Platz eins der Deutschen Rangliste, Platz 21. der Weltrangliste – Tim Krippendorf gehört zu den besten Bogenschützen Deutschlands UND ist BWL-Student an der Hochschule Hof. Damit bleibt das Ausnahmetalent seiner Heimat treu.
Der 22-Jährige lebt nach wie vor in seiner Heimatgemeinde Döhlau (Landkreis Hof). Nach seinem Abschluss an der Realschule Rehau und dem Fachabitur an der Fachoberschule (FOS) Hof, studierte Krippendorf vier Semester Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Hof, bevor er vor 1,5 Jahren zum Studiengang Betriebswirtschaftslehre wechselte.
Seit 10 Jahren schießt Krippendorf für den ATSV Oberkotzau und konnte in dieser Zeit zahlreiche Titel einfahren: Mehrfacher Bayerischer Meister, Deutscher Vizemeister 2017, Deutscher Meister 2019 und Platz neun bei der Weltmeisterschaft in Yankton (USA) 2021 – um nur einige Erfolge zu nennen. Kürzlich war Krippendorf bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin und konnte sich dort den fünften Platz erkämpfen. Grund genug für „Campuls-digital“ den Spitzensportler mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Herr Krippendorf, Sie sind einer der besten deutschen Bogenschützen. Wie genau hat ihre sportliche Karriere begonnen, wieso sind sie Bogenschütze geworden?
Vor zehn Jahren habe ich nach einem neuen Hobby gesucht. Mein Onkel ist Abteilungsleiter der Bogenschützen in Oberkotzau und auch mein Bruder hat zu diesem Zeitpunkt schon geschossen. Irgendwann haben mich die beiden überredet das Bogenschießen auch einmal auszuprobieren. Am Anfang hat mir das zwar nicht sonderlich viel Spaß gemacht, mit meinem ersten eigenen Bogen hat sich das aber dann schlagartig verändert. Von da an wollte ich jeden Tag auf den Übungsplatz.
Sie waren schon bei zahlreichen Wettkämpfen dabei. Was waren Ihre größten Erfolge?
Zu meinen größten Erfolgen zählen meine Silber Medaille beim European Grand Prix in Antalya und die Bronze Medaille im Mixed-Team bei der Europameisterschaft. Außerdem mein deutscher Rekord mit 711 von 720 möglichen Punkten. Besonders stolz macht mich allerdings, dass ich für Deutschland einen Startplatz bei den diesjährigen World Games in Birmingham (USA) gewonnen habe.
An welche Wettkämpfe erinnern Sie sich besonders gerne zurück, bzw. welcher war der wohl spannendste, aber auch herausforderndste?
Besonders gerne erinnere ich mich an den Grand Prix in Antalya 2021 zurück, da dieser mein erster Internationaler Wettkampf in der Herrenklasse war. Zudem war der Wettkampf durch extrem starke Windböen geprägt und deshalb besonders anspruchsvoll und anstrengend.
Aktuell sind Sie mitten in der Vorbereitung für die neue Saison. Wie oft wird da in der Woche trainiert?
Das kommt ganz darauf an.Am Wochenende und solange noch Ferien sind, schieße ich täglich ca. 5-6 Stunden. Wenn die Vorlesungen wieder beginnen, trainiere ich sobald die Vorlesungen zu Ende sind – dann in der Halle und bis in die Nacht hinein.
Wenn man Spitzensportler auf Ihrem Niveau ist, wie bekommt man da Hochschule, Sport und Privatleben unter einen Hut?
Durch das Onlinestudium der letzten Semester war das ziemlich einfach, da ich von der ganzen Welt aus meine Vorlesungen besuchen konnte und somit nichts verpasst habe. Wie sich das jetzt in den nächsten Semestern vereinbaren lässt, muss ich noch sehen. Normalerweise ist aber ein Teil der Wettkämpfe in der vorlesungsfreien Zeit – trainieren muss ich dann eben abends. Was aber definitiv leidet ist das Privatleben bzw. die Freizeit, da ich in nahezu jeder freien Minute trainiere.
Trotz der Erfolge bleiben Sie ihrer Heimat nach wie vor treu. Sie kommen gebürtig aus Döhlau (Lkr. Hof), schießen für den ATSV Oberkotzau und studieren an der Hochschule Hof. Was macht für Sie die Region hier aus und warum zieht es Sie nicht in die große weite Welt?
Hauptsächlich bin ich in der Region geblieben, da ich ohnehin aufgrund des Bogenschießens sehr viel unterwegs bin – sowohl in Dt. als auch International. Da ist es dann auch schön, wenn man die Zeit zwischen FH und Sport in der Heimat verbringen kann. Außerdem habe ich mit dem ATSV Oberkotzau einen Verein gefunden, der die für mich optimalen Trainingsbedingungen schafft und mich so gut es geht unterstützt.
Sie sind aktuell im dritten Semester, haben also noch ein paar Semester vor sich. Wie soll es danach weitergehen? Welche sportlichen, aber auch privaten Ziele streben Sie in Zukunft an?
Privat steht natürlich erstmal ein guter Abschluss des Studiums an erster Stelle. Sportlich gesehen möchte ich weiterhin immer besser werden, um in der Weltrangliste noch ein paar Plätze nach oben zu klettern und mir international einen Namen zu machen.
Wie es nach dem Studium dann weitergeht, kann ich noch nicht genau sagen. Mein Traum wäre es natürlich mit dem Bogenschießen meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ob das möglich ist, werde ich sehen.
Welche Wettkämpfe stehen jetzt demnächst an und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Ich komme gerade von der Deutschen Meisterschaft in Berlin. Intern gibt es jetzt ein paar Qualifikationsturniere, um zu entscheiden wer bei den Weltcups in Antalya, Gwangju (Süd Korea), Paris bzw. bei der Europameisterschaft in München und den World Games in Birmingham (USA) starten darf. Wenn ich dort erfolgreich bin, werde ich für einen oder mehrere internationale Wettkämpfe nominiert.
Die Vorbereitung auf die kommenden Wettkämpfe besteht hauptsächlich darin bei jedem Wetter draußen zu schießen, um sich wieder an die verschiedenen Bedingungen zu gewöhnen (Wind, Kälte, Regen) und Wettkampfstrategien für diese zu entwickeln.
Mit Sicherheit gibt es auch Studierende an der Hochschule Hof, die sich für die Sportart Bogenschießen interessieren? Besteht für diese die Möglichkeit auf ein Schnuppertraining beim ATSV Oberkotzau?
Selbstverständlich, einfach Freitag von 17:00 bis 19:00 vorbeikommen. Adresse: Jean-Paul-Straße 24, 95145 Oberkotzau. Interessierte können sich aber auch über Facebook (Bogenschützen Oberkotzau), oder über die Homepage https://atsv-oberkotzau.de/bogenschiessen/ beim Abteilungsleiter Stefan Kaufmann melden.
Vielen Dank Herr Krippendorf für das ausführliche Interview und weiterhin viel Erfolg, sowohl im Sport als auch für Ihr Studium.
