“Die Skizze ist unser gemeinsames Kommunikationsmedium”, so Prof. Alexander Forst. Im Studiengang Design und Mobilität am Standort Selb ist das Studium sehr praxisnah aufgebaut. Unter anderem können Studierende auf einen Zeichensaal zurückgreifen. Oft produzieren die Studierenden dort Skizzen für gemeinsame Projektübungen. Manche Konzepte münden dann auch in Kooperationen mit regionalen oder überregionalen Unternehmen. Wie die Semesterprojekte genau aufgebaut sind und welche Voraussetzungen die Studierenden im Zeichensaal haben, darüber berichten Studiengangleiter Prof. Lutz Fügener sowie Prof. Alexander Forst im Interview mit “campuls-digital”.
Studienprojekte, die eine zeitliche Länge von einem Semester haben, sind in normalerweise in drei Phasen strukturiert: die Wissensphase, Kreativphase und Übersetzungsphase. Die Unterteilung in verschiedene Phasen bietet dabei Orientierung im laufenden Prozess.
„Die Handskizze ist die wichtigste Ausdrucksform des Designs. Das Werkzeug – der Bleistift und seine Derivate – verbinden die flüchtigen, einer ständigen Modifikation ausgesetzten Gedanken mit dem dauerhaften Speichermedium Papier auf eine unmittelbare, intuitive Art und Weise.
Prof. Lutz Fügener, Studiengangleitung Design und Mobilität
Und weiter: “So ist die Skizze im Gestaltungsprozess ein Denkmittel zur visuellen Arbeit an komplexen Konzepten, Strukturen und Formen, dient der Notiz von gestalterischen Ideen und eignet sich durch die Unabhängigkeit von Sprache als universelles und effizientes Kommunikationsmittel.“
Herr Prof. Forst, in welchen Semestern und im Rahmen welchen Kurses nutzen die Studis die Zeichenplätze?
“In den Projektfächern ist Zeichnen ein wichtiges Arbeits- und Kommunikationsmittel. Ab dem ersten Semester nutzen wir Zeichnungen, um unsere Ideen zu visualisieren, festzuhalten und zu besprechen. Die Zeichenplätze simulieren eine Designstudio-Situation, erzeugen eine professionelle Arbeitsatmosphäre und schaffen Vergleichbarkeit und Austausch. Wir animieren die Studierenden in Selb vor Ort zu arbeiten, um voneinander zu lernen. Das Zeichnen ist aus keinem Projektfach wegzudenken.”
Womit wird gezeichnet?
“Grundsätzlich sind die Studierenden in der Wahl des Zeichenmittels frei. Dies kann vom gewöhnlichen Kugelschreiber, über den Bleistift bis zum monochromen Buntstift alles sein. Nach der Handskizze werden die Zeichnungen oft digital weiterbearbeitet, um die Qualität zu steigern und ein fotorealistisches Bild zu erhalten.”
Wie wird das Produkt schrittweise entwickelt im Laufe des Semesters?
“Jedes Projekt ist speziell und bedarf einer individuellen Planung und Umsetzung. Wir können ein Semester aber grob in eine Wissensphase – zwei Wochen Informationen sammeln und bewerten -, eine Kreativphase – fünf Wochen Konzepte und Entwürfe generieren – und in eine Umsetzungsphase – sieben Wochen Umsetzung einer finalen Idee in 3D Programmen – einteilen. Wichtig bei der Umsetzung ist einerseits die Bewahrung der konzeptionellen Grundannahme und andererseits die Erzeugung einer dreidimensionalen formal ästhetischen Qualität.
Wir nutzen verschiedene Kreativtechniken und Visualisierungsformen, um unserem Projektauftrag eine Gestalt zu geben.
Prof. Alexander Forst
Gibt es ein vorgegebenes Thema oder geht es um eine bestimmte Fahrzeugart bei den Skizzen?
“Wir haben durch die Modulbeschreibungen und die Studien- und Prüfungsordnung (SPO) gewisse Rahmenbedingungen gesetzt. Vom intermodalen Verkehr, über den Individualverkehr bis zur szenarienbasierten Mobilität gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich konzeptionell und gestalterisch mit der vorgegebenen Themenstellung auseinander zu setzen. Wir streben in der Regel keine bestimmte Fahrzeugart an, sondern suchen bewusst nach innovativen und individuellen Lösungsansätzen, die der Aufgabenstellung und dem Nutzungsszenario gerecht werden.”
Werden die Fahrzeuge aus Übungszwecken skizziert und erstellt oder bestehen hier konkrete Kooperationen mit Unternehmen?
“Sowohl als auch. In regelmäßigen Abständen arbeiten wir in unterschiedlichen Kooperationsmodellen mit Unternehmen unterschiedlicher Größe zusammen. Die Studierenden bekommen somit einen Einblick in die Denk- und Handlungsweise des jeweiligen Unternehmens und können sich mit konkreten Aufgabenstellungen aus der Industrie auseinandersetzen. Zusätzlich profitiert das Unternehmen von den innovativen und unkonventionellen Ideen junger Studierender.”
Wie wichtig ist das für die Industrie?
“Sehr wichtig. Die Studierenden sind die potenziellen Nutzenden von Morgen und können sich den Herausforderungen der Zukunft bereits im Studium stellen. Darüber hinaus trainieren wir in unterschiedlichen Aufgabenstellungen verschiedene Kreativ- und Umsetzungstechniken. Die Skizze materialisiert einen spezifischen Gedankengang oder konzeptionelle Ausgangssituation.”