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Katharina Reiner: Informatik-Studentin und eine der besten Puzzlerinnen der Welt

Für manche sind Puzzle nichts anderes als zerbröselte Kuchen oder Zeitverschwendung – für Katharina Reiner, Informatikstudentin an der Hochschule Hof im jetzt fünften Semester, sind sie die große Leidenschaft: Und dass sie sehr gut im Zusammensetzen ziemlich ähnlich aussehender Teile ist, das hat die 19 Jährige aus dem Landkreis Hof nun beeindruckend in den Semesterferien unter Beweis gestellt: Bei der Puzzle-Weltmeisterschaft im spanischen Valladollid belegte Katharina Reiner vor kurzem einen hervorragenden 7. Platz im Einzel. In einer weiteren Disziplin stellte sie sogar zusammen mit anderen einen Weltrekord auf.

Katharina Reiner, Informatikstudentin aus Köditz im Landkreis Hof, ist offiziell die siebtbeste Puzzlerin der Welt; Bild: privat;

Frau Reiner, seit wann puzzeln Sie schon und wie qualifiziert man sich für eine Puzzle-WM?

„Die Leidenschaft fürs Puzzeln liegt bei uns in der Familie. Als Kind habe ich oft gemeinsam mit meinen Großeltern ganz normal und ohne Fokus auf Geschwindigkeit gepuzzelt, nur mit meiner Patin habe ich manchmal “Wettpuzzeln” gemacht. Zur WM in Spanien bin ich dann tatsächlich aber eher zufällig gekommen. Eine Puzzle-YouTuberin, der ich folge, hat ein Video über die letzte WM geteilt. Die dabei erzielten Zeiten waren erst mal schwer einzuschätzen und nur blanke Zahlen. Also habe ich mir das Finalpuzzle bestellt und mich selbst daran ausprobiert. Und weil meine Zeit ziemlich gut war, habe ich mich dann für die Weltmeisterschaft, die World Jigsaw Puzzle Championship angemeldet.“

…und eine Zusage erhalten…

„Ja, mehr oder weniger. Es gibt gar keine Voraussetzungen – man kann sich einfach anmelden und ist dabei. Und dann habe ich mit dem Üben angefangen. Ich habe von Februar bis September an die 200 Puzzle gelegt, also quasi an jedem Tag eines. Ich befürchte, das war auch nicht immer ganz einfach für meine Familie. Meine Schwester hat sogar einen Teil ihres Zimmers leergeräumt, damit ich mehr Platz für meine Puzzles habe.“ *lacht*

Wie kann man sich die Puzzle-WM denn genau vorstellen?

„Die Weltmeisterschaft findet seit 2019 jährlich – mit Ausnahme der Pandemie – in Valladolid statt. Veranstalter ist die „World Jigsaw Puzzle Federation“ (WJPF), die Welt-Puzzle-Vereinigung. Unterstützt wird das Ganze vom Hersteller Ravensburger, dessen Puzzles natürlich auch zum Einsatz kommen. Es kommen junge und alte Menschen aus der ganzen Welt dort zusammen, die alle ihre Leidenschaft fürs Puzzeln vereint – das schafft eine wunderschöne familiäre Atmosphäre ohne viel Konkurrenzdenken – was man bei einer Weltmeisterschaft ja doch etwas erwarten würde. Es gibt dann drei Kategorien: den Einzel-, Paar- und Team-Modus, bei denen man sich jeweils durch Einstufungsrunden und Halbfinals für die Endrunde qualifizieren kann. Insgesamt geht es natürlich immer darum, das Puzzle so schnell wie möglich fertig zu bauen.“

Wie lange waren Sie denn dafür in Spanien?

„Insgesamt war ich fast eine ganze Woche zusammen mit meiner Schwester vor Ort und konnte glücklicherweise Runde für Runde gut meistern. Man kann sich das vorstellen wie in einer kleinen Arena mit vielen Zuschauern. Runde für Runde puzzlen etwa 100 bis 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegeneinander, die von freiwilligen “Kampfrichtern” überwacht werden. Sobald man fertig ist, schreiben sie die finale Zeit auf. Außerdem wird das Ganze per Livestream im Internet übertragen, so dass auch meine Familie und Freunde immer mit dabei sein konnten.  Die Schnellsten kommen dann weiter.“ 

An einzelnen Tischen kämpften sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Ausscheidungsrunden der Puzzle-WM; Bild: privat;

Und sie kamen tatsächlich ins Finale der 180 schnellsten Puzzler der Welt. Haben Sie damit gerechnet?

„Eigentlich wollte ich ja nur aus Spaß an dem Wettbewerb teilnehmen und das als einmaliges Erlebnis mitnehmen. Mein Ziel war es, einfach so viel wie möglich Puzzeln zu können, was bedeutet, sich für alle Runden zu qualifizieren. Deshalb habe ich mich natürlich sehr gefreut, in allen Kategorien ins Finale zu kommen. Aber über das wie habe ich mich noch mehr gefreut – denn in der Qualifikationsrunde des Einzelmodus war ich nur 16 Sekunden langsamer als der amtierende Weltmeister. Im Paarwettbewerb sind ich und eine Puzzlerin aus London 21. geworden, und im Team konnten wir beide gemeinsam mit einer Finnin und einem Mädchen aus Gibraltar sogar den 10. Platz erreichen. Sich gemeinsam über dieses tolle Ergebnis zu freuen, war sogar fast noch schöner, als im Einzelmodus.

Gute Stimmung vor dem Team-Wettbewerb mit Katharina Reiner (2.v.r.); Bild: privat;

Noch besser lief es aber im Einzel: Was war die Aufgabe?

„Das Finalpuzzle bestand aus 500 Teilen und sollte einen griechischen Dorfplatz mit vielen Tischen und Stühlen sowie Wein auf den Häuserfassaden ergeben. Das war eher ein herausforderndes Puzzle, schon deshalb, weil fast alle Teile blau, weiß, oder grün waren. Trotzdem war ich froh, dass es eine eher landschaftliche Fotografie als ein Artwork war – das macht mir nämlich mehr Spaß. Ich habe fürs Puzzle 46 Minuten gebraucht, der Weltmeister nur 38.“

Herzlichen Glückwunsch! Und dann war da noch die Sache mit einem echten Weltrekord…

„Ja, dieses Jahr gab es spontan auch einen Weltrekordversuch mit einem speziellen Guinness-World-2000-Teile-Puzzle, das schnellstmöglich gelegt werden muss. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Puzzler gleichzeitig mitarbeiten. Allerdings sind zu viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei auch nicht unbedingt immer hilfreich, da man für diese Aufgabe auch eine gute Abstimmung untereinander haben muss. Wir haben dann unter den schnelleren Puzzlern ein Team von acht Leuten gebildet und das Puzzle in 84 Minuten gelegt. Damit konnten wir den Weltrekord aufstellen.“

Wann geht es jetzt weiter?

„Mein Mindset aufs Puzzeln bezogen hat sich ein bisschen verändert – viele der anderen Teilnehmer haben das als richtige Sportart gesehen und die WJPF versucht sogar, das Puzzeln olympisch zu machen. Deshalb werde ich auf jeden Fall viel weiter trainieren und will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder zur WM fahren. Deshalb will ich im kommenden Semester auch einen Spanisch-Kurs belegen, damit ich mich wenigstens ein bisschen verständigen kann. Die WM hat einfach richtig Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung!“

Herzlichen Dank!


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