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Kind und Studium: Als junge Familie an der Hochschule – wie ist das eigentlich?

Wenn ein Kind ins Leben tritt, gibt es immer ziemlich viel zu tun: Kinderzimmer einrichten, Bürokratie bewältigen, die Taufe organisieren, Kinderwagenmodelle vergleichen und ganz vieles mehr. Besonders herausfordernd kann dies sein, wenn Studierende plötzlich auch Eltern werden und neben dem Studium und ersten Karriereschritten auch noch die Familie organisieren müssen. Lukas Spotka und seine Frau Ruth Lugemba Mvula haben genau das erlebt. Als Studierende im Masterstudiengang Internationales Projektmanagement sind sie ein Paar. Im August 2022 kam ihre Tochter Imani zur Welt. Ein Bild der glücklichen Familie hängt mittlerweile in der Galerie zwischen A- und B-Gebäude der Hochschule – verbunden mit einem Zitat, das anderen Studierenden mit Kindern Mut machen soll. Wir haben sie getroffen…

Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann gemeinsam mit Mutter Ruth Mvula, Tochter Imani und Papa Lukas Spotka; Bild: Hochschule Hof;

Liebe Familie Spotka, Sie hatten sich selbst an die Hochschule gewandt, um Ihre Geschichte zu erzählen. Warum?

Lukas: „Wir wissen natürlich, dass wir unter den Studierenden eher eine Ausnahme sind und dass sich viele sicherlich auch fragen, wie das alles funktionieren kann. Wir sind aber der Meinung, dass unsere Geschichte eine positive und schöne Botschaft vermittelt. Wir möchten allen einfach sagen, dass es sehr wohl möglich ist, Studium und Kind zu vereinbaren, so dass man die Elternschaft nicht unbedingt auf einen ungewissen und unklaren Zeitpunkt verschieben und oder gar allein an der jeweiligen späteren beruflichen Situation orientieren muss.“

Das ist in jedem Fall eine gute und positive Aussage. Aber wie sah das in der Praxis aus? Waren die besonderen Umstände gut zu bewältigen?

Ruth: „Zwischen Übelkeit, Erbrechen, Stimmungsschwankungen, Vorlesungen, Gynäkologenterminen und dem Familienleben war es wirklich nicht einfach. Zum Glück war Lukas da und alles, was ich tun musste, war, mich auf meine Prüfungen vorzubereiten.“

Lukas: „Ich habe zu Beginn des Studiums noch voll als Sozialpädagoge in Berlin an einer Grundschule gearbeitet und war nur am Wochenende im Wohnheim Saalepark. Zwölf Liter Milch und 24 Liter Wasser musste ich jede Woche von Netto ins Haus 4 in den obersten Stock bringen. Das war Arbeit, die mir aber viel Spaß gemacht hat. Ich war in der Rolle des Versorgers, Organisators und Planers, was mir sehr gut liegt und viel Spaß gemacht hat. Der Einkauf, die Suche nach einer Tagesmutter und einer Wohnung haben mich ziemlich gefordert, aber auch reifen lassen.“

Trotzdem ändert sich ja vieles! „Schwanger – und das im Studium!“ – was waren Ihre ersten Gedanken?

Ruth: „Diese Nachricht kam sogar noch etwas früher – ich habe es eine Woche nach meiner Zulassung zur Hochschule erfahren. Das war ein Schock, aber gleichzeitig auch eine Freude, weil ich immer davon geträumt habe, Mutter zu werden. Ich habe es sofort meinem Mann Lukas mitgeteilt.

Lukas: „Wir hatten also doppelt Grund zum Feiern – wegen der Schwangerschaft und auch wegen der Zusage für einen Studienplatz im wirklich wunderschönen Oberfranken. Ich habe hier als Kind mit meinem Vater immer Urlaub gemacht, daher rührt wahrscheinlich meine Begeisterung für die Region.“

Wie waren die Reaktionen in Familie, aber auch von Mitstudierenden?

Ruth: „Ich musste natürlich sicherstellen, dass ich das Studium und gleichzeitig die Schwangerschaft sowie all ihre Herausforderungen bewältigen konnte. Lukas hatte mir versprochen, dass er mich immer unterstützen würde. Das hat er getan und setzt es fort. Der Rest der Familie freute sich für uns und ermutigte mich. Die Reaktionen meiner Kommilitonen waren auch überwiegend positiv. Besonders erwähnen möchte ich unseren  Freund Jonas Othmann, der während meiner Schwangerschaft eine herausragend unterstützende Rolle spielte.“

Dieses Bild der jungen Familie ziert mittlerweile die Galerie zwischen A- und B-Gebäude der Hochschule. Daneben ist der Satz zu lesen: „Mit Entschlossenheit und Liebe im Herzen gibt es keine Grenzen für das Erreichen von Zielen – selbst wenn man schwanger ist oder ein Kind hat. Dank der Unterstützung der Hochschule Hof ist auch dann ein erfolgreiches Studium möglich.“ ; Bild: privat;

Und wie haben Ihre Dozentinnen und Dozenten reagiert?

Ruth: „Ganz ehrlich: Anfangs hatte ich mich wegen meiner Schwangerschaft sogar geschämt und versucht, es zu verbergen. Ich wollte nicht, dass die Profs davon erfahren – aber irgendwann war es natürlich unmöglich, es zu verheimlichen. Alle Profs haben uns wirklich sehr unterstützt und einige fragten wirklich ständig nach meinem Befinden. Nach der Geburt von Imani hatte ich sofort Zugang zum Still- und Wickelraum. Wenn das Kleine krank war, konnte ich zu Hause bleiben und die Vorlesungen über Zoom verfolgen.

Alles war so angepasst, dass ich unter guten Bedingungen und in einer angenehmen Umgebung weiter studieren konnte. Im Großen und Ganzen kann ich wirklich sagen, dass die Hochschule Hof wie ein zweites Zuhause, wie eine Familie für mich ist.“

Ruth Lugemba Mvula

Lukas: „Wir möchten unbedingt deutlich machen, dass uns die Hochschule Hof sowie unsere Dozentinnen und Dozenten in dieser Situation immer hervorragend unterstützt haben, so dass meine Frau ohne Unterbrechung weiterstudieren konnte. Dafür möchten wir uns bedanken.“

Mittlerweile sind Sie glückliche Eltern. Wie läuft das Studium jetzt ab, wie regeln Sie die Betreuung?

Lukas: „Da wir Glück hatten mit dem Zeitplan der Schwangerschaft, wurde unsere Tochter Imani genau in den ersten Semesterferien meiner Frau bei uns in Berlin/Kreuzberg geboren. Die ersten sechs Wochen konnten wir alle zusammen zuhause ohne Stress verbringen. Das war wichtig und hat uns viel Kraft gegeben für den weiteren Weg. Ich hatte schon zwei Monate vorher eine Wohnung in Hof gefunden und eingerichtet, sodass wir nahtlos nach Hof zum Semesterstart einziehen konnten. Die Stadt Hof hat uns dabei gezeigt, wie gut das klappen kann. Mit Unterstützung des Jugendamts konnten wir eine Tagesmutter finden, die Imani während unserer Hochschulzeiten übernehmen konnte.“

Manchmal darf Imani ihre Mama auch an die Hochschule begleiten; Bild: privat;

Wo würden Sie sagen liegen die größten Herausforderungen für Sie beide?

Ruth: „Meine größte Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen Familienleben und dem Studium zu finden. Als Ausländerin muss ich immer viel Aufwand betreiben, um erfolgreich zu sein. Es kommt vor, dass ich spät von der Hochschule nach Hause komme, während Imani schon schläft, oder dass ich meine Wochenenden in der Bibliothek verbringe, anstatt sie mit Lukas und Imani zu verbringen. Dieser Teil ist besonders schwierig.“

Lukas: „Für mich ist ganz klar die Organisation die größte Herausforderung. Ich habe zu Beginn des zweiten Semesters doch gemerkt, dass wir mit den Projekten der Hochschule und den größer werdenden Bedürfnissen von Imani nicht zurechtkommen und habe schlussendlich ein Urlaubssemester genommen. Ich hatte insgesamt ein Jahr Elternzeit, also von August 2022 bis August 2023. Das war die bislang beste Entscheidung meines Lebens. Das Urlaubssemester mit meiner Tochter in Hof war einfach großartig. Zu sehen, wie sie sich an der Natur erfreut und die Besuche an der Hochschule, wenn meine Frau Pause hat – ich liebe es!“

Das klingt ja wirklich toll. Möchten Sie abschließend noch etwas loswerden?

Ruth: „Ich kann nur ein großes Dankeschön an all meine Kommilitonen und unsere Dozentinnen und Dozenten aussprechen, dass sie unsere Tochter akzeptiert haben. Schließlich ein großes Dankeschön insgesamt an die Hochschule Hof, die mich bis zum Ende unterstützt hat. Heute schreibe ich meine Abschlussarbeit und bin Projektmanagerin bei der Deutschen Bahn im Bereich Oberbau.“

Lukas: „Im Allgemeinen kann ich nur sagen, dass wir warmherzig und nett in Hof und an der Hochschule aufgenommen wurden. Im Speziellen möchte ich mich hier für die Herzlichkeit der Frauen aus der Cafeteria bedanken. Ihr seid toll und habt uns viel Liebe und Kraft gegeben. Danke.“

Rainer Krauß

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