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Storytelling und UX-Design: Prof. Norbert Diedrich kommt an die Hochschule Hof

Mit Beginn des Wintersemesters 2021/22 stößt mit Prof. Norbert Diedrich ein Experte für interaktive Medien und Kommunikationsdesign zur Hochschule Hof. Nach Tätigkeiten unter anderem in New York gründete der heute 46jährige Diplom-Designer im Jahr 2005 die Agentur bueroparallel GmbH in Würzburg, deren Geschäftsführer er ist. Das Büro wurde vielfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Red Dot Communication Design Award, dem IF-Design Award und dem Annual Multimedia Gold. Es ist seit 2011 spezialisiert auf Interfacedesign, User-Experience-Design, strategische Kommunikation, Umsetzung und Implementierung im Bereich der Software- und Webentwicklung. Prof. Diedrich arbeitete in diesem Zusammenhang mit zahlreiche bekannten Firmen und Marken zusammen, u.a. für Ben & Jerry, Men´s Health, Sony Ericsson, Würth, die IHK und verschiedene mittelständische Unternehmen und Institutionen in Süddeutschland.

Prof. Norbert Diedrich; Bild: privat;

Er übernimmt an der Fakultät Interdisziplinäre und innovative Wissenschaften das Lehrgebiet „Konzeption und Gestaltung digitaler Narrationen“. Wir haben uns mit ihm über diesen spannenden Bereich unterhalten.

Herr Prof. Diedrich, wie genau ist Ihre zukünftige Aufgabe definiert?

Meine Aufgabe umfasst im weitesten Sinne die Lehre digitaler Narrative im Bereich des Internets: dies kann einerseits die anschauliche und verständliche Vermittlung komplexer Informationen im redaktionellen Bereich von kulturellen, institutionellen und industriellen Kontexten sein. Andererseits wird z.B. Storytelling für markenstrategische Ausrichtungen von Unternehmen genutzt, um sich zu positionieren.

Storytelling ist ganz wesentlich: Keine Marke kommt heute mehr ohne gute Geschichten aus!

Prof. Norbert Diedrich

Ich selbst komme aus dem Bereich der Webentwicklung, der strategischen Beratung und dem Bereich des User Experience Design – also der Gestaltung einer optimalen Benutzererfahrung im Kontext der Mensch-Maschine Schnittstelle. Diese hat u.a. mit Spaß an der Bedienung und mit einer möglichst klaren und einfachen Handhabung von digitalen Prozessen zu tun. Dahinter steckt meist eine gute Systemarchitektur und komplexe Designsysteme, mit denen über eine Benutzeroberfläche interagiert wird. Auch dies wird zu meinen Aufgaben gehören.

Seit 2017 lehren Sie im Bereich der interaktiven Medien an der Fachhochschule Würzburg. Doch auch ihr praktischer Hintergrund ist in Bezug auf Ihr Lehrthema mehr als ausgeprägt…

Als geschäftsführender Partner der bueroparallel GmbH in Würzburg habe ich unsere Kunden innerhalb der Digitalisierung strategisch beraten. Außerdem war ich verantwortlich für die Kreativdirektion der webbasierten Anwendungen und der Markenpositionierung, die mittlerweile stark digital getrieben ist. Gleichzeitig hatte ich verschiedene Aufgaben innerhalb der Leitung einer Digital-Agentur inne, wie z.B. die Ausbildung, Personalentwicklung, Akquise und Ausrichtung der Agentur.

Sie wechseln jetzt komplett in die Lehre. Was gab hierfür den Ausschlag?

Nach 16 jähriger Agenturtätigkeit ist es für mich sehr interessant an eine Hochschule zu wechseln. So kann ich stärker zukunftsorientiert innerhalb der Lehre mit Studierenden und der Forschung arbeiten. Die Projekte sind freier und nicht so sehr im Status-quo verhaftet – und man kann sinnhaftere Themen belegen und so hoffentlich den Studierenden und der Industrie die richtigen Impulse geben. In Deutschland fehlt Nachwuchs, um die Digitalisierung vernünftig vorantreiben zu können. Es macht also Sinn junge Menschen auszubilden und es macht einfach Spaß, die gesammelten Erfahrungen und Methoden zu vermitteln und weiterzugeben.

Welche aktuellen Trends sehen Sie in diesem Bereich?

Ein konkretes Trendthema für die nächste Zeit wird mit Sicherheit das Thema Barrierefreiheit sein. Dies wird künftig vom Gesetzgeber stärker eingefordert, gerade in Hinblick auf Institutionen. Designer haben dies oft stiefmütterlich behandelt und das wird sich ändern, auch für die Informatik – spätestens wenn der Gesetzgeber stärker prüfen wird.

Auch das Konzept der Headless-Architektur im Bereich der CMS- und Shop-Systeme wird immer präsenter: Es geht hierbei um die systemische Entkopplung zwischen der Benutzeroberfläche und der nachgelagerten Prozess-Logik des Backends. Beide Teile kommunizieren hier über eine Schnittstelle miteinander. Dadurch wird versucht Daten und Funktionalität aus ggfs. auch verschiedenen Quellen möglichst performant und einheitlich für möglichst viele Anwendungsanforderungen abzubilden wie z.B. Apps für Smartphone und Smartwatches ebenso für Websites oder digitalen Stelen. Die Aufgabe sind flexible Frontends, die möglichst nativ auf verschiedenen Endgeräten ausgegeben werden.

Der Designer steht hier im Fokus der Entwicklung des Designsystems und der Benutzbarkeit der verschiedenen Endgeräte. Er muss für alle Beteiligten innerhalb eines solchen Projektes beratend tätig sein können – er braucht also auch ein Verständnis für die Technologie und deren Anwendungsszenarien.

Prof. Norbert Diedrich

Spielt hierbei auch das Megathema der Künstlichen Intelligenz eine Rolle?

Selbstverständlich. Die Frage lautet: Wie wird der Designprozess durch KI-basierte Werkzeuge verändert? Dies hat jetzt schon Einfluss auf viele Bereiche z.B. der Bildbearbeitung, Film und Fotografie. Aber auch intelligente, automatisierte Gestaltungsraster werden in Zukunft Thema sein – einfache Gestaltungssysteme werden für uns Designer wegfallen, komplexere und disziplinübergreifende Fragestellungen werden hinzukommen.

Die wichtige Fragestellungen für Designer sind: Wo und wie wollen und werden wir in Zukunft arbeiten? Was sind die wirklich gesellschaftsrelevanten Themen? Wie beeinflusst Technologie unsere Arbeit? Die Vereinigung von Nachhaltigkeit und Hightech ist mit Sicherheit ein hochaktuelles Thema und wird es auch in Zukunft bleiben: Hier wäre es wünschenswert, wenn sich Designer intensiver an konkreten Produktentwicklungen und Lösungsansätzen beteiligen – die stärkere Zusammenführung von Forschung, Ingenieurwesen und Design wird weitergehen.

Warum haben Sie sich für die Hochschule Hof entschieden?

Die Hochschule Hof hat sich im Bereich des Medien- und Kommunikationsdesigns sehr gut entwickelt und die Kolleginnen und Kollegen machen eine tolle Arbeit. Ich denke, ich passe von meinen Fähig- und Fertigkeiten gut in das Team und kann dieses sinnvoll ergänzen. Auch im Leitbild der Hochschule finde ich mich wieder. Außerdem ist durch die Nähe zu meiner Heimatstadt Würzburg die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben.

Das sind natürlich gute Voraussetzungen. Worauf freuen Sie sich und wo sehen Sie die größten Herausforderungen Ihrer zukünftigen Tätigkeit?

Ich freue mich vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Studierenden und den neuen Kollegen. Als größte Herausforderung sehe ich die Komplexität und die Themenvielfalt unseres Berufes innerhalb der 7 Semester eines Bachelorstudium optimal vermitteln zu können. Aber da bin ich guter Dinge, dass dies gemeinsam gelingt.

Rainer Krauß

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