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Präventiv gegen psychische Belastungen – Projekt UNI4MIND startet!

Die AOK Bayern und die Mental Health Crowd aus München starten mit UNI4MIND ein bislang einzigartiges Projekt an Universitäten und Hochschulen: Dabei lernen auch Studierende der Hochschule Hof ihre mentalen Ressourcen zu stärken und so besser mit Belastungen umzugehen. „campuls-digital“ sprach mit Initiatorin Dominique de Marné und Wolfgang Hofmann, Direktionsleiter der AOK Hof-Wunsiedel.

Wolfgang Hofmann, Direktionsleiter der AOK Hof-Wunsiedel, freut sich, dass mit
Uni4Mind ein innovatives Projekt zur Steigerung der mentalen Gesundheit an der
Hochschule Hof starten kann; Bild: AOK;

Herr Hofmann, was genau dürfen wir unter UNI4MIND verstehen?

WH: „Das Projekt Uni4Mind ist ein von der AOK Bayern gefördertes Präventionsprojekt in Zusammenarbeit mit Mental Health Crowd GmbH zur Förderung der mentalen Gesundheit von Studierenden. Als Gesundheitskasse liegt es uns sehr am Herzen Gesundheit aktiv zu fördern – schon bevor Krankheiten entstehen. Deshalb machen wir uns für psychische Gesundheit stark, indem wir für dieses wichtige Thema sensibilisieren.“

Stress und die damit einhergehenden psychischen Belastungen sind auch unter Studierenden weit verbreitet…

WH: „Richtig. Psychische Belastungen finden sich in allen Teilen der Gesellschaft wieder – und sie machen auch vor Studierenden nicht halt. Im Gegenteil: Befragungen zeigen, dass sich mehr als 80 % der Studierenden im Studium gestresst fühlen. Über die Hälfte der Studierenden beschreiben ihre mentale Gesundheit als weniger gut bis schlecht. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Hier sehen wir Handlungsbedarf und möchten vor allem präventiv ansetzen. Daher möchten wir für Studierende, aber auch für die Mitarbeitenden der Hochschule Hof, eine Begegnungs- und Informationsstätte schaffen und durch verschiedene Aktionen mentale Gesundheit nachhaltig an der Hochschule verankern.

Die Botschaft ist: Mentale Gesundheit ist wichtig und jede/jeder von uns kann etwas für sein eigenes psychisches Wohlbefinden tun. Je intensiver man sich mit dem Thema beschäftigt, desto besser kann man damit umgehen.“  

Wolfgang Hofmann, AOK Hof-Wunsiedel

Das Projekt wird zusammen mit der Mental Health Crowd organisiert – was können Sie uns dazu sagen?

WH: „Wir als AOK Bayern finanzieren das Projekt Uni4mind. Selbstverständlich legen wir Wert auf Qualität und bestmögliche Umsetzung. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, Profis für dieses wichtige Thema mit ins Boot zu holen. Die Mental Health Crowd hat bereits viele Erfahrungen gesammelt und versteht es hervorragend, Informationen rund um die psychische Gesundheit zielgruppenadressiert und praxisnah zu vermitteln. Deshalb freuen wir uns sehr über diese Partnerschaft.“

Was genau wird an unserer Hochschule stattfinden?

WH: „Es wird viele spannende Aktionen in diesem Jahr geben. Los geht es jetzt im Sommersemester mit der Ausbildung sogenannter Mental Health Guides. Interessierte Studierende werden professionell durch die Mental Health Crowd ausgebildet um künftig anderen Studierenden mit ersten Informationen und hilfreichen Tipps zur mentalen Gesundheit zur Seite zu stehen. Wer sich ausbilden lassen möchte, kann sich direkt an die Mental Health Crowd wenden. Die Ausbildung dauert ein Wochenende und ist sowohl für das eigene Privatleben als auch für den beruflichen Werdegang ein absoluter Gewinn. Es fallen keine Kosten für die Teilnehmer an.

Dominique de Marné von der Mental Health Crowd (2.v.l.) zusammen mit Hochschulpräsident Prof. Lehmann (l.), Wolfgang Hofmann (Direktor AOK Hof-Wunsiedel) und Franziska Geske (Referentin Lebenswelten AOK Bayern);

Im Wintersemester 24/25 wird es dann eine spannende Kick-Off-Woche mit interessanten Talks und Workshops zur mentalen Gesundheit geben. Hier sind wir aktuell in den Planungen – es wird sehr informativ, aber auch interaktiv werden. Zusätzlich eröffnen wir offiziell das Mental Health Café – die künftige Begegnungsstätte rund um die mentale Gesundheit. Die nun ausgebildeten Guides kommen hier zum Einsatz und sind erste Anlaufstelle für Mitstudierende. In entspannter Atmosphäre kann man sich hier viele Informationen holen, z.B. welche Möglichkeiten und Strategien es gibt, um etwas für sich selbst und seine psychische Gesundheit zu tun. Hier erfährt man auch welche weiteren wichtigen Anlaufstellen es bei uns in der Region gibt, an die man sich wenden kann. Natürlich kann man auch alle Fragen loswerden, die einen selbst oder das eigene Umfeld betreffen. Außerdem werden auch die Mitarbeitenden der Hochschule bei den verschiedenen Aktionen nicht vergessen.”

Frau de Marné, welche Rolle spielen Sie hierbei – was ist Ihre Aufgabe im Rahmen von UNI4MIND?

DdM: „Ich bin eine der Initiatorinnen des Projekts Uni4mind, aufbauend auf Erfahrungen die wir schon 2018 an der TU München gemacht haben. Ich bin sozusagen eine der Hauptköpfe im Hintergrund was die Konzeption und natürlich auch die Umsetzung angeht.”

Mentale Erkrankungen nehmen nach allen bekannten Statistiken zu – was kann hierfür die Ursache sein?

DdM: „Ja, es gibt hier einerseits eine Zunahme – andererseits wissen wir auch, dass psychische Erkrankungen nichts Neues sind; es gab sie schon immer. Inzwischen werden sie allerdings besser erkannt, durch beispielsweise sensibilisierte Ärzte. Wir sprechen auch mehr über diese Themen und dennoch leben wir in einer Gesellschaft, in einer Kultur, in einer Zeit, die nochmal besonders vielen Herausforderungen auf die mentale Gesundheit warten – Isolation, Einsamkeit, Digitalisierung, Covid, Kriege, Klimawandel um nur einige Stichwörter zu nennen. Leider sind diese vielfältigen Einflussfaktoren in Kombination mit einem mangelnden Wissen über mentale Gesundheit, mangelnder Prävention und mangelnder Aufklärungsarbeit ungünstig, sodass viele Leute gar nicht wissen wie man eine psychische Erkrankung verhindern könnte oder wie man sie möglichst früh erkennen kann.”

Viele psychischen Erkrankungen haben ihren Ursprung vor dem 25. Lebensjahr. Welche Möglichkeiten gibt es in jungen Jahren dem entgegenzuwirken?

DdM: „Ein Punkt ist das Wissen: Was ist mentale Gesundheit? Was kann ich für sie tun? Wie erkenne ich sie? Bei der körperlichen Gesundheit lernen wir das alle von Kindesbeinen an – Zähne putzen, nicht nur Zucker essen, ausreichend schlafen… Wir wissen (zumindest in der Theorie) was gut für uns ist. Und alleine dieses Wissen über psychische Gesundheitskompetenzen, also mental health literacy, fehlt in unserer Gesellschaft. Das fokussieren wir ganz stark.

50% aller psychischen Erkrankungen haben ihren Ursprung sogar schon vor dem 15. Lebensjahr – das heißt nicht, dass dort die Erkrankungen schon vorhanden sind, aber es gibt Gedanken und Verhaltensmuster, die unbehandelt in eine Erkrankung führen.”

Dominique de Marné

Also sind Awareness, Prävention und Früherkennung wichtig. Und selbstverständlich ist auch der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema entscheidend – dazu können wir alle beitragen indem wir das Thema normalisieren.“

Betroffene reden in aller Regel ungerne über ihre Verfassung. Wie überwinden Sie das Schweigen?

„Über meine eigene Diagnose habe ich viel gesprochen, das war für mich ganz normal. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass jede und jeder eine eigene Mental Health Geschichte hat : viele waren selbst schon in Therapie oder der Freund/die Freundin, jemand in der Familie. Dabei habe ich mich gefragt: wenn es uns doch alle angeht, warum reden wir dann nicht mehr darüber? Ich habe verstanden, dass ich als ehemals Betroffene Türe öffnen kann indem ich den ersten Schritt und dadurch anderen Mut mache. Wichtig ist auch hier zu betonen: Psychische Erkrankungen sind keine Schwäche, keine Wahl und auch keine Entscheidung. Es sind Erkrankungen.“

Geplant sind u.a. sogenannte Mental Health Cafés – was muss man sich darunter vorstellen?

DdM: „Es sind niedrigschwellige Anlaufstellen im Hochschulkontext wo unsere ausgebildeten Mental Health Guides als erste Ansprechpartner regelmäßig für das Thema mentale Gesundheit zur Verfügung stehen. Ich habe Prüfungsangst oder ich bin gerade gestresst – was kann ich tun? Alle Fragen können hier in einem lockeren Setting gestellt werden – man kann nebenbei einen leckeren Kaffee trinken und sich unterhalten. Es sind keine Krisenanlaufstellen für akute Krisen. Rund ums Thema mentale Gesundheit gibt es aber so viele Fragen – weil wir eben nie richtig lernen, damit umzugehen.“

Herr Hofmann, im Sinne der Nachhaltigkeit: Wie kann die Hochschule auch über die Projektdauer hinaus von UNI4MIND profitieren?

WH: „Das Projekt ist so angelegt, dass es auch über die eigentliche Projektdauer von vier Semestern hinaus selbstständig weiterlaufen kann. Einmal etabliert und verankert, wird es zu einem festen Bestandteil des Hochschullalltags werden. Die Hochschule Hof kann somit über Jahre das Thema begleiten und dadurch die psychische Gesundheit ihrer Studierenden und Mitarbeitenden nachhaltig und aktiv fördern. Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Projekt nun gemeinsam starten und damit einen maßgeblichen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leisten.“ 

Prima! Kann man sich zum Beispiel als Student oder Studentin beteiligen? Wohin kann man sich generell für Fragen wenden?

DdM: „Ja auf jeden Fall! Wir von der Mental Health Crowd übernehmen die Umsetzung aber wir freuen uns über aktive Beteiligung der Studierenden und tollen Austausch. Interessierte Studierende können sich gerne bei uns anmelden für die Schulung zum Mental Health Guide. Auch für generellen Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung. Einfach bei Natascha Schlichting von der AOK Bayern (natascha.schlichting@by.aok.de) oder bei uns von der Mental Health Crowd (info@mentalhealthcrowd.de) melden. 

(red)

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