Rund vier Kilogramm Kunststoffe pro Kopf gelangen in Deutschland jedes Jahr in die Umwelt – mit teils gravierenden Folgen für Natur, Mensch und Gewässer. Wie können wir diese Belastung verringern? Genau das war die zentrale Frage des Innovationsnetzwerks S³Rem. Das Projekt am Institut für Nachhaltige Wassersysteme der Hochschule Hof (inwa) verfolgte einen ganzheitlichen Ansatz, um die Emission menschengemachter Stoffe in die Umwelt zu reduzieren. Welche Lösungen das Netzwerk entwickelt hat, worauf es dabei ankam und was daraus in Zukunft entstehen kann – darüber haben wir mit Dr. Julia Frank vom inwa gesprochen.

Worum ging es im Projekt?
„Ziel des Netzwerks S³Rem war und ist nach wie vor die Entwicklung innovativer, intelligenter, effizienter und nachhaltiger Lösungen zur Minderung des Eintrags anthropogener partikulärer Materialien und gelöster Spurenstoffe in die Umwelt. Dazu gehören Mikro- und Makroplastik, Abriebpartikel beispielsweise von Reifen oder Farben, sowie Feinstpartikel aus unterschiedlichen Abfallarten. Quellen dafür sind Verbraucherprodukte, Baustoffe, Verkehrsmittel, Infrastruktur, Landwirtschaft und Industrie. S³Rem beschränkt sich dabei nicht auf Emissionen, die von Kläranlagen ausgehen, sondern betrachtet alle relevanten Emissionspfade, die für den Eintrag dieser Stoffe in die Umwelt verantwortlich sind.“
Durch wen wurde das Projekt gefördert?
„Das Projekt wurde in zwei Projektphasen von April 2022 bis März 2025 einerseits vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) damals BMWK, sowie durch die teilnehmenden Mittelständler, aus denen das Netzwerk gebildet wurde, gefördert. Projektleiter war Professor Günter Müller-Czygan, der Leiter des inwa.“
Über welche Themen wurde geforscht?
„Geforscht wurde zu den unterschiedlichsten Themen, z.B. über die effiziente Behandlung hochkontaminierter Abwässer aus der Pharmaindustrie in Indien, über innovative Verfahrenskombinationen zur Wasserreinigung, um das Wasser dann wiederverwenden zu können, über weitergehende Spurenstoffentfernung in der Kläranlage unter Berücksichtigung eines effizienten Einsatzes von erneuerbaren Energien oder über die Entwicklung einer neuartigen Steuerung für die 4. Reinigungsstufe einer Kläranlage, die je nach gewünschter Reinigungsqualität des behandelten Abwassers auch den optimalen Energieverbrauch berücksichtigt.“
Was sind die Ergebnisse?
„Im Falle der effizienten Behandlung hochkontaminierter Abwässer aus der Pharmaindustrie konnte eine deutsche Technologie des Unternehmens up2e! erfolgreich an den indischen Markt adaptiert werden. Es wurden sehr gute Abbauraten sowohl beim CSB (chemischer Sauerstoffbedarf, ein Parameter für die Verschmutzung des Abwassers) als auch beim API (Parameter für aktive pharmazeutische Wirkstoffe) erzielt, um die schwerstbelasteten Abwässer der Pharmaindustrie zu reinigen. Die Abwassertechnologie wird aktuell in Indien weiter vermarktet. Da der Großteil der Projekte, die während der Projektlaufzeit beantragt und bewilligt wurden, noch nicht abgeschlossen sind, bleibt bei den weiteren Forschungsprojekten abzuwarten, welche weiteren Ergebnisse erzielt werden können.“
Was war eine besondere Herausforderung?
„Eine besondere Herausforderung im Projekt mit Indien waren die Zollbestimmungen zwischen Deutschland und Indien. Diese sorgten dafür, dass die Pilotanlage erst ca. 3 Monate später in Indien eintraf und somit erhebliche Verzögerungen bei der Umsetzung des Projektes nach sich zog. Dank einer kostenneutralen Verlängerung gegen Ende des Projektes und einer sehr guten Zusammenarbeit zwischen up2e! und der Hochschule Hof konnten dennoch alle Meilensteine erreicht werden.“
Wer sind die Netzwerkpartner im Detail?
„Die Netzwerkpartner sind alles deutsche KMUs, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind: Trink- und Brauchwassertechnik, Wasseraufbereitungs- und -filtersysteme, Industrie- und Prozesswassertechnologie, Wasserbehandlung problematischer Abwässer, Kleinwasserkraftanlagen, Technologien für Abwasserwiederverwendung, IT und Automation, Intelligente Steuerungssysteme für die Wasserwirtschaft, Nutzung von Wasserkraft und Abwasserwärme, Rückhaltesysteme zur Ab- und Prozesswasserbehandlung, Vollbiologische Kleinkläranlagen, E-learning, Web based trainings sowie Implementierung von Lernplattformen. Ziel war es, die Partner bestmöglich in den Projekten zu vernetzen, um einen hohen Innovationsgrad für neue Forschungsanträge erreichen zu können.“
Wie geht es jetzt weiter?
„Das Netzwerk wird auf Wunsch der Netzwerkpartner auch ohne Förderung weitergeführt. Das inwa unterstützt die Partner bei der Ausarbeitung der Anträge und profitiert selbst als Netzwerkpartner von den Forschungsanträgen. Es soll auch weiterhin 1-2 mal im Jahr regelmäßige virtuelle Treffen aller Netzwerkpartner geben, um weitere Forschungsprojekte anzubahnen. Auch die Messe IFAT, die alle zwei Jahre in München stattfindet, wird ein Ort sein, an dem viele der Netzwerkpartner zum weiteren Austausch anwesend sein werden.“
Weitere Infos zum Projekt gibt es hier: https://s3rem.de/index.html



