Viel Applaus, würdigende Worte und Blumen: Beim Abschiedsabend in der Hofer Klangmanufaktur konnten sich einige der engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon einmal von der nun in Altersteilzeit tretenden Kanzlerin verabschieden. „Campuls-digital“ hatte anschließend die Gelegenheit mit Dagmar Pechstein ein kurzes Gespräch zu führen.
Liebe Frau Pechstein, es ist jetzt offiziell: Ihre Amtszeit endet. Mit welchen Gefühlen verlassen Sie die Hochschule Hof?
“Ich gehe mit dem positiven Gefühl, meine Lebensleistung erbracht zu haben. Vieles konnte ich gestalten und mit Erfolg abschließen. Das ist ein gutes Gefühl. Vor allem aber bleiben die Erlebnisse mit Menschen und besondere Begegnungen in meinem Kopf. 19 Jahre für die Hochschule Hof gearbeitet zu haben, das verbindet natürlich – mit der Einrichtung, aber auch mit vielen Persönlichkeiten.”
An welche Veränderungen und umgesetzten Projekte denken Sie hauptsächlich, wenn Sie an Ihre Amtszeit denken?
“Da sind einerseits natürlich die vielen Bauprojekte an der Hochschule. Das Wachstum in Forschung und Lehre bzw. bei der Zahl der Studierenden erforderte ja immer wieder Erweiterungen, die letztlich alle gut über die Bühne gegangen sind. Als für Bauprojekte zuständige Kanzlerin waren hier aber natürlich auch echte Herausforderungen dabei, die es zu meistern galt. Durch die Einführung der Budgetierung als Projekt sind wir weit über das hinausgekommen, was bei Hochschulen üblich ist. Allerdings: Manche Workflows in Sharepoint (interne Plattform der Hochschule Hof, Anmerk. d. Red.) werde ich wahrscheinlich noch in einigen Jahren auswendig kennen (lacht).”
Wie hat sich die Hochschule in dieser Zeit entwickelt?
“Während der gesamten Dauer am Campus durfte ich nur Wachstum erleben. Zwar gab es immer mal wieder auch Rückschläge, insgesamt aber sprechen die Zahlen für sich: 2004 standen wir bei 9 Studiengängen, nun können wir knapp 50 Bachelor- und Masterstudiengänge anbieten. Unser Forschungsbereich war damals quasi nicht existent und liefert heute ein spannendes Projekt nach dem anderen. Die Zahl der Studierenden stieg von 1600 auf zuletzt über 3800 an. Das spricht für ein dauerhaftes und gesundes Wachstum.”
Sie haben selbst gesagt, dass Sie anfangs gar nicht wussten, was die Aufgabe einer Kanzlerin genau ist: Wie hat sich diese Rolle entwickelt im Lauf der Zeit?
“Ich habe anfangs rund ein Jahr gebraucht, um mich wirklich tief in die Dinge einzuarbeiten. Schwerpunkt waren meine Aufgaben als Dienstvorgesetzte des Nichtwissenschaftlichen Personals sowie als Beauftragte für den Haushalt. Dazu kamen dann auch die Bauangelegenheiten und das Thema Arbeitsschutz. Natürlich wird auch das Tätigkeitsfeld des Kanzlers oder der Kanzlerin immer mehr durch das Megathema Digitalisierung beeinflusst. Der Wandel ist auch hier greifbar.”
Was hat Ihnen am meisten Freude bereitet und was gehörte zu den weniger schönen Dingen?
“Da will ich ganz offen sein: Am schönsten waren oft die Dienstjubiläen. Am wenigsten vergnügungssteuerpflichtig war sicherlich der Kontakt zum Ministerium – das liegt oft aber natürlich auch in der Natur der Sache. Jeder verfolgt seine Zielsetzungen schließlich mit großem Ehrgeiz.”
Ganz wichtig sind auch immer die Wegbegleiter: Wer kommt Ihnen hier zuerst in den Sinn?
“Hier muss man ganz klar zunächst den amtierenden Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann nennen. Wir kennen uns seit 1992 und waren schon an der damaligen Bayerischen Beamtenfachhochschule, der jetzigen Hochschule für den Öffentlichen Dienst, ein Team in der Fachgruppe Privatrecht. Natürlich hatten wir auch Meinungsverschiedenheiten – wir konnten diese aber immer zum Wohl der Einrichtung beilegen und gute Kompromisse erzielen.”
Welchen Rat haben Sie für ihre Nachfolgerin oder Ihren Nachfolger?
“Ganz viele fangen an und wollen erstmal alles ändern. Ich halte das für falsch. Die Hochschule Hof ist eine sehr gut arbeitende Einrichtung mit großem Potential für die gesamte Region, aber auch natürlich für die Studierenden.
Wer neu anfängt, sollte deshalb zunächst ganz viel zuhören und sich aus den so gewonnenen Erkenntnissen eine Meinung bilden.”
Dagmar Pechstein
Auf welche Dinge freuen Sie sich nun am meisten, wie werden Sie die neue Freizeit nutzen?
“Mein Mann und ich sind sehr aktive Menschen und treiben auch viel Sport. Ich freue mich auf die Flexibilität bei schönem Wetter einfach nach draußen gehen zu können und bei schlechtem Wetter lesen zu dürfen – damit sind aber ausdrücklich keine juristischen Texte, sondern gute Literatur gemeint.”
Haben Sie einen Wunsch für unsere Hochschule?
“Ja! Ich wünsche der Hochschule Hof und den vielen hier tätigen Menschen, dass man das Wachstum konsolidieren und die Unabhängigkeit bewahren kann. Ich werde die weitere Entwicklung natürlich mit Freude verfolgen.”
Vielen Dank und Ihnen alles gute für die kommende Zeit!
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