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Die Hochschule Hof auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit

Die Hochschule Hof möchte künftig unabhängig von fremder Energie werden. Um dieses Ziel zu erreichen, startete nun das Projekt „Energieautarke Hochschule Hof“. Bis zum Ende des Jahres möchten Oliver Stark und sein Team am iwe die notwendigen Erkenntnisse gewinnen, um das große Ziel zu erreichen.

Oliver Stark vom Institut für Wasser und Energiemanagement der Hochschule Hof (iwe); Bild: Hochschule Hof;

Herr Stark, was waren die Beweggründe, die zum Start des Projekts führten?

„Im Jahr 2022 entstand an der Hochschule Hof in Folge der Energiekrise eine Arbeitsgruppe aus Haustechnik, Stabstelle Infrastruktur/Umweltmanagement und Mitarbeitern vom iwe. In einem Workshop zur Energieeffizienz wurden kurzfristige Energieeinsparmöglichkeiten eruiert. Mittel- und langfristige Maßnahmen über Wege zu einer energieautarken Hochschule wurden aber ebenfalls andiskutiert.

Ein weiterer Grund sind die rechtlichen Vorgaben: Laut Bayerischem Klimaschutzgesetz (BayKlimaG) sollen Staat bzw. Behörden und Einrichtungen des Freistaates Bayern eine Vorbildfunktion beim Klimaschutz wahrnehmen und müssen Ideen und Konzepte entwickeln.  Insbesondere in den Bereichen der Energieeinsparung, der effizienten Bereitstellung, Umwandlung, Nutzung und Speicherung von Energie sowie der Nutzung erneuerbarer Energien und ihrer Beschaffung sollen Aktionen erfolgen, um das Ziel einer klimaneutralen Verwaltung bis 2028 zu erreichen. Allerdings hat sich das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz noch nicht dazu geäußert, ob aus Sicht der Staatsregierung auch die Hochschulen und Universitäten des Freistaats mittelbar oder unmittelbar der Staatsverwaltung zugeordnet werden sollen.“

Was genau ist die Zielsetzung?

„Das Projekt selbst wurde durch Prof. Plessing initiiert. Es soll proaktiv Szenarien für eine energieautarke Hochschule entwickeln. Konkret heißt das:

Wir möchten in den Bereichen Energieerzeugung und Energiespeicherung für die Sektoren Wärme und Strom Umsetzungsvorschläge erarbeiten. Nach Fertigstellung sollen diese Konzepte dann veröffentlicht werden.

Oliver Stark, Projektleiter

Möglicherweise sollen auch andere Hochschulen von diesen Arbeiten profitieren können – zum Beispiel in Form energetischer Beratungen.“

Worin besteht Ihre Aufgabe in den nächsten Monaten konkret?

„Um Szenarien und Konzepte für eine energieautarke Hochschule entwickeln zu können, ist zunächst eine tiefgreifende Bestandsaufnahme, also eine IST-Analyse der vorhandenen Systeme notwendig. Dazu zählt die Datenerfassung (Liegenschaftspläne, Gebäudepläne, Leitungspläne, Abwasserleitungen, etc.) für beide Hauptstandorte Hof und Münchberg. Nach einer ersten Sichtung ist eine Datenaufbereitung von hydraulischen Plänen notwendig, um die Umsetzung eines hydraulischen Abgleichs vorzunehmen. Aber auch bei den elektrischen Schaltplänen ist eine Datenaufbereitung notwendig.“

Jede Menge Messungen und Dokumentationen erwarten das Projektteam des iwe; Bild: Hochschule Hof;

Gab es hier schon erste Schritte?

„Ja. Ende des vergangenen Jahres wurden neue Messstellen am Campus Hof eingebaut und eingerichtet. Hier steht die Auswertung der Messreihen der neuen Wärmemengenzähler/Stromzähler und die Berechnung des Wärmeverbrauchs einzelner Gebäudeteile an. Hier könnten unter Umständen institutsinterne Messgeräte für beide Sektoren zum Einsatz kommen, um interessante Bereiche detaillierter zu betrachten. Zum Abschluss der Bestandsaufnahme stehen die Erstellung der Energieflussdiagramme und die Auswertung der Energiedaten zur Bilanzierung des Gesamtenergieverbrauchs an.“

Wie muss man sich den aktuellen Stand vorstellen? Wie energieautark ist die Hochschule Hof derzeit?

„Mit dem Einbau der Messtechnik durch die Stabstelle Infrastruktur/Umweltmanagement wurde an den Standorten Hof und Münchberg eine passende energetische Ausgangslage geschaffen, um konkrete Maßnahmen zum Thema energieautarke Hochschule angehen zu können.

Für den Standort Hof heißt das:

  • Zum jetzigen Zeitpunkt verfügt die Hochschule über drei PV-Anlagen auf der Maschinenhalle, auf dem G-Gebäude und auf dem D-Gebäude mit jeweils einer Anlage im geringen zweistelligen kWp Leistungsbereich. Grund für den Bau solcher Anlagen ist, dass bei Neubau der Gebäude das staatliche Bauamt durch eine Verwaltungsvorschrift einen gewissen Prozentsatz der Kosten der technischen Gebäudeausrüstung für den Bau einer Photovoltaikanlagen bereitstellt.
  • Der Campus Hof wird vollständig energetisch durch die Beamtenfachhochschule versorgt. Dort wird die Hochschule über einen Nahwärmeanschluss mit einem Blockheizkraftwerk und zwei weiteren Kombibrennern mit Wärme beliefert. Der Strom wird ebenfalls direkt über die HöfD beschafft.

Am Standort Münchberg sieht es so aus:

  • Der Campus wird über einen Pelletkessel regenerativ versorgt und in Spitzenzeiten durch einen Gaskessel unterstützt. Auf dem neu gebauten Technikum wurde eine PV-Anlage mit einer Leistung von ca.10kWp errichtet.
  • In den letzten Jahren fand ein sukzessiver Austausch aller Heizunterverteiler in den einzelnen Gebäudeteilen statt. Aktuell stehen die Baumaßnahmen der Heizleitungssysteme der Färberei und des Hochbaus an.

Am Standort Selb gilt:

  • Da die Räume des Standortes gemietet sind, ist es schwierig energetische Maßnahmen dort umzusetzen.
  • Aktuell eruieren Mitarbeiter des iwe ein potentielles Nahwärmekonzept zur Wärmeversorgung des Rosenthal Areals mit Abwärme aus einer benachbarten Textilfabrik.

Die Lage am Standort Kronach:

  • Hier sind die Räume des Standortes ebenfalls gemietet und entsprechend schwierig sind energetische Maßnahmen dort umzusetzen.“
Ein Blick in die Wärmeversorgung der Hochschule; Bild: Hochschule Hof;

Welche besonderen Herausforderungen sind heute schon erkennbar?

„Es ist nun auszuloten, ob für solche energetischen Installationen passende nationale oder regionale Fördermöglichkeiten in Frage kommen, die in einem größeren Umfang solche Umsetzungsprojekte realisierbar machen.

Auch aus technologischer Sicht sind noch Punkte zu klären. Normalerweise ist für bauliche Tätigkeiten an den Standorten das Staatliche Bauamt in Bayreuth zuständig. Beispielsweise müsste der Netzverknüpfungspunkt bzw. die Mittelspannungsschaltanlagen durch das staatliche Bauamt umgerüstet werden, wenn größere Erzeugungsleistungen auf dem Campus Hof installiert würden.

Neben den finanziellen und technischen Herausforderungen sind auch verwaltungstechnische Hürden zu nennen, die bewältigt werden müssen. Trotz der Eigenständigkeit der beiden Hochschulen (HöfD und Hochschule Hof) wäre eine gemeinsame energetische Betrachtung und Planung sinnvoll.“

Welche Abteilungen sind eingebunden, um dem Ziel näher zu kommen?

„In dem Projekt sind die Kollegen der Stabstelle Infrastruktur/Umweltmanagement als auch die Kollegen der Haustechnik involviert. Außerdem können die Professoren Schlosser (TGA) und Schenk (Elektrotechnik) mit studentischen Arbeiten an dem Projekt partizipieren.“

Danke für die umfangreichen Informationen. Wir wünschen dem Projekt viel Erfolg!

Rainer Krauß

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