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1,5 Millionen Euro Fördergelder für das Institut für Wasser- und Energiemanagement

Seit Oktober 2020 ist Prof. Günter Müller-Czygan Stiftungsprofessor für Wasserinfrastruktur im Institut für Wasser- und Energiemanagement (iwe) der Hochschule Hof. Der gebürtige Mescheder (Sauerland) hat Bauingenieurwesen an der Universität Kassel studiert und seinen Master in Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige Gesellschaft mbH in Münster absolviert. Auch sein beruflicher Werdegang ist breit gefächert. Unter anderem arbeitete als selbstständiger Ingenieur für Siedlungswasserwirtschaft und als Projektleiter und Förderberater bei verschiedenen Firmen der Wasser- und Versorgungswirtschaft. Seit nunmehr 1,5 Jahren leitet er die Forschungsgruppe Wasserinfrastruktur und Digitalisierung der Hochschule Hof und hat dem iwe in dieser Zeit Fördergelder in Millionenhöhe eingebracht.

Prof. Günter Müller-Czygan (Stiftungsprofessor für Wasserinfrastruktur, Forschungsgruppenleitung Wasserinfrastruktur und Digitalisierung; Bild: Hochschule Hof;

Seit 16 Monaten sind Sie Stiftungsprofessor an der Hochschule Hof. Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind damit im Speziellen verbunden?

“Der Schwerpunkt der Stiftungsprofessur ist der Bereich Wasserinfrastruktur. Hierbei geht es im Wesentlichen um Trinkwasserversorgungssysteme und Abwasserverteilsysteme inklusive der Anbindung an Kläranlagen. Beide Wasserbereiche stehen besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels vor besonderen Herausforderungen, insbesondere durch die zunehmenden Wetterextreme Starkregen und Trockenperioden. Ein Schwerpunktthema dabei ist die Digitalisierung, von der sich auch die Wasserwirtschaft neue und effektive Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Herausforderungen erhofft. Deshalb habe ich die Forschungsgruppe Wasserinfrastruktur und Digitalisierung gegründet, die sich aktuell mit zwei Mitarbeiterinnen um einzelne Forschungsthemen in diesem Themenfeld kümmert.”

Welche Zwischenbilanz können Sie heute ziehen?

“Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich in Hof angekommen bin und mich sehr wohl fühle. Die Themenschwerpunkte sind richtig gesetzt, das zeigen mir viele Gespräche mit Fachkolleg*innen, Kommunen und Förderstellen. Auch die mittlerweile hohe Anzahl an Förderbescheiden, die in Summe rund 1,5 Millionen Euro Fördergelder für das iwe bedeuten, bestätigen die richtige Themenauswahl und Schwerpunktfokussierung. Zudem kann ich Einzelaspekte dieser Förderprojekte mit in die Lehre einbinden, insbesondere in den neuen Master-Studiengang Sustainable Water Management and Engineering, aber auch in den Bachelorstudiengang Umweltingenieurwesen. Dank der zahlreichen Förderprojekte kann ich in den kommenden Monaten mein Team um einige neue Mitarbeiter*innen erweitern.”

Wo liegen derzeit Ihre thematischen Schwerpunkte, wo fließt das Fördergeld genau hin?

“Alle Förderprojekte lassen sich der genannten Klammer Wasserinfrastruktur und Digitalisierung zuordnen. Dabei stechen besonders zwei große Projekte besonders hervor, die etwa zwei Drittel der Fördergelder ausmachen. In einem Projekt handelt es sich um die Entwicklung eines zertifizierten Weiterbildungslehrgangs zum Thema Schwammstadt, also die Präsentation und Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lösungen zum Umgang mit Wetterextremereignissen in Städten und urbanen Räumen. Hierbei geht es unter anderem um die Nutzung von vorhandenen Kanalstauräumen zur Regenwasserrückhaltung, einer besseren Versickerung bzw. Nutzung von Niederschlagswasser oder aber auch der Kleinklimaverbesserung durch Gründächer oder Gebäudefassadenbegrünung.

In dem anderen großen Projekt erforschen wir im Konsortium mit Wissenschaftspartnern, Industrieunternehmen und der Stadt Jena, wie ein intelligentes Kanalnetz der Zukunft mit Digitalisierung ausgestattet und gesteuert werden muss. Die weiteren Projekte befassen sich im weiteren Sinne mit Weiterbildung, der Wiederverwendung von Abwasser, dem Rückhalt von Niederschlag in kleinen Gemeinden und der Datenverarbeitung moderner Niederschlagsmesssysteme. Zudem können wir in Kürze einen Versuchscontainer in Betrieb nehmen, mit dem wir moderne cyber-physische Systeme zum Schmutzstoffrückhalt im Kanal untersuchen können, die zum Einsatz kommen, wenn der Kanal bei Vollfüllung durch zu viel Regenwasser überläuft.

Dieser Container wird auch mit finanziellen Mitteln der Oberfrankenstiftung gefördert, die neben der Rainer Marktgraf Stiftung, dem Verein für Bauforschung und Berufsbildung des Bayerischen Bauindustrieverbandes sowie der KSB-Stiftung meine Professur für die nächsten knapp 5 Jahre finanziert.”

Prof. Günter Müller-Czygan

Weitere Förderbescheide sind in diesem Jahr bereits eingegangen, zwei neue Projekte stehen somit auch schon in den Startlöchern. Was können Sie uns dazu erzählen?

“Zum Jahreswechsel konnten wir uns bereits über erste Förderbescheide für 2022 freuen. Das eine Projekt, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, enthält die Entwicklung und Evaluation einer neuen, lernförderlichen Weiterbildungsreihe zur Digitalisierung in der kommunalen Wasserwirtschaft. Bei dem anderen Projekt handelt es sich um das bereits vorgestellte Vorhaben mit der Stadt Jena zur Entwicklung einer modernen und digitalbasierten Kanalnetzbewirtschaftung für eine Großstadt.”

Welche Ziele verfolgen Sie mit diesen beiden Projekten

“Im ersten Vorhaben entsteht als Ergebnis ein Zertifikatslehrgang zum Digitalisierungsexperten der Wasserwirtschaft, den es in dieser Form bislang noch nicht gibt. Ergebnisse aus unserer vom Bundesforschungsministerium geförderten Metastudie WaterExe4.0 zum Stand der Digitalisierung in der Wasserwirtschaft bestätigen den Bedarf für einen solchen Zertifikatslehrgang. Im zweiten Projekt soll anhand der Ergebnisse der Realversuche in Jena u.a. eine Art Leitfaden entstehen, damit auch Mittel- und Kleinstädte wissen, wie man einen ähnlichen Weg zur Digitalisierung des Kanalnetzes gehen kann, wie dieser für die Stadt Jena in unserem Konsortium entwickelt wird.”

Was wünschen Sie sich für die Zukunft – als Stiftungsprofessor, aber auch für künftige Projekte an der Hochschule Hof?

“An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich noch einmal ganz herzlich bei den Stiftern und natürlich auch bei der Berufungskommission und der Hochschulleitung für die Berufung auf diese Position und das damit verbundene Vertrauen in meine Person zu bedanken. Ich wünsche mir, dass mein Team weiter wächst, und ich weiterhin so wundervolle und wertvolle Personen gewinnen kann, wie dies bisher der Fall war.

Darüber hinaus hoffe ich auf eine Kontinuität der guten Zusammenarbeit in der Fakultät und im iwe mit den Kolleginnen und Kollegen. Wir Wasserwissenschaftler hier in Hof haben festgestellt, dass wir derzeit zu den wenigen Wasserforschenden weltweit gehören, die insbesondere in Sachen Digitalisierung und Nachhaltigkeit die Rolle des Menschen in Bezug zu den technischen Lösungen intensiv betrachten und deren Bedeutung für den Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitserfolg in unseren Projekten feststellen konnten. Hier wollen wir anknüpfen und Forschungsthemen in Kooperation mit der Forschungsgruppe Nachhaltigkeit und Projektmanagement in der Wasserwirtschaft von Kollegin Prof.- Dr. Manuela Wimmer stärker angehen und hier unsere Forschung ausweiten. Beispielsweise werden wir zusammen mit Kollegin Wimmer im gemeinsamen Projekt DigiNaX ab Herbst dieses Jahres einen jährlichen Digitalisierungsreport der Wasserwirtschaft herausgeben, in dem nicht nur ersichtlich ist, welche Technologin im deutschsprachigen Raum existieren. Die Ergebnisse ergänzender Umfragen werden uns zudem zeigen, ob die Menschen angemessen in diese Prozesse eingebunden werden bzw. was sich Anwender von Digitalisierungslösungen in der Wasserwirtschaft von Wissenschaft und Wirtschaft wünschen.

Auch werden wir das Thema Nachhaltigkeit mit adressieren. Bei den technischen Digitalisierungsthemen sehe ich in den kommenden Jahren ebenfalls ein großes Förderpotential. Generell wünsche ich mir, dass auch der soziotechnische Aspekt mit dem Menschen im Fokus der Digitalisierung in Förderprogrammen und Förderthemen von Bund und Ländern oder auch anderen Förderträgern stärker angesprochen wird. Dieser Aspekt wird grundsätzlich in unseren Digitalisierungsprojekten Untersuchungsgegenstand sein, je nach Projektausrichtung mehr oder weniger intensiv. Mit den unterschiedlichen Themen, die wir im iwe ansprechen, sehe ich uns für die Zukunft gut aufgestellt und damit hat auch diese Stiftungsprofessur ihren Platz gefunden.”

Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft.

Logo der Forschungsgruppe Wasserinfrastruktur und Digitalisierung; Quelle: Hochschule Hof;

Franziska Brömel

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