Die Stadt Hof startet gemeinsam mit dem Kompetenznetzwerk Wasser und Energie, der Hochschule Hof (Institut für nachhaltige Wasser- und Abfallwirtschaft – INWA) sowie der M&S Umweltprojekt GmbH aus Plauen ein zukunftsweisendes Forschungsprojekt. Ziel ist es, die Grundlagen für ein wasser- und klimaresilientes Neubaugebiet in Hof zu entwickeln. Der Projektstart wurde bei einer Pressekonferenz in Hofer Rathaus vorgestellt.

Ein Förderbescheid des Bundesministeriums für Umwelt über 400.000 Euro war dafür bereits zum Jahresbeginn eingegangen. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ gefördert und ist auf zweieinhalb Jahre angelegt.
Antwort auf Starkregen, Trockenheit und Klimawandel
Die Projektpartner machten bei der Pressekonferenz deutlich: Die zunehmenden Starkregenereignisse, wie sie auch Hof in der Vergangenheit erlebt hat, sowie die aktuell anhaltende Trockenheit verlangen nach neuen Ansätzen im Umgang mit Wasser und Flächenversiegelung. Ziel des Projekts ist es, schon in der Vorstufe der Bauleitplanung („Phase 0“) die Weichen für eine nachhaltige, wasser- und klimaresiliente Entwicklung des Quartiers zu stellen.
Oberbürgermeisterin Eva Döhla:
Wir schaffen damit die Grundlagen, wie moderne Stadtentwicklung, Klimaanpassung und Lebensqualität Hand in Hand gehen können – und das nicht nur für Hof. Hier kann man Wissenschaft im Wohnalltag erleben. Das, was wir am Trappenberg entwickeln, soll später als Blaupause für Bauprojekte in ganz Deutschland und darüber hinaus dienen.”
Oberbürgermeisterin Eva Döhla
Forschung mit Mehrwert für Bauwillige
Das neue Neubaugebiet am Trappenberg wird in seiner Größe vergleichbar mit dem Baugebiet Rosenbühl neben dem Christian-Reinhart-Gymnasium sein. Für Bauwillige hat das Forschungsprojekt direkten Nutzen: Durch eine vorausschauende Planung zur Wasserableitung und -speicherung können langfristig erhebliche Kosteneinsparungen für künftige Immobilienbesitzer erzielt werden.
Baudirektor Stephan Gleim ergänzte, dass unabhängig vom Forschungsprojekt derzeit bereits ein weiteres Baugebiet an der Willy-Brandt-Allee mit 15 Bauplätzen erschlossen wird. Für das am Trappenberg geplante Gebiet rechnet die Stadt in fünf bis sechs Jahren mit den ersten Wohnhäusern.
Wissenschaftliche Kompetenz der Region
Professor Jürgen Lehmann, Präsident der Hochschule Hof, bezeichnete das Projekt als „zukunftsweisend“:
Wasser ist eine besondere Kompetenz unserer Region. Wir müssen lernen, besser mit dem Wasser, das vom Himmel kommt, und dem Grundwasser zu wirtschaften.“
Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann, Hochschulpräsident
Professor Günter Müller-Czygan, Leiter des INWA, unterstrich, dass es zwar viele Leitfäden für klimaresiliente Stadtquartiere gebe, jedoch kaum Umsetzungen, die mit den Anforderungen der Bauleitplanung in Einklang stehen. Dieses Projekt schließe genau diese Lücke. Auch Walter Friedl, Geschäftsführer des Kompetenznetzwerks Wasser und Energie, sieht das Projekt als Modell für andere Kommunen:
Wir entwickeln eine praxisorientierte Handreichung, die Kommunen künftig als Grundlage für ihre Bauleitplanung nutzen können.“
Walter Friedl, Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V.
Komplexes Gelände – perfekte Herausforderung
Die Wahl des Trappenbergs als Projektstandort ist kein Zufall. Bernd Märtner, Geschäftsführer der M&S Umweltprojekt GmbH, erläuterte: „Die Hanglage, geologische Besonderheiten wie Felsgruppen und die Nähe zu bestehenden Wohnvierteln machen das Areal ideal für unser Vorhaben.“ Er verwies auf innovative Ansätze, bei denen Wasser nicht mehr oberflächlich, sondern im Untergrund gespeichert wird, um Verdunstungsverluste zu minimieren und gleichzeitig die natürliche Speicherfähigkeit des Bodens zu nutzen. Märtner betonte, dass es nicht nur darum gehe, Nass- und Trockenzeiten besser zu bewältigen, sondern auch Krisenszenarien wie eine unterbrochene Wasserversorgung abzusichern. „Wie schaffen wir es, das Neubaugebiet so wasserresilient wie möglich zu gestalten? Das ist die zentrale Frage für die Zukunft.“
Hof als Blaupause für klimaresilientes Bauen
Die Stadt Hof sieht in diesem Projekt eine große Chance, weit über die Region hinaus Impulse zu setzen. Der Fördermittelgeber hat dem Vorhaben bereits jetzt Leuchtturmcharakter bescheinigt. Mit einem integrierten Ansatz zur Niederschlagswassernutzung, Versickerung, Biodiversität und Notwasserversorgung wird am Trappenberg ein Musterquartier entstehen, das zeigt, wie zukunftsfähiges Bauen aussehen kann. Kernstück des Projekts ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Planungsprozesses für das Neubaugebiet. Statt isolierter Maßnahmen steht ein vernetzter Ansatz im Fokus: Regenwassermanagement, Erosionsschutz, Wasserrückhaltung, Verdunstung, Biodiversität und Notwasserversorgung werden als Teil eines integrativen Systems gedacht. Ziel ist es, das Konzept der Schwammstadt in die kommunale Bauleitplanung zu verankern. Dabei kommt erstmals die an der Hochschule Hof entwickelte Mehrebenenanalyse zum Einsatz, mit der bereits in der Vorstufe der Bauleitplanung („Phase 0“) innovative Leitplanken für eine nachhaltige Quartiersentwicklung gesetzt werden. Dieses Vorgehen könnte künftig als Blaupause für andere Städte dienen.
Rollenverteilung im Projekt
- Das Kompetenznetzwerk Wasser und Energie übernimmt das Projektmanagement sowie die abschließenden Akzeptanz- und Transferanalysen.
- Die M&S Umweltprojekt GmbH verantwortet die Bestandsanalyse des Gebiets und unterstützt weitere Arbeitspakete.
- Die Hochschule Hof / INWA steuert die Mehrebenenanalyse bei und entwickelt die methodische Grundlage für Phase „0“ in der Bauleitplanung.
Das Forschungsprojekt läuft vom 1. März 2025 bis zum 31. August 2027. Die Ergebnisse werden in einem praxisorientierten Leitfaden zusammengefasst und anderen Kommunen zur Verfügung gestellt.