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Bessere Nahrung für Mensch und Fisch: iwe sucht nachhaltige Alternative zu Fischmehl

Mit einem neuen Forschungsprojekt möchte ein Team am Institut für Wasser- und Energiemanagement an der Hochschule Hof (iwe) nachhaltigeres Futter für Fische entwickeln. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, wird im Projekt „Optimiertes Rapsprotein zum vollständigen Austausch von Fischmehl“ (kurz: „OpRaVAF“) ein neuartiges und hochwertiges Rapsprotein hergestellt, mit dem ein Fischmehl-freies Fischfutter produziert werden kann.

Pelletiertes Fischfutter besteht zu einem großen Teil aus Fischmehl, welches aus Fischfang gewonnen wird;
Bild: Harvey Harbach;

Projektleiter Dr. Harvey Harbach erklärt den Hintergrund: „Der größte Teil der Aquakultur ist abhängig von Futtermitteln, bei denen jahrzehntelang auf Fischmehl als Hauptproteinquelle gesetzt wurde. Fischmehl wird aus dem Meer durch den Fischfang von kleinen Fischen gewonnen. Es gilt aber als sicher, dass diese Form der Fischmehlerzeugung den stark wachsenden Aquakultursektor nicht mehr nachhaltig abdecken kann.“

Steigende Weltbevölkerung muss versorgt werden

Die Herausforderung ist klar:  Im Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung Schätzungen zu Folge auf fast 10 Milliarden Menschen angewachsen sein. Diese muss weiterhin mit hochwertiger Nahrung versorgt werden.

„Insbesondere der Bedarf an besonders gesunden Lebensmitteln wie Fisch steigt kontinuierlich, dank des gestiegenen Wohlstands und aktueller Ernährungstrends. Fisch kann in zwei grundsätzlichen Verfahren, der Fischerei und der Aquakultur, als Lebensmittel bereitgestellt werden. Jedoch stagnieren seit Jahrzehnten die Erträge aus der weltweiten Fischerei, was dazu führt, dass der weltweite Bedarf an Fisch Experten zufolge nur durch Aquakultur zu decken sein wird.”

Dr. Harvey Harbach

Dies sei auch der Grund, weshalb die kontrollierte Aufzucht von Fisch seit Jahren der am schnellsten wachsende Sektor in der Lebensmittelindustrie ist. Es wird geschätzt, dass die Aquakultur bereits im Jahre 2030 60-70% des globalen Fischkonsums decken wird.

Nachhaltigkeit im Produktionssystem

Mit diesem schnellen Wachstum werden allerdings auch Fragen nach der Nachhaltigkeit von Produktionssystemen aufgeworfen. Damit beschäftigt sich unter anderem das Team um den Forschungsgruppenleiter Dr. Harvey Harbach am Institut für Wasser- und Energiemanagement an der Hochschule Hof (iwe). Im Projekt OpRaVAF arbeitet die Hochschule zusammen mit der Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE, Abteilung Aquakultur und Aquatische Ressourcen. Der Präsident der Green-Tech-Hochschule Hof, Prof. Dr. Dr. Jürgen Lehmann, freut sich über das Projekt im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelerzeugung:

Der wirklich sinnvolle Transfer von Forschung in die Praxis, wie er in diesem Projekt umgesetzt wird, spiegelt die Aufgabe der Hochschule als Innovations-Motor wider.”

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann

Alternative zu Fischmehl

Um Aquakultur umweltverträglicher zu machen ist es an der Zeit eine vollwertige Alternative für Fischmehl zu finden. „Es gilt demnach, ein nachhaltiges Futter für Fische zu entwickeln, sodass unser menschlicher Fischkonsum zu weniger Umweltauswirkungen führen könnte“, so Dr. Harvey Harbach. In den letzten Jahrzehnten wurden bereits mehrere Alternativen für Fischmehl, sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs, bei verschiedenen Fischarten getestet. Wichtig für die Ersatz-Eiweißquelle ist eine Verfügbarkeit in großen Mengen, ein günstiger Preis und die Beinhaltung verschiedener wichtiger Inhaltsstoffe. Bis heute konnte aber keine Komponente gefunden werden, die allen Anforderungen genügt. Das Team an der Hochschule wird daher den Raps genauer unter die Lupe nehmen.  Die heimische Öl- und Eiweißfrucht gilt als eine Alternative mit immensem Potential, da er alle genannten Punkte erfüllt. Eine Herausforderung für die Nutzung von Raps als Fischmehlersatz sind allerdings antinutritive Stoffe. Diese sorgen für einen bitter-scharfen Geschmack, welche Fische nicht schmeckt. Futter mit Raps wird also von den Fischen schlichtweg nicht gerne gefressen, wodurch sie schlechter wachsen.

An der Hochschule Hof wird nun im Rahmen des Projekts an dieser Problematik geforscht, um die Vorzüge der Aquakultur weiter auszubauen und damit zur Produktion von hochwertigen und sicheren Lebensmitteln für den Menschen einen Teil beizutragen.


Dr. Harvey Harbach

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