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Digital & kompetenzorientiert prüfen – Erkenntnisse aus dem Projekt ii.oo

Die Digitalisierung verändert nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch die Art und Weise, wie gelehrt und geprüft wird. Um Studierende optimal auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten, müssen auch Lehr- und Prüfungsformate weiterentwickelt werden. Genau damit setzt sich das Projekt “ii.oo – Digitales kompetenzorientiertes Prüfen implementieren” auseinander: Es entwickelt innovative Konzepte für Prüfungen am Puls der Zeit und ermutigt Lehrende, neue Ansätze in ihren Fachdisziplinen zu erproben.

Innovative Prüfungskonzepte am Puls der Zeit entwickelte das Projekt ii.oo; Bild: Hochschule Hof;

Ein zentrales Prinzip dabei ist das Constructive Alignment – also die gezielte Abstimmung von Lernzielen, Lehr-Lern-Methoden und Prüfungsformaten:

Studierende erhalten eine klare Orientierung, was sie lernen sollen und wie dieses Wissen geprüft wird. Geprüft wird nicht nur erworbenes Wissen, sondern auch oder vor allem die Fähigkeit, es in der Praxis anzuwenden.“

Prof. Dr.-Ing. Dietmar Wolff, Vizepräsident Lehre der Hochschule Hof und Projektleiter

Praxisnahe Lösungen für verschiedene Fachbereiche

Auf diese Art und Weise werden zukunftsorientierte Prüfungsformate gestaltet, die nicht nur den Lernfortschritt abbilden, sondern auch den Studierenden eine objektive Selbsteinschätzung ermöglichen. Das ii.oo-Projekt setzt hierfür auf die drei etablierten Prüfungssysteme Mahara, Moodle und EXaHM, die eine flexible und rechtssichere Umsetzung digitaler Prüfungen ermöglichen. Insbesondere erarbeitet das Projekt Good-Practice-Beispiele für digitale Prüfungen in den Fachbereichen BWL, MINT, Soziales und Gesundheit.

Erfahrungen aus der Praxis – Vier Professoren berichten

Im Folgenden teilen Lehrende, die bereits digitale Prüfungsformate erfolgreich umgesetzt haben, ihre Erfahrungen. Dabei kommen vier Good-Practice-Professoren (von insgesamt zehn) unserer Hochschule zu Wort, die mit gutem Beispiel vorangehen, inspirieren und motivieren.

„Campuls-digital“ wollte dabei jeweils wissen:

  • Was war für Sie der größte Mehrwert der Projektteilnahme und worin sehen Sie den Mehrwert für die Studierenden?
  • Gab es einen besonderen Moment oder eine Rückmeldung in Bezug auf digitale, kompetenzorientierte Prüfungen, die Sie besonders inspiriert oder überrascht hat?
  • Welche Tipps haben Sie für Kollegen und Kolleginnen, die noch zögern, digitale, kompetenzorientierte Prüfungen in ihre Lehre einzubeziehen?

Prof. Dr. Walter Kern – Prüfungen praxisnah gestalten

„Der Mehrwert bestand für mich in der Möglichkeit, selbst entwickelte neuartige Ansätze zur Schaffung praxisnaher Prüfungssituationen im Bereich Software-Entwicklung und Modellierung im Rahmen systematischer Befragungen zu evaluieren und – darauf basierend – iterativ zu optimieren. Studierende konnten typische Werkzeuge der späteren Berufspraxis direkt in Übungen und Probeprüfungen einsetzen und deren Weiterentwicklung mitgestalten.

Die positive Resonanz der Studierenden bereits zu den ersten Prototypen der selbst geschaffenen Lösungen war überwältigend und ein großer Motivator, diese weiterzuentwickeln sowie weitere und darüber hinausgehende Ansätze zu schaffen.

Es ist vorteilhaft, erstmal digitale Probeprüfungen umzusetzen und Erfahrungen mit den Tools und Anforderungen von Studierendenseite zu sammeln. Bei Fragen zu den von mir geschaffenen Lösungen kann man mich gerne kontaktieren. Zudem steht mit DAL ein tatkräftiges Team bereit, welches bei der Digitalisierung von Lehre und Prüfungen jederzeit kompetent berät.“

Prof. Dr. Walter Kern (Fakultät Informatik), Studiengangleiter
Verwaltungsinformatik; Bild: Hochschule Hof;

Dr. Harvey Harbach – Flexibilität und Kreativität fördern

„Die Teilnahme am Projekt hat mir ermöglicht, effektive Prüfungsformate zu entwickeln, die den Studierenden helfen, ihre Kompetenzen gezielt zu zeigen – einschließlich der Fähigkeiten, die sie durch Vorbildung, Hobbys oder private Erfahrungen mitbringen. Für die Studierenden bedeutet das praxisnahes Lernen, mehr Engagement und eine gerechtere Bewertung ihrer Fähigkeiten.

Besonders inspirierend war die Rückmeldung einer Studentin, die durch die digitale Prüfungsmethode ihre Kreativität einbringen konnte. Ihre Begeisterung zeigte mir, wie wichtig flexible Prüfungsformate für die persönliche Entwicklung der Studierenden sind.

Ich selbst habe den Tipp erhalten, fortwährend Neues auszuprobieren, um meine Lehre weiterzuentwickeln. Ich lasse mich dabei nicht von Unsicherheit leiten, sondern von meiner Begeisterung und Freude an der Lehre. Ich gestalte die eingesetzten Lehrmethoden flexibel, wodurch ich die Motivation der Studierenden steigere und gleichzeitig ihr Verständnis vertiefe.“

Dr. Harvey Harbach, Forschungsgruppenleiter „Ressourceneffiziente
Lebensmittelproduktion in integrierter Aquakultur“; Bild: Hochschule Hof;

Prof. Dr.-Ing. Paul Molenda – Mut zur Veränderung

„Die Teilnahme am Projekt ii.oo hat mir wertvolle Einblicke in innovative Prüfungsformate und deren Einfluss auf den Lernprozess der Studierenden ermöglicht. Besonders schätze ich, dass digitale, kompetenzorientierte Prüfungen eine praxisnahe Wissensanwendung ermöglichen. Studierende profitieren davon, indem sie ihre Fachkompetenzen praktisch unter Beweis stellen können.

Ein besonderes Highlight war die Einführung eines Video-Projekts als Teil der Studienarbeit. Die Aufgabe bestand darin, ein fachliches Thema kreativ und verständlich in einem kurzen Video zu erklären. Die Studierenden waren zunächst überrascht, aber schnell begeistert von dieser Methode. Besonders beeindruckend war das Feedback: Viele gaben an, dass sie sich intensiver mit dem Stoff beschäftigt haben, weil sie ihn nicht nur verstehen, sondern auch klar und strukturiert präsentieren mussten. Außerdem verbesserten sie ihre Medien- und Präsentationsfähigkeiten, was ihnen auch für zukünftige berufliche Herausforderungen zugutekommen wird. Eine Studierende sagte: „Ich habe noch nie so viel Spaß an einer Prüfung gehabt – und gleichzeitig so viel gelernt!

Mein wichtigster Tipp: Mut zur Veränderung! Digitale, kompetenzorientierte Prüfungen bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten und lassen sich schrittweise in die eigene Lehrpraxis integrieren. Ein guter Einstieg ist, klassische Prüfungsformate durch alternative Methoden zu ergänzen – beispielsweise durch Video-Projekte, Case Studies oder simulationsbasierte Aufgaben.“

Prof. Dr.-Ing. Paul Molenda (Fakultät Ingenieurwissenschaften), Studiengangleiter Wirtschaftsingenieurwesen; Bild: Hochschule Hof

Prof. Dr. Sebastian Leuoth – Faires und sicheres Prüfen

„Der größte Mehrwert war, das neue System von Anfang an mit zu evaluieren – ein sicheres und faires Prüfungssystem für alle. Die erste EXaHM-Demo war besonders beeindruckend – und sie war genau das, was ich gesucht hatte. ii.oo bietet viele positive Beispiele – man sollte sich dies einfach einmal anschauen und dann miteinander ins Gespräch gehen!“

Prof. Dr. Sebastian Leuoth, Prodekan Fakultät Informatik; Bild: Hochschule Hof;

Fazit: Wissen teilen, von Erfahrungen profitieren

Das Anliegen der Hochschule Hof ist es, auch anderen interessierten Universitäten und Hochschulen diese wertvollen Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.

Wir bieten daher die Möglichkeit, von den Erfahrungen und Erkenntnissen unserer Good-Practice-Lehrenden zu profitieren – und zwar ganz unabhängig davon, ob Sie bereits Berührungspunkte mit digitalem Prüfen hatten oder gerade erst am Anfang stehen und neue Möglichkeiten erkunden möchten.“

Prof. Dr.-Ing. Dietmar Wolff

Zur ii.oo-Website: Startseite – iioo
DAL-team der HAW Hof: Digitale Tools für den studentischen Alltag

Studierende konnten typische Werkzeuge der späteren Berufspraxis direkt in Übungen und Probeprüfungen einsetzen; Bild: Hochschule Hof;

Über das Projekt:

“ii.oo” ist ein Verbundprojekt von neun bayerischen Hochschulen, das die Entwicklung und Umsetzung innovativer, digitaler Prüfungsformate vorantreibt. 50 Good-Practice-Lehrende arbeiten kontinuierlich daran, neue Prüfungsansätze zu erproben und weiterzuentwickeln.

Im Projekt an der Hochschule Hof engagieren sich die folgenden Good Practice-Lehrenden, die gemeinsam mit dem ii.oo- und dem DAL-Team den reibungslosen Ablauf der digitalen Prüfungen gewährleisten: Prof. Dr. Franz Boos, Prof. Dr. Günter Müller-Czygan, Prof. Dr. Sebastian Leuoth, Prof. Dr. Walter Kern, Prof. Dr. Christine Brautsch, Prof. Dr. Astrid Nöfer, Prof. Dr. Claus-Ekkehard Koukal, Prof. Dr. Paul Molenda, Prof. Dr. Stefan Huch, Dr. Harvey Harbach;

Die bisherige Bilanz des Projekts zeigt die erfolgreiche Umsetzung digitaler Prüfungen in verschiedenen Fachbereichen: 135 Prüfungen im MINT-Bereich, 143 Prüfungen in der Betriebswirtschaftslehre sowie 72 Prüfungen im Bereich Gesundheit und Soziales wurden bereits durchgeführt. Damit leistet ii.oo einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung der Hochschulprüfungskultur in Bayern.

Joanna Michalska
Rainer Krauß

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