Kostenlos abonnieren

Werden Sie regelmäßig per E-Mail über neue Ausgaben der campuls informiert. Sie können Ihr kostenloses Abo jederzeit einfach online über den Abmeldelink im Newsletter kündigen.

Weitere Infos zu Datenschutz & Widerrufsrecht finden Sie hier.

„Mit 300km/h auf Überholspur“ – Dr. Gradel begleitet Delegationsreise nach Saudi-Arabien und Bahrain

Bayern intensiviert die wirtschaftlichen Beziehungen zur arabischen Halbinsel. Eine 30köpfige Delegation des Bayerischen Wirtschaftsministeriums mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Energie und Wasserstoff, Umwelttechnik sowie Medizintechnik reiste dazu nach Saudi-Arabien und Bahrain – mit dabei: Dr. Andy Gradel vom Institut für Wasser und Energiemanagement der Hochschule Hof (iwe). In Riad, Dammam und Manama sprach die Gruppe mit Regierungsvertretern beider Staaten und regionalen Schlüsselakteuren.

Saudi-Arabien und Bahrain waren die Ziele einer Delegationsreise des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, an der mit Dr. Andy Gradel auch ein Vertreter der Hochschule Hof teilnahm; Bild: StMWi;

Dr. Andy Gradel, wie kam es, dass Sie Teil dieser Delegationsreise waren?

„Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) hat die langfristige und diversifizierte Sicherung der Bayerischen Energieversorgung durch regenerative Energieträger zum Ziel. Um das erreichen zu können, wird neben einer hohen Eigenproduktion von z. B. grünem Wasserstoff auf Importe nicht gänzlich verzichtet werden können. Ammoniak ist der Wasserstoffträger der nahen Zukunft und wir haben an der Hochschule Hof dazu einen Forschungsschwerpunkt gegründet, um letzte wissenschaftliche Fragestellungen für die Kommerzialisierung der Technologie anzugehen. Da Saudi-Arabien seine Ölexporte nach und nach durch regenerativen Ammoniak ersetzen will und wir die passende Anwendung zur Nutzung erforschen, hat mich das Ministerium um Beteiligung an dieser Reise gebeten.“

Dr. Andy Gradel vor Vertretern der Energieindustrie aus Bahrain; Bild: StMWi;

Um welche Schritte ging es dabei ganz konkret?

„Zunächst war es unsere Aufgabe, die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit und gegebenenfalls den Aufbau von sogenannten Demonstratoren zu erarbeiten. Dazu trafen sich vor Ort bayerische Unternehmen und Forschungsinstitute mit der versammelten Energiebranche von Saudi-Arabien und Bahrain mit dem Ziel Kooperationen und Investitionen zu schaffen, sich technologisch auszutauschen oder um direkt Joint-Ventures und Gründungen vor Ort zu vernetzen.“

Worin genau bestand Ihre Aufgabe?

„Mein Bestreben war es natürlich die Hochschule Hof als Forschungspartner für Ammoniakanwendungen bekannt zu machen, um den Saudis den Zugang zum deutschen Markt und uns in Bayern den Zugang zur Anwendung von Import-Wasserstoff zur Sicherung unserer Energieversorgung zu ermöglichen. Da wir praxisorientiert forschen, haben wir konkret über Pilot- und Demonstrationsprojekte, ggf. mit Hilfe der von uns erforschten Reinigungsmethoden, gesprochen.“

In vielen Gesprächen wurden die Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtert; Bild: StMWi;

Das klingt alles enorm spannend. Welche Eindrücke konnten Sie zudem von den beiden Ländern gewinnen?

„Saudi-Arabien befindet sich mit 300 km/h auf der linken Spur, was Veränderungen in Gesellschaft und Technologie betrifft. Der Kronprinz befreit dieses Land offenbar von alten Mustern und geht riesige Schritte in Sachen erneuerbare Energien, aber auch in Sachen Frauenrechte und Gleichstellung scheint es deutliche Fortschritte zu geben. Man könnte natürlich zunächst mutmaßen, dabei handle es sich um eine große Show zur Ermöglichung weltweiter Geschäftsbeziehungen – ich habe aber bewusst auch mit Einheimischen gesprochen und dort wurden diese Entwicklungen immer wieder bestätigt. Die Menschen dort genießen derzeit quasi monatlich neue Freiheiten und leben diese auch aus.“

Wie positionieren sich die beiden Länder in Bezug auf das Wasserstoffthema?

„Das ist alles wirklich sehr ambitioniert.

Durch Projekte im größtmöglichen Maßstab will man weltweite Nummer 1 im Export werden, die Projekte dafür haben bereits begonnen.”

Dr. Andy Gradel über Saudi-Arabien und Bahrain

Projekte wie Neom (eine von der Regierung Saudi-Arabiens projektierte Planstadt mit angeschlossenem Technologiepark; Anmerk. d. Redaktion) sind keine Fiktion, sondern haben bereits begonnen. Bahrain war eine ebenso positive Erfahrung, alle Ampeln dort stehen auf erneuerbaren Energien und Zukunftstechnologien.“

Wie können uns in die geknüpften Kontakte nutzen und gab es Schnittmengen für eine direkte Zusammenarbeit auch mit der Hochschule Hof?

„Unsere Hochschule kann helfen, den Unternehmen durch Innovationen aus der Forschung den Zugang zum Exportmarkt Bayern zu ermöglichen. Ein erster Schriftverkehr als Folge der Begegnungen hat bereits begonnen.“

Welche nächsten Schritte sehen Sie dabei?

„Meine Kollegin Jasmin Rutka von der NürnbergMesse GmbH und ich haben in den Gesprächen vor Ort festgestellt, dass wir erst die Anforderungen verstehen und dann das richtige Konsortium auf Bayerischer Seite zusammenstellen müssen. Sie ist Leiterin des etablierten HYDROGEN DIALOGUE und spezialisiert auf Veranstaltungsmanagement in der Wasserstoffbranche – das kam beim Erkennen der Fragestellungen sehr gelegen.

Jasmin Rutka von der NürnbergMesse GmbH und Dr. Andy Gradel im Gespräch mit lokalen Vertretern künftiger Schlüsseltechnologien; Bild: StMWi;

Wir haben dann als logische Konsequenz vereinbart, gemeinsam Online-Workshops zu planen und eine Auswahl an Technologien und Forschungsfragen zu treffen. Darauf aufbauend kann man dann spezifische Lösungen und die passenden Partner zusammenstellen, um handfeste Projekte anzugehen.“

Dabei wünschen wir viel Erfolg – danke für das Gespräch!

Weitere Eindrücke der Delegationsreise (Slider)


Rainer Krauß

Weitere Themen