In einem durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Kurzaustauschprogramm entwickelt die Hochschule Hof seit 2022 zusammen mit sechs internationalen Partnerhochschulen gemeinsame Lehrveranstaltungen und Projekte („campuls-digital“ berichtete). Während einer Austauschveranstaltung mit der Universität Brescia in der Lombardei wurde nun ein fränkisches Kulturgut neu interpretiert.
Ziel des Moduls „Produktentwicklung“ im Rahmen des I2P2 Projektes zwischen der Universität Brescia und der Hochschule Hof war es mit Hilfe der Methode des Design-Thinkings einen Prototypen für ein Produkt für die jeweils andere Gruppe in nur zwei Projektwochen zu entwickeln.
In diesem Jahr nahmen wir – nach der Einführung in die Methodik – ganz praktisch die traditionelle Vatertagswanderung an Himmelfahrt zum Anlass und gaben als Ziel die Gestaltung eines für die jeweils andere Gruppe passenden Bollerwagens aus.“
Prof. Dr.-Ing. Anke Müller, Dekanin der Fakultät Ingenieurwissenschaften
Und weiter: „Die Idee dazu kam unserem italienischen Kollegen Prof. Dr. Stefano Pandini und mir, während eines Spaziergangs durch den Theresienstein vergangenen Jahres.“
Interkulturelle Herausforderung
Aufgabe der beiden Gruppen war es somit, ein Vatertagsgefährt als Modell zu entwickeln und auszustatten sowie dabei besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen Gruppe zu nehmen. „Gerade dies war enorm herausfordernd, denn die Gruppen waren sehr international besetzt. Die Teilnehmenden hatten zwar deutsche und italienische Pässe, kulturell und religiös aber sehr verschiedene Herkünfte“, so die Projektleiterin. Zu den unterschiedlichen Prioritäten beim Umgang mit Getränken und Essen kamen zusätzlich noch individuelle Allergien hinzu, die berücksichtigt werden mussten: „Letztlich entwickelte sich bei der gemeinsamen Arbeit eine wunderbare Völkerverständigung in den Sprachen Englisch, Deutsch, Italienisch und sogar Spanisch. Die auftretenden Herausforderungen konnten die Studierenden toll bewältigen.“
Teambuilding und Sprachcrashkurs
In der ersten Woche in Brescia erwartete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch ein attraktives Rahmenprogramm und viel Teambuilding bei bestem Wetter schon im April. Nach einem Sprachcrashkurs – die ersten Teile hatte man zuvor bereits online absolviert – fand ein „Speed-Dating“ in der jeweiligen Fremdsprache zum ersten Kennenlernen statt. Natürlich besuchte die Gruppe das historische Universitätsgebäude, die Burg sowie die beiden Dome der Stadt Brescia. Ein Ausflug zum beliebten Gardasee und dessen „kleinen Bruder“, den Lago d’Iseo rundeten das Programm ab.
Bei einem Weintasting in der Region Franciacorte konnte sich die Gruppe zudem von der Qualität des „italienischen Champagners“ überzeugen bevor schließlich auch römische Ausgrabungen in der UNESCO Weltkulturerbestätte Museo di Santa Giulia in Augenschein genommen wurden.
Prototypen aus dem MakerSpace
Der Gegenbesuch in Hof fand schließlich – leider fast gänzlich verregnet – im Mai statt. Dabei war es die Aufgabe der Gruppen ihre Bollerwagen-Modelle im MakerSpace der Hochschule Hof, der Werkstatt für Tüftler und Entwickler, in reale Prototypen zu verwandeln. Hierbei entschied sich ein Team für eine modulare Bauweise, der Bollerwagen konnte zu kleinen Hockern mit Tisch umgewandelt werden. Das andere Team baute kompakter, mit integrierter Kühlbox und Flaschenhalterungen.
Der Alltagstest der Modelle fand schließlich bei einer Test-Wanderung rund um den Fichtelsee statt. Es zeigte sich sehr gut, dass nicht alle Ideen auch Offroad funktionieren. „Dafür aber wurden die Bollerwagen spontan schon einmal zu Musikinstrumenten und es wurde überraschend auch gesungen und gerappt“, so Prof. Anke Müller schmunzelnd.
Im Rahmenprogramm wurden den Gästen aus Italien neben einer einführenden Campustour auch Ausflüge nach Bayreuth, nach Westböhmen sowie in die Bamberger Altstadt geboten. Auch der Besuch der Unternehmerbörse an der Hochschule Hof und des Versandgroßhändlers Amazon wurden in die zweite Woche integriert. Das Kennenlernen regionaler Spezialitäten, ein gemeinsames Weißwurstfrühstück sowie weitere gemeinsame Besuche von Hofer Lokalitäten rundeten den Austausch ab.
Hintergrund des Programms für Studierende:
Die im Projekt I²P² angebotenen Module sind interdisziplinär ausgerichtet und für Studierende aller Fachrichtungen und Fakultäten geöffnet. Während des Projekts erzielte Studienleistungen können in nahezu allen Bachelorstudiengängen angerechnet werden. Ziel ist es durch gemeinsames, interkulturelles und interdisziplinäres Lernen in Vorlesungen und Praxisprojekten Studierende optimal auf die Arbeit in einer multikulturellen und vernetzten Welt vorzubereiten.