Bei schönstem Sonnenschein konnten Prof. Günter Müller-Czygan, Leiter des Instituts für nachhaltige Wassersysteme der Hochschule Hof (inwa), und die Institutskoordinatorin des inwa, Dr. Julia Frank, im Mai Prof. Dr. Larysa Sabliy und Dr. Veronika Zhukova vom “Igor Sikorsky Kiewer Polytechnisches Institut (KPI)“ der Nationalen Technischen Universität der Ukraine sowie Halyna Sukhonos, Leiterin und Verantwortliche für die internationale Zusammenarbeit der Abteilung für Wasserressourcen der beiden Flüsse „Westlicher Bug“ und „San“ in der Ukraine willkommen heißen. „Uns verbindet das praktische Streben nach sauberem Wasser“, bemerkte Prof. Sabliy schon beim Begrüßungskaffee.
Der Besuch der ukrainischen Forscherinnen in Hof fand im Rahmen des Projekts „Deutsch-Ukrainische Strategie zur Phosphorreduktion in dem kommunalen Kläranlagenablauf (DeUS-Phor)“ statt, das durch das Förderprogramm BayIntAn (Bayerisches Förderprogramm zur Anbahnung internationaler Forschungskooperationen) finanziert wird. Zu Beginn des Treffens hatten die deutsche und die ukrainische Seite einen Vormittag Zeit, ihre Forschungsarbeiten und Ideen für die Zukunft zu präsentieren. Besonderes Interesse weckte bei den Ukrainerinnen die Idee, in einer erweiterten Reinigungsstufe mit Textilfiltern das Abwasser zu reinigen. Dieses Thema bildete die Grundlage für den weiteren fachlichen Austausch. Zukunftspläne, diese Technologie künftig direkt an kommunalen Kläranlagen beider Länder im Rahmen von neuen Forschungsvorhaben zu erproben, wurden ebenfalls geschmiedet.

Susanne Krause und Jörg Noldin vom International Office zeigten, dass die Hochschule Hof weit mehr als Forschung bietet: Stipendien, Sprachenzentrum, Welcome-Service – all das könne, so versicherten sie, ukrainischen Studierenden „einen akademischen Anker in Oberfranken“ geben. Anschließend demonstrierte Dr. Harvey Harbach, Forschungsgruppenleiter am inwa, wie integrierte Aquakultur Ressourcen spart und gleichzeitig hochwertige Lebensmittel liefert. Den Bogen zu kommenden Projekten spannte schließlich Katrin Müller, EU-Netzwerkmanagerin: Sie erklärte Schritt für Schritt, wie deutsch-ukrainische Forschungsvorhaben geplant, beantragt und von Programmen wie Eureka oder Horizon Europe finanziert werden können.
Besonders begeistert waren die Ukrainerinnen von den Forschungscontainern des inwa. Moderne Analysegeräte in der „Schwammsta(d)tion“ und dem „KanabEnT-Versuchscontainer“ und eine digitale Plattform zur Datenerfassung veranlassten Dr. Zhukova zu der Aussage: „Wir sehen hier schon die Praktika unserer zukünftigen Master- und Doktorandinnen stattfinden. Der Zugang zu einer solchen Ausstattung könnte ihre Forschungsarbeit deutlich beschleunigen.“ Prof. Sabliy ergänzte, dass binnen weniger Tagen gleich mehrere Themen für gemeinsame Dissertationen entstanden seien, von der Optimierung textiler Filter bis zum Test von Trägermaterialien mit immobilisierter Mikroflora.

Wir haben das Potenzial gesehen, reale Abwässer direkt auf der Kläranlage Hof in einem voll ausgestatteten Laborcontainer zu untersuchen. Die Anlage liefert dank automatisierter Sensorik präzise wissenschaftliche Daten. Besonders beeindruckt hat uns auch der Versuchsaufbau auf dem Campus, der die Prozesse der Wasserfassung und -reinigung simuliert.“
Dr. Veronika Zhukova
Als ein weiterer Programmpunkt stand die Besichtigung der Hofer Kläranlage auf dem Programm. Vor dem gleichmäßigen Brummen der Pumpen diskutierte Prof. Müller-Czygan gemeinsam mit den ukrainischen Gästen, wie Textilfilter künftig in die weitergehende Reinigung integriert werden könnten. Der Anlagenrundgang diente dabei vor allem dem Vergleich von Abwasserreinigungsverfahren und Betriebsbedingungen beider Länder. Die Fachleute tauschten Erfahrungen aus, identifizierten Unterschiede und skizzierten erste gemeinsame Forschungsideen.

„Der Besuch in Hof im Rahmen des Projekts DeUS–Phor war für uns äußerst wichtig, weil er den Aufbau einer nachhaltigen wissenschaftlichen Partnerschaft zwischen ukrainischen und deutschen Einrichtungen im Wassersektor ermöglicht. Der direkte Austausch mit den Forschenden der Hochschule Hof verschafft uns wertvolle Erfahrungen für künftige Projektanträge und deren Umsetzung.“
Prof. Dr. Larysa Sabliy
Dr. Julia Frank fasst den Besuch der ukrainischen Delegation folgendermaßen zusammen: „Wir haben den Weg skizziert, den wir gemeinsam gehen werden – vom Labortisch über die kommunale Kläranlage bis hin zu neuen Bildungsangeboten für Studierende beider Länder.“
Nach dem praxisnahen Besuch in der Kläranlage fuhr die Delegation mit deutscher Begleitung zu den SBR-Kläranlagen im hessischen Waldeck und Heringhausen. In SBR-Anlagen können modulare Reaktoren ihre Belüftungszyklen im Reinigungsprozess flexibel an unterschiedliche Belastungen anpassen. Beim anschließenden Besuch bei Wilo wurde diskutiert, wie Pumpentechnik und intelligente Anlagensteuerung in die künftige ukrainische Infrastruktur eingebunden werden könnten. Während des Besuchs in Deutschland vereinbarten die Beteiligten, einen Projektentwurf zum Austausch für Praktika und Masterkurse auszuarbeiten und im nächsten Jahr einen gemeinsamen Antrag bei Horizon Europe oder Eureka einzureichen.