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„Learning by doing“: Eine innovative Lernmethode fordert die Studierenden

Die Digitalisierung von Forschung und Lehre ist ein großes Thema an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hof. Eine neue Lern- und Lehrmethode geht dabei nun einen besonders bemerkenswerten Weg. Im Rahmen des Projektes „Nachhaltige Lebensmittelerzeugung in der integrierten Aquakultur“ erwerben die Studierenden zunächst in einer virtuellen Realität Wissen, das sie anschließend sofort in die Praxis umsetzen müssen. Dabei sind es die Studentinnen und Studenten, die ihren Lehrenden Handlungsanweisungen für den Betrieb einer echten Aquakultur geben – mit allen Gefahren des Scheiterns und dem schnellen daraus lernen. 

Dr. Harvey Harbach und Prof. Dr. Manuela Wimmer bieten im Projekt „NaLeA – Nachhaltige
Lebensmittelerzeugung in der integrierten Aquakultur“ eine besonders praxisorientierte
Lernmethode; Bild: Hochschule Hof;

„Die Fische in unserem Experiment sind nicht echt – niemand muss sich also Sorgen machen, dass ihnen etwas passiert“, gibt Dr. Harvey Harbach, der am Institut für nachhaltige Wassersysteme (inwa) an nachhaltiger Lebensmittelproduktion forscht, gleich mit Blick auf den Tierschutz zu Protokoll. Der zuletzt im Rahmen des Hochschulwettbewerbs zum „Wissenschaftsjahr 2023“ ausgezeichnete Forscher gibt sich aber sonst jede Mühe seinen Studierenden eine möglichst praxisnahe Ausbildung zu bieten. Gemeinsam mit Frau Prof. Manuela Wimmer arbeitet er nun am nächsten Projekt, welches neue Wege gehen wird. Frau Prof. Wimmer arbeitet ebenfalls am inwa als Forschungsgruppenleiterin für „Nachhaltigkeit und Projektmanagement in der der Wasserwirtschaft“.

Virtuell lesen, praktisch begreifen und sofort anwenden

Im Projekt „NaLeA – Nachhaltige Lebensmittelerzeugung in der integrierten Aquakultur“ planen seine Studierenden selbstständig eine Aquakulturanlage, die zur Produktion nachhaltiger Lebensmittel taugt.

„Das Wissen dafür müssen Sie sich zuvor selbst anlesen – durch Literatur, die wir ihnen digital zur Verfügung stellen. Danach aber landen sie sofort im kalten Wasser und müssen zeigen, was sie bereits verstanden, haben.“

Prof. Dr. Manuela Wimmer

Die Fragen, die sich den Studierenden dabei stellen, sind enorm vielfältig und ergeben sich aus der großen Komplexität der Aquakultur: „Welche Pflanzen kann ich verwenden, welche Fische eignen sich dafür, wie viele Nährstoffe und in welcher Kombination muss ich zusätzlich zuführen? Es ergeben sich ganz viele Faktoren, die harmonieren müssen, wenn das Ökosystem funktionieren soll“, gibt Dr. Harvey Harbach zu bedenken.

Das Aquaponik-Labor an der Hochschule Hof; Bild: Hochschule Hof;

Echte und künstlich erzeugte Problemstellungen

Dass es dabei zu Problemen und Fehlern kommt, ist ausdrücklich gewollt. Die Lehrenden setzen die Vorschläge der Studierenden zunächst immer in die Tat um – auch dann, wenn diese objektiv falsch sind. Die sich daraus manchmal zwangsläufig ergebenden Probleme müssen dann schnellstmöglich gelöst werden. „Um das Projekt möglichst realitätsnah zu gestalten, erzeugen wir auch selbst Probleme, die unweigerlich zum Kollaps des Systems führen würden und setzen unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer damit unter zeitlichen Zugzwang – zum Beispiel durch einen Ausfall der Wasseraufbereitung“, erklärt der Forscher. Wirklich kollabieren allerdings würde man das System nicht lassen, versichert Dr. Harbach – im Notfall würden die Forschenden also doch bei der Lösungsfindung unterstützen. Diese Methode allerdings sei ideal geeignet, um die Anforderungen im späteren Beruf perfekt zu simulieren:

Weit besser als bei einer klassischen Vorlesung lernen die jungen Leute schnell und lösungsorientiert im Team zu arbeiten und ihre Handlungen zu koordinieren – dieses „Learning by doing“, das normalerweise erst im Beruf zum Tragen kommt, ziehen wir also ganz bewusst bereits in die Ausbildung an der Hochschule.“

Dr. Harvey Harbach

Hohe Digitalisierung

Verbunden ist das Projekt mit einem hohen Digitalisierungsfaktor. So sind Sensoren in die Aquakultur-Anlage verbaut, die den Studierenden die notwendigen Wasserwerte digital aufs Smartphone oder den Laptop liefern. Auf Smartpads werden Pläne und Zeichnungen erstellt. Diese digitale Ausrichtung macht sich auch bei der abschließenden Prüfung bemerkbar, die nicht schriftlich stattfindet, sondern als E-Portfolio – also einer Art digitalen Niederlegung, auf welche die Lehrenden Zugriff haben.

Jetzt anmelden!

Das Wahlmodul „Lebensmittelproduktion in der Aquakultur“ kann ab sofort auch für das Wintersemester 2023/24 für den Masterstudiengang „Sustainable Water Management and Engineering“ belegt werden. (LINK)

Rainer Krauß

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