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Das Planspiel “Sustain 2030” – Nachhaltige Entscheidungen treffen

Nachhaltigkeit gewinnt auch in der Lehre zunehmend an Bedeutung, besonders im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Um die Komplexität von Nachhaltigkeit zu vermitteln, wird vermehrt auf Lehrmethoden wie Planspiele oder projektbasiertes und kollaboratives Lernen zurückgegriffen. In diesem Zusammenhang haben die Dekanin, vier Professorinnen und Professoren der Fakultät Ingenieurwissenschaften sowie die Nachhaltigkeitsmanagerin der Hochschule Hof einen Train-the-Trainer für das Planspiel „Sustain 2030“ gemacht.

Personengruppe beim Planspiel Sustain in der Hochschule Hof
Foto: Hochschule Hof

Im Rahmen der Vorlesung „Umweltökonomie & nachhaltige Wirtschaft“ im Studiengang Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Umwelttechnik hat Prof. Dr. Manuela Wimmer das Planspiel „Sustain 2030“ zum ersten Mal angewendet.

Im Interview sprechen Prof. Dr. Manuela Wimmer, Leiterin des Masterstudiengangs „Sustainable Water Management and Engineering“ und der Forschungsgruppe „Nachhaltigkeit und Projektmanagement in der Wasserwirtschaft“ des Instituts für nachhaltige Wassersysteme und Anja Grabmeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Nachhaltigkeitsmanagerin an der Hochschule Hof über „Sustain 2030“. Gemeinsam haben sie im Rahmen der erstmaligen Anwendung die Rolle des Facilitators (Moderator oder Moderatorin in Planspielen) übernommen.

Personengruppe beim Planspiel Sustain in der Hochschule Hof
Foto: Hochschule Hof

Welche Vorteile hat ein Planspiel im Gegensatz zu gewöhnlichen Lehrveranstaltungen?

Manuela Wimmer: „Planspiele zeichnen sich durch die praxisnahe Vermittlung komplexer Sachverhalte aus und fördern die aktive Beteiligung der Teilnehmenden, was zu einem vertieften Verständnis und einer verbesserten Anwendung der Inhalte führt.“

Planspiele sind in Lehrveranstaltungen nichts ungewöhnlich, wieso würden Sie Sustain 2030 empfehlen?

Manuela Wimmer: “Mich hat der Realitätsbezug der Ereignisse in diesem Spiel begeistert. Das Spiel beginnt im Jahr 2020 und das erste Ereignis, auf das es zu reagieren gilt, ist eine Pandemie.”

Was war ausschlaggebend für Sie, das Planspiel in Ihre Vorlesung „Umweltökonomie & nachhaltige Wirtschaft” einzubinden?

Manuela Wimmer: “Zum einen passt es perfekt zum Lehrinhalt und zum anderen bin ich Methodenmix-Fan, auch um die Lernanforderungen von möglichst vielen Studierenden zu treffen. Mit dem Planspiel wird erfahrungsorientiertes Lernen in einer Simulations- und Rollenspielsituation mit Debriefing angeboten, das hoffentlich hoffentlich auch viel Spaß und Neugier am Lernen bewahrt (lacht) und mit dem Planspiel die Neugierde beim Lernen fördert.”

Worum geht es im Planspiel „Sustain 2030“?

Manuela Wimmer: „Sustain 2030 basiert auf den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) und der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Auf Grundlage der Systems Thinking Methode ermöglicht “Sustain 2030” die Auseinandersetzung mit den SDGs, stärkt die Fähigkeit zu Perspektivenwechseln und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Im Fokus stehen der Aufbau von Systemverständnis, das Denken in Zusammenhängen und die Entwicklung von Entscheidungskompetenzen.“

Wie ist der Ablauf bei der Anwendung des Planspiels?

Anja Grabmeier: „Das Planspiel beginnt mit einer Begrüßung und Einführung in die SDGs. Anschließend kehren wir in das Jahr 2021 zurück, indem ein Bürgerrat aus verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft berufen wird. Die Teilnehmenden nehmen jeweils eine Rolle ein, aus deren Perspektive sie im Planspiel agieren. Jede Rolle enthält Maßnahmen, die während der Sitzungen des Bürgerrates als Maßnahmen eingebracht werden können. Bis 2030 wird der Bürgerrat jedes halbe Jahr tagen und entschieden, welche Maßnahmen zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung in Deutschland und zur Erreichung der SDGs ergriffen werden sollen. Gleichzeitig beeinflussen Ereignisse, wie das Eintreten der Corona-Pandemie das Spiel. Nach jeder Sitzung werden die direkten und indirekten Wechselwirkungen sowie Abhängigkeiten zwischen den SDGs visualisiert und wie diese durch die getroffenen Maßnahmen. Das Planspiel endet mit einer Debriefing Phase, für Reflexion und Transfer.“

„Spannend, dynamisch, lustig und informativ. Man konnte Zusammenhänge besser verstehen als wenn man die SDGs nur theoretisch lernt . Überrascht haben mich vor allem die Verbindungen zwischen den einzelnen SDGs.“

Teilnehmender Studierender bezüglich des Planspiels

Wie lange dauert die Durchführung des Planspiels?

Manuela Wimmer: „Mit Einführung und Debriefing sollten rund drei bis vier Stunden eingeplant werden. Abhängig ist das auch davon, in welchem Kontext das Planspiel eingesetzt wird, ob die Teilnehmenden mit der Nachhaltigkeit vertraut sind und dem Transfer.

Können auch weitere Hochschulangehörige das Planspiel in ihren Vorlesungen einsetzen?

Anja Grabmeier: „Interessierte sind herzlich eingeladen, uns zu kontaktieren oder eine E-Mail an nachhaltigkeit@hof-university.de zu senden. Bei einer Gruppe ab sechs Personen organisieren wir gerne einen internen Workshop zur Facilitator-Ausbildung.“

Gibt es weitere Pläne in Bezug auf das Planspiel „Sustain 2030“?

Manuela Wimmer: „Wir wollen in Anlehnung an Sustain 2030 ein Planspiel speziell für die Wasserwirtschaft, perspektivisch für die Thematik Schwammstadt, entwickeln. Wasser stellt eine essenzielle Ressource dar, deren nachhaltige Bewirtschaftung von entscheidender Bedeutung ist.“

Anja Grabmeier: „Aus diesem Grund waren auch Kollegen aus dem Institut für nachhaltige Wassersysteme mit an Bord. Im Anschluss haben wir das Planspiel gemeinsam reflektiert und erste Ansatzpunkte für die weitere Entwicklung identifiziert.“

Vielen Dank für den Einblick in Sustain 2030 und den Einsatz von Planspielen in Lehrveranstaltungen.

Anja Grabmeier
Prof. Dr. Manuela Wimmer

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