Unsere Maschinen kommen ja regelmäßig auch einmal zu Wort: Heute geht es dabei um eine Blasfolienanlage, die seit 2016 ihren Dienst an der Hochschule Hof verrichtet. Betreut wird sie von Tobias Gareiß, technischer Labormitarbeiter und Prof. Michael Nase, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Kreislaufwirtschaft der Bio:Polymere.
Wer bist Du? Stell Dich uns bitte einmal kurz vor.
„Ich bin eine Folienanlage, einen sonstigen Namen habe ich tatsächlich nicht. Seit Dezember 2016 bin ich hier und seitdem auch schon oft innerhalb der Maschinenhalle umgezogen – Umzüge laufen bei mir übrigens ähnlich wie bei allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aktuell bin ich im Raum C017.“
Was macht eine Blasfolienanlage, kannst Du uns das genauer erklären?
„Ich stelle aus Kunststoffgranulat Folie her. Das bedeutet, dass mein Einfülltrichter mit Kunststoff-Granulat und einigen Zusätzen befüllt wird. Anschließend wird das Ganze aufgeschmolzen, homogenisiert und plastifiziert. Die Kunststoffschmelze wird dann zum Blaskopf, also dem Extrusionswerkzeug, befördert und durch die Ringdüse in den Blaskopf gedrückt. Dabei entsteht durch Einblasen von Luft eine Blase – wie beim Kaugummi. Diese Bubble wird dann direkt an der Blasturmspitze flachgelegt. Dann schneidet man die Ränder der Bubble ab. Und zack hat man durch das Flachlegen zwei flache Folienbahnen, die man dann sauber aufwickeln kann. Da das doch etwas komplizierter ist, lasse ich nur Fachpersonal an mich ran.“
Was ist Dein wichtigstes Bauteil?
„Ohne Frage der Extruder, denn ohne den kann kein Kunststoff aufgeschmolzen werden.“
Und was kannst Du besonders gut?
„Ich kann Folie herstellen, ein- oder mehrlagig. Ich kann auch Kunststoffmaterial testen und natürlich – ganz wichtig – auch Anschauungsobjekt für Praktika sein.“
Wie bist Du zur Hochschule gekommen? Wer hat Dich angeschafft?
„Ich bin eine Second-Hand-Sachspende der POLIFILM Extrusion GmbH – das ist der Ex-Arbeitgeber von Michael Nase. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich die erste Folienanlage an der Hochschule war. Heute gibt es ja einige mehr von uns – woran man auch unsere Wichtigkeit sieht. Wir sprechen z.B. noch über meine Stiefschwester.“
Bist Du eher im Einsatz für die Forschung oder im Einsatz für die Studierenden, sodass sie etwas an Dir lernen können?
„Beides: Ich bin in zahlreichen Forschungsprojekten aktiv, welche die Entwicklung einer Folie zum Ziel haben, aber auch in diversen Praktika. Regelmäßig bin ich auch im Dienst der Nachwuchswerbung aktiv und kann beim Girls Day, Mädchen und Technik-Tag, dem Tag der offenen Tür oder Besuchen von Schulklassen in Aktion gesehen werden. Kinder und Gäste können an mir viel lernen, denn ich bin recht transparent, sprich: Man kann von außen in mich hineinschauen und so den ganzen Prozess der Entstehung von Folien sehen und gut nachverfolgen.“
Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus? Sind Deine Folien immer dünner geworden? Welche Stoffe hat man früher verarbeitet, welche heute?
„Mit den Jahren sind meine Folien immer dünner geworden, ja. Das senkt die Materialkosten. Allerdings wird die Kreislauffähigkeit ab einer gewissen Dicke oder Dünne sehr erschwert. Neuerdings darf ich auch Biokunststoffe wie PLA (Polylactic Acid), TPS (Thermoplastische Stärke), PBAT (Polybutylenadipat-terephthalat), PBS (Polybutylensuccinat) und PHB (Polyhydroxybutyrat) verarbeiten. Biokunststoffe machen mir viel Spaß, aber einfacher sind die konventionellen Kunststoffe.
Ich kann es auch so zusammenfassen: Ein großer wichtiger Bereich für uns sind Folien, die vielleicht mal in der Natur landen und dort eigentlich zerfallen sollen. Das wären z.B. Agristretchfolien oder Biomulch-Folien. Ein zweiter Bereich ist der kurzlebiger Verpackungen. Wir wollen, dass diese sehr viel stärker aus biologisch abbaubaren Biopolymeren hergestellt werden als bisher. Ein Beispiel hierfür sind Coolpacks, die oft bei großen Konzerten einfach liegenbleiben.“
Was machen die Studierenden und die Forscherinnen und Forscher mit Dir?
„Die Studierenden behandeln mich super. Sie sind achtsam, sie probieren Dinge aus und reden mir gut zu. Insbesondere am Anfang sind sie sehr vorsichtig, dann probieren sie aber auch mehr aus. Es ist noch nie etwas kaputt gegangen. Ganz im Gegensatz zu den Forschenden: Die haben es manchmal eilig und dann geht etwas kaputt. Da komme ich nicht immer mit auf meine alten Tage.“
Besser wäre es, wenn …
„… ich durch einen neuen, innovativeren, technisch besseren Extruder Unterstützung bekommen würde. Falls jemand, der dies liest, zufällig einen 25x30D oder 30x30D Extruder für uns hätte: Dann bitte gerne bei Michael Nase melden. Er würde sich sehr freuen.“
Bist Du zufrieden an der Hochschule Hof? Wenn Du Dir etwas wünschen könntest, was wäre das?
„Ja, ich bin hier sehr zufrieden und mache mir auch ab und zu einen Spaß daraus die Forscher und Techniker zu ärgern. Da ich noch lange meinen Dienst an der Hochschule verrichten muss, würde ich mir neue Maschinenbauteile wünschen, das habe ich ja gerade schon gesagt.“
Wo sind Deine Brüder und Schwestern gelandet?
„Meine Stiefschwester, die Gießfolienanlage, steht nahe bei mir. Sie macht sog. „Gießfolien“ z.B. für das Projekt BioSlide. Da geht es um Gleitflächen für den Ski- und Wassersport, also gar nicht aufblasbar wie bei mir, sondern eher eine Lage einer Folie.“
Du hast keine Augen, deswegen …..
„… wäre es natürlich toll, wenn ich als Zusatz noch ein Fehlererkennungssystem zur Verbesserung der Qualität der Folie bekommen würde. Oder auch ein Dickenmessgerät bzw. einen Stippenzähler, der mir dann sagen kann, wie viele Fehler meine Folie hat, wenn z.B. eine Fliege miteingeschlossen wurde. Denn Faktum ist: Da ich so alt bin, wurde an mir schon eine Menge ausgetauscht und erweitert, da hat das Team Nase und Gareiß viel Erfahrung mit.“
Wie lange wirst Du voraussichtlich hier in der Maschinenhalle bleiben?
„Bis zum bitteren Ende!“
Vielen Dank für das Gespräch!