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Von Japan nach Franken: “Ich nutze viele Inhalte meines Studiums täglich!”

Natsuko Podzimek bei der Begrüßung zum Länderabend Japan an der Hochschule Hof
Natsuko Podzimek bei der Begrüßung zum Länderabend Japan an der Hochschule Hof; Foto: Hochschule Hof

Fast 1600 Studierende der Hochschule Hof kommen nicht aus Deutschland, sondern aus den unterschiedlichsten Ländern. Insgesamt 70 Nationen tummeln sich auf unserem Campus. Die Zahlen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Mit vielen ehemaligen Studierenden arbeiten wir in Projekten zusammen, mit manchen halten wir einfach Kontakt.

Heute sprechen wir mit einer ehemaligen Informatik-Studentin, die ihren Abschluss 2018 gemacht hat und aus Japan kommt, aber doch in Franken geblieben ist: Sie arbeitet seit sechs Jahren bei Siemens in Erlangen als Programmiererin und erzählt aus ihrem Leben in Deutschland: Natsuko Podzimek aus Tokio.

Was hat Sie auf die Idee gebracht, zum Studium nach Deutschland zu gehen?

Mein Umzug nach Deutschland erfolgte schlicht der Liebe wegen. Ich habe als freiberufliche Künstlerin gearbeitet und als ich dann meinen Daueraufenthalt erhielt und etwas Geld sparen konnte, entschied ich mich zu studieren, da mein Einkommen als Künstlerin nicht ausreichte. Die Idee, in Deutschland zu studieren, entstand also eher zufällig. Ich nahm recht schnell an einem Sprachkurs an der Hochschule Hof teil, um die deutsche Sprache zu erlernen. Dieser Kurs richtete sich speziell an Ausländer, die später in Deutschland studieren wollten. Was soll ich sagen: Dieser Kurs hinterließ bei mir einen positiven Eindruck von der Hochschule.

Wie sind Sie gestartet?

Als ich mein Studium aufnahm, war ich bereits über 30 Jahre alt. Die meisten meiner Kommilitonen waren noch keine 20. Außerdem war ich die einzige ausländische Studierende mit einem nicht-deutschen Abitur. Glücklicherweise fand ich jedoch einige nette Kommilitonen, was mein Studentenleben sehr bereicherte. Am Anfang war es nicht einfach, ich hatte Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. Ich habe dann Bücher aus Japan bestellt und selbständig gelernt, das hat gut geklappt. Einige meiner Kommilitonen waren ebenfalls hilfsbereit, und so hat sich mein Studentenleben positiv entwickelt.

Japanische Schriftzeichen „Hochschule Hof“
Japanische Schriftzeichen „Hochschule Hof“ ; Foto: Hochschule Hof

Haben Sie schon im Studium gearbeitet?

Im ersten Jahr habe ich während der Semesterferien Kunstunterricht gegeben, den ich vor dem Studium als Hauptberuf ausgeübt hatte. In den Sommerferien des zweiten Jahres absolvierte ich ein Praktikum bei RAPA in Selb, und in den höheren Semestern arbeitete ich als Werkstudentin bei Scherdel in Marktredwitz.

Gab es noch andere Stationen in Europa für Sie?

Vor dem Studium lebte ich eine Zeitlang in Tschechien. Danach verbrachte ich einige Zeit in Sachsen. Nach dem Studium arbeitete ich in Regensburg an meinem Pflichtpraktikum und der Abschlussarbeit für Continental Automotive. Nach dem Studium habe ich mich dann klassisch beworben und meine Stelle bei Siemens gefunden.

Was genau machen Sie heute bei Siemens?

Seit fast sechs Jahren bin ich im selben Team bei Siemens Mobility tätig, das gefühlt schon 100-mal umbenannt wurde. Ich habe an verschiedenen Projekten gearbeitet, die teilweise noch heute laufen. Abhängig von der Projektgröße und dem Budget trug ich unterschiedliche Verantwortung. Derzeit entwickle ich hauptsächlich Java-Backend-Software und teilweise auch die AmazonWebService-Infrastruktur dafür. Ich arbeite in einer Abteilung bei Siemens, in der verschiedene Züge gebaut werden. Meine Anwendungen werden von internen Kunden genutzt, um die Zugdiagnose auszuwerten oder Störereignisse in der Gewährleistungsphase zu verwalten.

2016 haben Sie als Studentin federführend den Länderabend zu Japan hier in der Hochschule organisiert. Das war eine tolle Veranstaltung, ich erinnere mich selbst noch an den Sushi-Kurs und das Zeichnen der japanischen Schriftzeichen. Was haben Sie noch in Erinnerung?

Ich habe einen Vergleich zwischen der Stadt Tokio und Selb präsentiert, basierend auf der Bevölkerungszahl und der Personenanzahl pro Quadratkilometer. Diese Idee kam gut bei den Zuhörern an. Hier ging es hauptsächlich um den wirklich krassen Gegensatz einer großen Metropole und der kleinen Stadt Selb. Für die Veranstaltungsdekoration habe ich eine Kalligrafie und ein Bambusbild gemalt, was mir die Möglichkeit gab, meine frühere berufliche Erfahrung einzubringen

Haben Sie an Programmen der Hochschule Hof teilgenommen?

Ich habe am Mentoring-Programm teilgenommen, das mir sehr geholfen hat. Ich hatte Bedenken, ob ich nach dem Abschluss erfolgreich in den Beruf einsteigen könnte, und das war meine Motivation für die Teilnahme. Meine Mentorin, Frau Habbel, hat mir bei der Bewerbung sehr geholfen und Deutschunterricht gegeben, um meine Aussprache zu verbessern. Wir haben bis heute Kontakt. Außerdem habe ich an verschiedenen internationalen Veranstaltungen teilgenommen, wie z.B. Diwali, dem indischen Fest, bei dem ich Henna-Tattoos für die Teilnehmer gemalt habe.

An was erinnern Sie sich gerne aus der Zeit hier an der Hochschule Hof? Gab es ein besonderes Hobby, dem Sie nachgegangen sind?

Mir hat es immer gefallen, in der schönen Natur des Fichtelgebirges zu wandern. Außerdem gibt es hier in der Umgebung einige tolle Thermen.
Ich habe seit der Kindheit Flugzeuge gemocht. Weil ich kurzsichtig bin, habe ich das nie beruflich machen können. Während dem Studium war ich auch zum Tag der Offenen Tür am Hofer Flughafen. Leider konnte ich es mir damals nicht leisten, einen Rundflug oder Flugschein zu machen. Erst einige Jahren nach dem Studium habe ich mit der Flugschule angefangen, allerdings nicht in Hof. Aber ich bin auch einmal am Hofer Flughafen gelandet. Es war schön, meinen Wohnort und die Umgebung von oben zu sehen.

Und aus Ihrer Zeit hier, gibt es da einen Ort, an den Sie gerne denken?

Ich habe die Zeit bei Rosenthal in Selb genossen. In Japan sind Keramikprodukte das beliebteste Kunsthandwerk. Die Keramik von Rosenthal ist besonders hochwertig. Wenn japanische Freunde Selb besuchen, bringe ich sie gerne zum Porzellanikon. Außerdem ist das Unternehmen FEILER in Hohenberg/Eger in Japan sehr beliebt. Oft fahre ich in das Outlet, wenn ich Geschenke für Japaner benötige.

Natsuko Podzimek vor einem Tragschrauber
Natsuko Podzimek vor einem Tragschrauber ; Foto: privat

Zum Schluss: Haben Sie noch einen Tipp für unsere heutigen Informatik-Studierenden?

Erstaunlicherweise nutze ich viele Inhalte meines Studiums im täglichen Arbeitsleben. Die von den Professoren ausgewählten Themen sind wirklich nützlich und praktisch. Daher sollten die Studieninhalte ernst genommen und gut verinnerlicht werden.

Das Interview führt Anne-Christine Habbel


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