Münchberg: Forscher denken Textilien nachhaltig für Bau, Raumfahrt und Rüstung
Im neu restaurierten Münchberger Schützenhaus fanden sich Mitte Oktober rund 90 Interessierte zur Stadtvorlesung des Instituts für Materialwissenschaften der Hochschule Hof (ifm) ein. Schon vor Veranstaltungsbeginn wurde vielstimmig im Foyer begrüßt, dass die Hochschule „verstärkt Präsenz in Münchberg zeige“. Standortleiter Prof. Frank Ficker stellte die Forschungsaktivitäten im Bereich Materialwissenschaften vor.

Prof. Dr. Frank Ficker, Leiter des Instituts für Materialwissenschaften (ifm) und des Fraunhofer-Anwendungszentrums Textile Faserkeramiken, sprach unter dem Titel „Nachhaltig gedacht für Bau, Raumfahrt und Rüstung“ über Projektergebnisse und über emotionale Erlebnisse aus der Forschung, und den vielfältigen Möglichkeiten, die die Infrastruktur des Instituts für Forschungspartner bietet.
Textiltechnikum bietet große Möglichkeiten
So können Firmen beispielsweise das Textiltechnikum nutzen, das großzügig Fläche zum Ausprobieren und Texten von textilen Verfahren und Produkten bietet. Ficker stellte auch Laboreinrichtungen vor, denen Prozesse wie Metallverdampfung für einzigartige Tiefenschärfe und Farbwechseleffekte auf Autotüren z.B. eines Porsche durchgeführt werden können.
Heute muss Textil sich reformieren, auf den schrumpfenden Markt einstellen. Viele Unternehmen haben das gut hinbekommen. Wir möchten sie in dieser Region unterstützen und am besten bis zur Serieneinführung Produkte entwickeln und unsere Ideen einbringen.“
Prof. Dr. Frank Ficker, Institutsleiter
Zu den Forschungsergebnissen gehören zum Beispiel auch antistatische Textilien, wie etwa Airbags, die bei Unfallgeschehen auf das Gewicht von aufprallenden Menschen oder Tieren reagieren können. Weiterhin wurden leitfähige Fasern aus Carbon vorgestellt sowie die Weiterentwicklung von Webmaschinen.
Fachpublikum zeigte großes Interesse
Großes Interesse beim Fachpublikum aus der Pflege weckten auch die sog. „Fersenstutze“ gegen Dekubitus, also faltbare Socken, die gegen Wundsein bei Bettlägrigkeit helfen. Weiter ging es über feuerabweisende Textilien für den Brandschutz über schmutz-, öl- und wasserabweisende Textilien bis hin zu textilen Bremsscheiben für Autos (über antibakterielle Krankenhausbetten berichtete auch die campuls-digital bereits).
Es ging aber auch um emotionale Momente: Tränen und Stolz beim Aufbau von neuen Maschinen und der bislang ungewohnte Kontakt zu Rüstungsunternehmen.
Zero-Waste-Produkte
Alexandra Luft, Forschungsgruppenleiterin Innovative Textilien und Ansprechpartnerin am ifm für die Wirtschaft, sprach über Recycling und die Herstellung von Zero-Waste-Produkten, die in Münchberg erprobt wird: einerseits von Web-Randstreifen, die zu neuen gefilzten Textilien werden und andererseits Verbundtextilien wie Arbeitshandschuhen, aus denen neues Granulat zur Weiterverarbeitung wird.









Begleitende Ausstellung
In der eigens für die Veranstaltung aufgebaute Ausstellung zeigten die Forscherinnen und Forscher des ifm den interessierten Unternemensvertreterinnen und -vertretern Textilien aus ihrer Forschung zum Anfassen. Darunter befanden sich textile Abwasserrohre, neuartige Bettdecken mit Kühlungsfunktion für heiße Sommernächte, Designertextilien, 3D-Textilien, gefilzte Webstuhl-Stoffreste, geflochtene Weiden, und vieles mehr. Die Bilderstrecke gibt einen Einblick.
Nächste Stadtvorlesung
„Die zehnte Stadtvorlesung war wirklich sehr gut besucht – danke für das starke Engagement von und Forschungsmarketing. Wir hatten schon vor der Veranstaltung viel positives Feedback. Deswegen machen wir gerne mit diesem Format weiter“, so der organisierende Vizepräsident Plenk, verantwortlich für Forschung, Entwicklung und Entrepreneurship.
Die nächste Stadtvorlesung findet am 6. November um 17:30 Uhr wieder in Münchberg im Schützenhaus statt: Prof. Tobias Schnabel spricht zu „Wenn die Klospülung zur Apotheke wird – Wege zu einem nachhaltigen Wasserkreislauf“.



