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Alle können helfen: DKMS-Stammzellenspende-Aktion am Nikolaustag

Die Hochschule Hof lädt alle Studierenden, Mitarbeitenden, aber auch Gäste von außerhalb ein, sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS für eine Stammzellenspende registrieren zu lassen. Das ist schnell gemacht und kann Leben retten. Möglich macht dies eine Typisierungsaktion am 6. Dezember in der Hochschule Hof (11:00 – 15:00 Uhr, Foyer A-Gebäude). Wir haben dazu mit Organisatorin Theresa Griese gesprochen – sie studiert im 5. Semester Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Hof.

Quelle: DKMS

Frau Griese, Sie sind die Ideengeberin für die DKMS-Spendenaktion. Was hat sie auf die Idee gebracht eine solche Aktion an der Hochschule zu starten?

„Ich bin seit April Volunteer der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Dabei war ich schon bei Firmen, verschiedenen Schulen, an Hochschulen und bei Patientenaktionen, um Spenden zu sammeln. Ich wollte aber auch eine Aktion bei mir in der Nähe machen, um über die Arbeit der DKMS zu informieren.

Leider findet jeder 10. Erkrankte – egal ob bei Blutkrebs oder wie im Fall des Studenten, der auf unseren Flyern abgebildet ist, bei Blutarmut – keinen passenden Spender. Das können wir gemeinsam ändern.”

Theresa Griese, Studentin

Zudem nutze ich die Aktion, um nebenbei auf die Organspende aufmerksam zu machen. Dazu habe ich bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) Organspendeausweise bestellt, die man sich mitnehmen kann, da dieses Thema meiner Meinung nach auch zu wenig Beachtung findet.“

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher vor Ort?

„Sie erwartet im A- Foyer der Cafeteria ein Stand, an dem man sich bei mir über die Stammzellspende informieren kann – sowie eben über die Organspende mit Organspendeausweisen. Aufgrund meiner Erfahrungen und Unterlagen kann ich gezielt auf Fragen eingehen und Informationen zu medizinischen Ausschlusskriterien geben. Die Hochschule unterstützt mich in dieser Hinsicht und spendet Nikoläuse, die wir verteilen. Allerdings bekommen alle unabhängig von der Typisierung einen, da man seitens der DKMS keine Anreize für die Aktion setzen darf.“

Wer kann sich grundsätzlich als Knochenmark-Spender bei der DKMS registrieren?

„Grundsätzlich können sich alle Personen zwischen 17 und 55 Jahren registrieren lassen, deren BMI nicht über 40 und die in allgemeiner guter Verfassung ohne schwerwiegende chronische Erkrankungen sind.“

Wie läuft die Registrierung am Aktionstag ab?

„Die Registrierung beginnt um 11:00. Jeder, der spenden will, bekommt einen Umschlag und drei Wattestäbchen. Man scannt mit seinem Handy einen QR- Code ein und wird dann auf eine Website geleitet. Durch diese wird man durchgeführt und gibt seine persönlichen Daten an. Dann führt man mit jeweils einem Stäbchen einen Wangenabstrich links, rechts und vorne im Mund durch. Ein Timer läuft ab, der sicherstellt, dass man diesen Abstrich lange genug vornimmt. Anschließend kommen die Wattestäbchen unverpackt in den Umschlag und die Registrierung ist schon abgeschlossen.“

Was bedeutet Typisierung und was geschieht dabei mit meinen Daten?

„Typisierung bedeutet, dass die persönlichen Gewebemerkmale im Labor analysiert werden. Patienten, die eine Spende benötigen, brauchen eine möglichst 100%ige Übereinstimmung mit den eigenen Gewebemerkmalen. Für die Blutbildung sind 12 entscheidend. Diese befinden sich auf der DNA- Oberfläche und werden vererbt. Es gibt Millionen verschiedene Kombinationen, weshalb die Suche nach seinem genetischen Zwilling so schwer ist. Die Daten werden im Labor ausgewertet und warten auf ein Match. Die Daten werden ins System der DKMS eingespeist und sicher verwaltet. Grundsätzlich gilt zu jedem Zeitpunkt: Wer seine Einwilligung zurückzieht, kann das jederzeit tun. Niemand wird gezwungen, zu spenden.“

Was passiert, wenn man tatsächlich für einen Erkrankten als Spender in Frage kommt?

„Wenn man als potentieller Spender infrage kommt, wird man von der DKMS kontaktiert. Zuerst wird man nach erneuter Einwilligung gefragt und dann medizinisch durchgecheckt. Nur absolut gesunde Menschen werden zur Spende zugelassen. Erst nach endgültigem Einverständnis kommt es zur Stammzellspende. Hier gibt es zwei Entnahmeverfahren. Grundsätzlich sollte man sich im Voraus für beide bereit erklären.”

Welche sind das?

„Die periphäre Stammzellenentnahme und die Entnahme aus dem Knochenmark. In über 90% der Fälle wird die periphere Stammzellentnahme angewendet. Zuvor erhalten alle Spenderinnen und spender über fünf Tage hinweg ein Medikament mit dem Wachstumsfaktor G-CSF. Der hormonähnliche, körpereigene Stoff bewirkt die Ausschwemmung der Stammzellen in das fließende Blut. Es handelt sich dabei um einen Stoff, der auch bei einer normalen Grippe von unserem Körper produziert wird. Das baugleiche hergestellte Medikament kann auch zu grippeähnlichen Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen führen, die mit Schmerzmitteln leicht zu behandeln sind.

Studentin Theresa Griese, selbst DKMS-Volunteer, hatte die Idee an der Hochschule Hof eine Typisierungsaktion durchzuführen; Bild: privat;

Anschließend können die Stammzellen am Entnahmetag in 3-5 Stunden aus dem Blut herausgefiltert werden. Dies geschieht über eine Armvene. Alle anderen Blutbestandteile wie rote und weiße Blutkörperchen etc. werden über einen Zugang in die zweite Armvene wieder direkt in den Körper zurückgeführt. Sollte nach dieser Zeit die Anzahl der Stammzellen nicht ausreichen, wird der Vorgang am darauffolgenden Tag wiederholt. Die Menge der benötigten Stammzellen richtet sich dabei nach dem Körpergewicht des Patienten.

In nur 10% der Fälle wird die Entnahme aus dem Knochenmark durchgeführt. Die Entnahme von Knochenmark-Blut-Gemisch erfolgt unter Vollnarkose aus dem Beckenknochenkamm. Hierfür muss die Spenderin oder der Spender für insgesamt 3 Tage in die Klinik. Durch die Knochenmarkspende können Blutergüsse und lokale Prellungsschmerzen an den Entnahmestellen auftreten, die einige Tage anhalten können. Dazu kommt das „Risiko“, das mit jeder Vollnarkose einhergeht.

Grundsätzlich sollte jede registrierte Spenderin und jeder registrierte Spender für beide Entnahmearten zur Verfügung stehen.“

Und wonach entscheidet sich, welches Verfahren zur Anwendung kommt?

„Welches Verfahren letztlich angewandt wird, entscheidet i.d.R. der Arzt. Die Entscheidung hängt u.a. vom Gesundheitszustand, der Art der Blutkrebserkrankung oder auch dem Alter der Patientinnen und Patienten ab. Bei beiden Verfahren regeneriert sich das Knochenmark innerhalb weniger Wochen vollständig, da sich die Zellen schnell teilen und somit erneuern. Die anonyme Entnahme findet immer in Deutschland statt und die DKMS kümmert sich in jedem Fall um Anreise und Unterkunft.“

Erfährt man, für wen man spendet?

„Am Tag der Spende erfährt man nur Altersgruppe, Geschlecht und Nationalität. In der Regel kann die DKMS 3 Monate nach der Spende Informationen zum Gesundheitszustand erfragen. Innerhalb der ersten zwei Jahre ist ein anonymer Briefkontakt möglich, der immer über die DKMS läuft. Grundsätzlich entscheiden beide Parteien darüber, ob und wie viel sie informiert werden wollen. Nach zwei Jahren kann ein persönliches Treffen stattfinden, wenn beide Parteien einverstanden sind – das ist aber länderspezifisch, manche verbieten den Kontakt auch komplett.“

Die kurzfristigen Nebenwirkungen hatten Sie bei den Entnahmearten erwähnt. Gibt es auch langfristige Nebenwirkungen?

„Nein.“

Kann man noch anderweitig helfen?

„Es gibt sehr viele Wege, der DKMS und den Patienten zu helfen. Jede Registrierung kostet die DKMS 40 Euro, also sind Geldspenden immer willkommen. Zudem kann man in Firmen, Schulen oder anderen Organisationen/ Vereinen jederzeit Registrierungsaktionen durchführen. Das läuft alles sehr unkompliziert ab, wenn man sich mit der DKMS in Verbindung setzt. Auch Volunteers wie ich sind immer willkommen. Dazu gibt es viele Infos auf der Website.“

Vielen Dank und viel Erfolg!

Rainer Krauß

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