitet.“

Welche mittel- und langfristigen Ziele haben Sie sich mit dem neuen Institut gesetzt?

„Mittelfristig wollen wir vor allem die vielfältigen Forschungsaktivitäten unserer Professorinnen und Professoren im Bereich der Wirtschafts-, Rechts- und Verhaltenswissenschaften deutlich ausbauen und in der Außenwirkung stärken. Langfristig haben wir das Ziel, ein Leuchtturm für anwendungsbezogene Forschungsthemen auf dem Gebiet der digitalen Transformation von Wirtschaft und Verwaltung zu werden.“

(red)

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