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TruDi startet Roadshow: „Gesundes Arbeiten mit Hilfe von Digitalisierung und KI“

Mit dem Truck für Digitalisierung (TruDi) haben Désirée Neeb und Sophia Giegold das Caritas Alten- und Pflegeheim „St. Elisabeth“ in Wallenfels besucht. Beide sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Forschungsgruppe „Innovative Gesundheitsversorgung“ am Institut für Informationssysteme (iisys) der Hochschule Hof und Partnerinnen im Projekt „pulsnetz.de – gesund arbeiten“. In ihrem mobilen Showroom, dem TruDi, konnten die beiden den Pflegekräften gezielt neue Technologien und entlastende Einsatzmöglichkeiten für die Berufspraxis vorstellen. Die Auftaktveranstaltung startete unter dem Thema „Gesundes Arbeiten mit Hilfe von Digitalisierung und KI“.

Sophia Giegold und Désirée Neeb (3. und 4. von links) präsentieren den Pflegekräften des Caritas Alten- und Pflegeheims „St. Elisabeth“ in Wallenfels ihren Truck für Digitalisierung (TruDi); Bild: Hochschule Hof;

Frau Neeb, wie sind Sie auf die Idee für den Truck der Digitalisierung gekommen?

TruDi ist ein Teil des bereits erwähnten Projekts „pulsnetz.de – gesund arbeiten“, das im Rahmen des Programms Zukunftszentren KI durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird. Zielgruppen sind Mitarbeiter und Führungskräfte in der Pflege, Kitas und Sozialberatungen. Das Projekt ist im April letzten Jahres gestartet und endet am 31. Dezember 2022. Die Idee hinter TruDi ist, dass Einrichtungen mitsamt ihren Mitarbeitern möglichst niedrigschwellig und früh in den Prozess der Innovation und Digitalisierung mit eingebunden werden.

Im letzten Jahr habe ich deshalb an der Konzeption und Umsetzung eines mobilen Showrooms gearbeitet. Mein Ziel war es dabei, einen interaktiven Erlebnisort zum Ausprobieren und Kennenlernen von unterschiedlichsten Technologien zu schaffen. Dabei habe ich mich – gemeinsam mit dem Projektteam – immer an den täglichen Arbeitsabläufen und Anwendungsszenarien orientiert, um unseren Zielgruppen auch wirklich sinnvolle Lösungen anbieten zu können. Im Mittelpunkt aller Erwägungen stand dabei immer, den Mensch und seine Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen. D.h. ihn nicht durch Technologie zu ersetzen, sondern ihn mit Hilfe von Technologie zu unterstützen, damit am Ende des Tages wieder mehr Zeit für das Zwischenmenschliche bleibt. Mit an Bord haben wir unter anderem Exoskelette, VR- und AR-Brillen, Roboter, einen im Boden eingebauten Sensorikboden, ein modernes Pflegebett, Gesundheitsapps, Assistenzsysteme und z.B. eine Dienstplanungssoftware.

Dadurch, dass wir mit dem TruDi direkt vor Ort vorbeikommen, ist die erste Hürde – nämlich irgendwo hin fahren zu müssen (z.B. Messe, Fortbildungen etc.) – genommen. Gerade weil im Alltag bei z.B. den Pflegekräfte und Erzieherinnen für solche Reisen nur wenig, bis gar keine Zeit bleibt.

In Anspruch genommen hat dieses Angebot bereits das Caritas Alten- und Pflegeheim „St. Elisabeth“ in Wallenfels. Wie war die Auftaktveranstaltung für Euch?

Sophia Giegold: Es war schön zu merken wie sehr Désirée und ich ein eingespieltes Team sind. Das merkt man vor allem daran, wenn spontan etwas geändert wird und wir beide weitermachen, als hätten wir noch nie etwas anderes gemacht.

Désirée Neeb: Die Auftaktveranstaltung war eine ganz tolle Erfahrung! Wir wurden mit offenen Armen empfangen und das hat mich – gerade bei unserem 1. Workshop – sehr gefreut. Wir konnten jetzt endlich alle unsere Überlegungen, Ideen und Konzepte, die wir in den vergangenen Monaten erarbeitet haben, in die Praxis umsetzen. Ich glaube, sowohl die Teilnehmer als auch wir haben an diesem Tag eine wunderbare Lernreise durchlaufen. Das Ziel, Inspiration und neue Kenntnisse zum Thema „gesundes Arbeiten“ zu sammeln, ist meines Erachtens nach erreicht worden.

Wie kam der TruDi bei den Pflegekräften an? Welches Feedback habt ihr bekommen?

Désirée Neeb: Die Idee hinter TruDi ist ja, ein Erlebnisort für das Ausprobieren von digitalen und KI gestützten Technologien zu sein. Und genau diesen Zweck hat TruDi auch erfüllt. Unsere Workshopteilnehmer haben diesen Experimentierraum für sich genutzt und haben mit unserer Unterstützung jede Menge Technologien angezogen, in die Hände genommen, ausgetestet, evaluiert und ausprobiert. Wenn es am Anfang noch eine vorsichtige Skepsis gegeben hat, war diese am Ende des TruDi-Besuchs verschwunden und wurde durch Begeisterung ersetzt. Folgendes Statement hat mich im Nachgang zu unserem Besuch von Eva Maria Müller vom Caritasverband für den Landkreis Kronach e.V. erreicht:

Ich finde TruDi und die Idee dahinter großartig. Es finden sich für alle Bereiche der Pflege Lösungs- und Optimierungsunterstützungen.

Eva Maria Müller, Caritasverband für den Landkreis Kronach e.V.

Und weiter:Bei uns lag der Fokus bei der Unterstützung der Mitarbeiter in der stationären Pflege, bei der Arbeit mit Demenzkranken und der Pflegekräfte im Bildungs-/Fortbildungsbereich. Das vorgestellte 3D-Lernprogramm für die Anatomie oder die VR-Brille um Pflegeprozesse “bei Trockenübungen” zu verinnerlichen – das sind meiner Meinung nach die Möglichkeiten um Kompetenzen in Zukunft zu schärfen, Lernen erlebbar zu machen und auch junge Menschen für den Beruf zu begeistern.“

Die Pflegeräfte des Caritas Alten- und Pflegeheims „St. Elisabeth“ in Wallenfels probieren interessiert die digitalen und KI gestützten Technologien aus; Bild: Hochschule Hof;

Bei euren Trudi-Besuchen an Pflegeeinrichtungen bietet ihr auch immer zusätzlich Workshops für die Beschäftigten an. Was sind die Inhalte?

Désirée Neeb: Ziel unserer Workshops ist es, das gesunde Arbeiten bei Mitarbeitern und Führungskräften in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft zu fördern. Dazu haben wir im vergangenen Jahr zahlreiche Technologien herausgesucht und evaluiert, die zur Entlastung, Stressreduktion, Stärkung und Förderung dienen können. Gemeinsam mit den Workshopteilnehmern erarbeiten wir dann, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird, und probieren dann gemeinsam passende Technologien aus.

Im TruDi Workshop lernen die MitarbeiterInnen, durch die kompetente Führung von Desiree Neeb und Sophia Giegold, “digitales Arbeiten” live kennen, erfahren die Vorteile die Digitalisierung mit sich bringen kann, verlieren die Angst davor und entwickeln eigene Ideen für den Einsatz und die Umsetzung.“

Eva Maria Müller, Caritasverband für den Landkreis Kronach e.V.

Man merkt, Ihnen liegt das Thema „Innovative Gesundheitsversorgung“ sehr am Herzen. Warum brennen Sie so dafür, was möchten Sie mit dem TruDi und Ihren Workshops verändern?

Sophia Giegold: Ich möchte die Welt wieder mehr zu einem Ort machen, an dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Anstelle von Konsum, Wachstum und Gewinn möchte ich Gesundheit und persönliche Entwicklung wieder nach vorne stellen. Gesundes Arbeiten – wie in diesem Projekt – bedeutet auch gesünder und achtsamer zu leben. Ich finde es macht einfach Sinn Technologien zu nutzen, um wieder zu sich zu kommen und sich für ein bewussteres Leben einzusetzen. Bisher scheinen wir eher an einem Punkt angekommen zu sein an dem wir „Sklaven“ unserer Technik und Prozesse geworden sind.

Désirée Neeb: Ich möchte Menschen helfen. Gerade Pflegekräfte und Erzieher*innen, die tagtäglich ihre Kraft und ihr Herzblut in unsere Gesundheit und Kindererziehung stecken, sollten bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt und gestärkt werden. Da möchte ich – nach meinen Möglichkeiten – helfen.  
Fachkräftemangel, hohe Fluktuation, starke physische und psychische Arbeitsbelastung der Beschäftigten bei gleichzeitiger Zunahme pflege- und hilfebedürftiger Menschen sind die aktuellen Herausforderungen der Sozialwirtschaft. Die nun schon ca. 2 Jahre andauernde Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft.
Aber nur gesunde Mitarbeitende können wiederum hilfebedürftige Menschen versorgen, pflegen, betreuen und fördern. Die Potenziale digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz (KI) werden allerdings noch wenig genutzt. Und das möchte ich gemeinsam mit dem Projekt- und meinem Forschungsteam „Innovative Gesundheitsversorgung“ am iisys mit unserem Truck TruDi (Truck der Digitalisierung) ändern.

Wo macht der TruDi als nächstes Station?

Désirée Neeb: Unser erster Workshop lag ja quasi nur ein Steinwurf von Hof entfernt und so bleiben wir auch bei der zweiten Beratung in der Nähe von Hof. Im Rahmen des Projekts „pulsnetz.de – gesund arbeiten“ sind wir als Projektteam in insgesamt vier Bundesländern unterwegs: Sophia und ich touren durch Bayern, während unser Konsortialführer, die Diakonie Baden, in BaWü unterwegs ist und die contec GmbH, ebenfalls ein Projektpartner, für Berlin und Nordrhein-Westfalen zuständig ist. Übrigens: Wer TruDi auch einmal einladen möchte, kann dies gerne tun, und zwar hier: https://www.pulsnetz.de/ki-projekt/trudi/.

Vielen Dank ihr zwei für das nette Interview und weiterhin viel Erfolg mit eurem tollen Projekt, dem TruDi.

Die TruDi Projektteams (v.l.n.r.: Nadine Reussel-Distler (Diakonisches Werk Baden), Steffen Schumann und Diana Herrmann (contec GmbH) und Sophia Giegold und Désirée Neeb (Hochschule Hof)); Bild: Erik Bohr.Fotograf – pulsnetz KI;


Franziska Brömel

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