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Gleichstellung von Frauen: „Immer noch zu viele mit veralteten Ansichten!“

20 Jahre war Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff die Frauenbeauftragte der Hochschule Hof. 20 Jahre, in denen sich viel im Hinblick auf Gleichstellung von Frauen an der Hochschule Hof getan hat. Kurz vor ihrem Ruhestand im September blicken wir von Campuls.digital noch einmal auf ihre Amtszeit zurück und lassen sie Bilanz ziehen.

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff war 20 Jahre lang die Frauenbeauftragte der Hochschule Hof; Bild: Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff;

„Die erste Frauenbeauftragte an der Hochschule Hof war ein Mann“, erzählt Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff. „Der Grund ist ganz einfach – zu dieser Zeit gab es schlichtweg noch keine Professorinnen an der Hochschule Hof.“

Seit September 1999 ist Blank-Bewersdorff selbst als Dozentin an der Hochschule tätig, wurde als Professorin mit dem Lehrgebiet „Werkstoff- und Oberflächentechnik und Grundlagen des Maschinenbaus“ eingestellt. Seit 2002 vertritt sie als Frauenbeauftragte der Hochschule Hof die Anliegen der Studierenden.

Amt als Frauenbeauftragte

Bewusst ist hier die Rede von Studierenden, denn fast genauso oft wie Frauen haben sich während ihrer Amtszeit auch Männer bei Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff gemeldet, denen etwas im Umgang zwischen Mann und Frau oder in Bezug auf Gleichstellung aufgefallen ist.

Für mich spielt es keine Rolle, wer mich kontaktiert. Ziel ist es immer, einen Missstand abzuschaffen.“

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Die Entscheidung für das Amt als Frauenbeauftragte war laut Blank-Bewersdorff zu Beginn aber erst einmal eine strategisch-politische: „Ich wollte, um ehrlich zu sein, dadurch eine Stimme in den verschiedenen Gremien haben“, gibt sie schmunzelnd zu. „Im Laufe der Zeit ist mein Interesse an Frauenförderung und Gleichstellung aber immer und immer mehr gewachsen. Heute bin ich froh, dass ich mich damals für dieses Amt entschieden habe!“

Aufgaben einer Frauenbeauftragten

Die Liste an Aufgaben, die Blank-Bewersdorff in ihrem Amt als Frauenbeauftragte hat, ist lang. Unter anderem unterstützt sie die Hochschule bei der Herstellung der verfassungsrechtlich gebotenen Chancengleichheit und der Vermeidung bzw. Beseitigung von Nachteilen für Studentinnen, Professorinnen und weibliche Lehrpersonen. Des Weiteren vertritt sie die Interessen der Frauen in Hochschulgremien und wirkt bei der Erhöhung des Frauenanteils bei Professuren mit, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Kurz gesagt, ich kümmere mich um alles was mit Frauenförderung und -beratung zu tun hat!”

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Unterstützung bekommt sie dabei von ihren Stellvertreterinnen und studentischen Hilfskräften.

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff (dritte von rechts) gemeinsam mit weiteren Teilnehmerinnen der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten; Bild: Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff;

Außerdem haben auch alle Fakultäten der Hochschule Hof noch zusätzlich Frauenbeauftragte, die, so verrät Blank-Bewersdorff, auch ab und an mal männlich sind. Ein aktuelles Beispiel ist Prof. Norbert Dietrich von der Fakultät Interdisziplinäre und innovative Wissenschaften.

Immer noch zu viele Personen mit veralteten Ansichten

„Warum verdienen Frauen, bei gleicher Arbeit, immer noch weniger Geld und warum sind Frauen so selten in Führungspositionen zu finden?“ Das sind nur zwei von vielen Fragen, die im Grunde die Frage beantworten, warum Frauenbeauftragte in der heutigen Zeit nach wie vor so wichtig sind, egal ob an Hochschulen, in Unternehmen oder sonstigen Institutionen. Und das, obwohl die Gleichstellung von Frauen doch mittlerweile das Normalste auf der Welt sein sollte.

Im Laufe der Jahrzehnte ist die Situation natürlich besser geworden. In den meisten Köpfen ist das Thema Gleichstellung auch kein Problem mehr. Aber es gibt immer noch zu viele Personen mit verkrusteten Ansichten. Und mit 80% des Weges sollte man sich nicht zufriedengeben!”

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Aus diesem Grund versucht auch die Hochschule Hof auf allen Gebieten, sprich in der Lehre und auch im Bereich der akademischen Selbstverwaltung, die Gleichstellung zu fördern, sei es sprachlich durch Gendern oder aber auch durch Förderaktionen wie den Girls Day oder Mentoring-Programme für Frauen.

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff (hinten zweite von links) gemeinsam mit Mentees (Studentinnen), Mentorinnen (Betreuerinnen aus der Industrie) sowie weiteren Organisatorinnen des Bayern Mentoring Programms; Bild: Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff;

Außerdem wird der Frauenanteil bei den Lehrkräften kontinuierlich erhöht.

Beratungstermine sind nach wie vor gefragt

Trotzdem kommt es doch ab und an vor, dass Frauen einen Beratungstermin bei Prof. Dr. Blank-Bewersdorff anfordern.

„Gott sei Dank passiert das nur recht selten. Meist geht es dann um sexuelle Belästigung. In diesen wenigen Fällen habe ich dann mit den beschuldigten Männern Kontakt aufgenommen. So ist es stets gelungen, die Sache, ohne größeren Aufwand, beizulegen. Mit der Unterstützung des Präsidenten, die ich in solchen Angelegenheiten vollkommen habe, wären dann aber auch Maßnahmen bis hin zur Exmatrikulation möglich“, erzählt Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff.

Problematisch sind allerdings Fälle anonymer Anzeigen – dann sind allen Instanzen die Hände gebunden und man kann gar nichts machen.

Ich kann nur alle Studierenden ermutigen, sich zu melden, wenn es zu sexuellen Belästigungen kommt, nur dann können wir helfen!“

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Allerdings gibt es auch immer wieder tolle Erlebnisse in ihrem Amt als Frauenbeauftragte: „Das Schönste in den 20 Jahren als Frauenbeauftragte war für mich, dass sich eine Studentin bei mir bedankt hat für meinen Rat, ihre Kinder während des Studiums zu bekommen. Nach ihrer Zeit an der Hochschule ist die junge Mutter dann in die Wirtschaft gegangen und hat dort, trotz Kinder, Karriere gemacht.“

Übrigens: Allen Schwangeren wird von der Hochschule aus ein Beratungsgespräch bei der Frauenbeauftragten angeboten. Einerseits wird dabei eine Gefahrenanalyse, wie sie gesetzlich von der Gewerbeaufsicht gefordert wird, durchgeführt, damit der werdenden Mutter und dem Kind während des Studiums / des Praktikums nichts passiert. Andererseits werden Prüfungssituationen besprochen und auf Stillräume und Parkmöglichkeiten in der Nähe hingewiesen.

Mut machen und unterstützen

Bei vielen Opfern von Unterdrückung, Mobbing, (sexuellem) Missbrauch oder Belästigung ist jedoch nach wie vor die Hemmschwelle, sich anderen zu öffnen, viel zu groß.

Kein Mensch darf gemobbt oder gar misshandelt werden. Dieses Bewusstsein muss einfach jede und jeder besitzen. So etwas darf man sich nicht gefallen lassen und daher muss man sich wehren. Nicht jeder Mensch schafft das allein – dann muss man sich unbedingt Hilfe holen.“

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Und weiter: „Ich weiß nicht, ob ich den Betroffenen die Angst nehmen kann sich jemandem anzuvertrauen, aber ich kann Mut machen und unterstützen – und das mache ich gerne und mit ganzem Herzen.“

Die Kontaktaufnahme geht am besten per Mail an margarete.blank-bewersdorff@hof-university.de. Die Frauenbeauftragten der Hochschule und der Fakultäten sind aber natürlich auch alle persönlich ansprechbar. Das Wichtigste ist nur, dass man sich traut und sich nicht davor scheut.

Rückblick auf die Vergangenheit

Ende September geht Blank-Bewersdorff in den verdienten Ruhestand. In den 20 Jahren als Frauenbeauftragte gibt es für sie zwei wichtige Punkte, die Einfluss auf ihre Arbeit hatten:

„Erstens:  es gab es von der Hochschulleitung mehr Geld, mit dem man einige Projekte initiieren und fördern konnte, wie die Workshopreihe „Karrierestrategien“. Zweitens: Covid. Durch die Pandemie wurden vielen Projekte, wie der Girls Day oder Mädchen und Technik, auf digitale Formate umgestellt. Leider sind die meisten jetzt so „digital gesättigt“, dass die Teilnehmerquoten stark zurückgegangen sind. Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert.“

Wünsche für die Zukunft

Auch zukünftig gibt es Ihrer Meinung nach in einigen Punkten noch Handlungsbedarf.
„Alle laufenden Projekte müssen permanent überprüft und optimiert werden. Allerdings gibt es ein Gebiet, welches auch ich leider immer etwas steifmütterlich behandelt habe, welches aber meines Ermessens nach, eine immer größere Rolle spielt: die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen. Diese sollten zukünftig auf jeden Fall besser betreut werden.“

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff (links) mit ihrer Nachfolgerin Prof. Dr. Anett Matthäi (rechts); Bild: Hochschule Hof;

Anforderungen an Ihre Nachfolgerin, Prof. Dr. Anett Matthäi, hat sie allerdings keine, vielmehr wünscht sie sich, dass diese viel Spaß und Freude an dem Amt als Frauenbeauftragte hat. Blank-Bewersdorff selbst wird auch im Ruhestand noch weiter für die Rechte der Frauen kämpfen.

Wenn man sich so lange mit dieser Thematik beschäftigt hat, dann kann man gar nicht mehr anders, als sich weiter dafür zu engagieren. In welcher Form, das wird sich zeigen.“

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Für die Zukunft erhofft sich die scheidende Frauenbeauftragte der Hochschule Hof, dass die Entwicklung der Gleichstellung von Frauen weiterhin voran geht und nicht stagniert und dass die Hochschule Hof an dieser Aufgabe stets mit Priorität arbeitet.

Die Frage, welche Pläne Sie jetzt für ihren wohlverdienten Ruhestand hat, beantwortete sie allerdings sehr bescheiden:

Ich möchte nur möglichst lange einigermaßen gesund bleiben!“

Prof. Dr. Margarete Blank-Bewersdorff

Wer noch mehr über die Aufgaben der Frauenbeauftragten an der Hochschule Hof erfahren möchte kann sich hier informieren.


Franziska Brömel

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