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Warum die Hochschule Hof auf eigene Tools bei Bild- und Textgenerierung setzt

Seit rund einem Jahr stehen Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Hochschule Hof eigene KI-Tools zur Text- und Bildgenerierung („Lisa und Luis“) zur Verfügung, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Sie wurden eigens durch das KI-Anwenderzentrum am Institut für Informationssysteme (iisys) entwickelt und bereitgestellt. Wir sprachen mit Prof. Dr. Sven Rill über den aktuellen Stand.

Mit “LUIS” bietet die Hochschule Hof unter anderem ein eigenes Bildgenerierungstool an und verbessert dieses laufend – hier ein Beispielbild für die Generierung eines Portraitbildes; Quelle: Hochschule Hof;

Wie ist die Idee entstanden, eigene Sprach- und Bildgenerierungsprogramme für die Hochschule Hof zu entwickeln, und welche Herausforderungen haben Sie dabei gemeistert?

„Nachdem sich ChatGPT & Co rasant in den Alltag der Studierenden integriert hat und die Art und Weise der Nutzung in bestimmten Bereichen ganz anders als bisher mit Google ist, war schnell klar, dass wir uns hierauf einstellen müssen und umdenken und anpassen müssen. Wir haben zusammen mit Prof. Dr. René Peinl und unserem Kompetenzzentrum für angewandte künstliche Intelligenz (KIAWZ) Ressourcen, die wir nutzen wollten.“

Setzen andere auch auf eigene Lösungen?

„Andere Hochschule setzen oft auf fertige Lösungen von Anbietern wie OpenAI mit ChatGPT. Wir sehen das kritisch, da wir hier ein Stück Unabhängigkeit und vor allem Kompetenz verlieren werden, wenn wir derartige Technologien nicht selbst „beherrschen” können. Wenn die KI-Tools selbst entwickelt werden, ist es möglich spezifisches Wissen und spezielle Funktionen für Studierende zielgerichtet anzubieten. Das wäre zum Beispiel ein „Agent“, spezialisiert auf eine bestimmte Vorlesung.“

Die Eingabemaske des Bildgenerierungstools “LUIS” der Hochschule Hof; Quelle: Hochschule Hof;

Nach rund einem Jahr Betrieb: Welche maßgeblichen Erfahrungen wurden damit gemacht und welche Entwicklungsschritte gibt es zu verzeichnen?

„Gestartet sind wir vor einem Jahr. Wir haben damals sehr kurzfristig die Systeme für einen Chatbot und das Bildgenerierungstool für die Studierenden und Lehrenden bereitgestellt. Wichtig waren uns die Benutzerfreundlichkeit, der Datenschutz und die Qualität. Im Bereich der Large Language Models gibt es nach wie vor rasante Fortschritte, was wir natürlich nutzen wollen. Daher haben wir nun bereits die dritte Version (LISA v3) in Vorbereitung, welche auf einem deutlich verbesserten Sprachmodell als noch mit LISA v1 basiert. Auch bei der Benutzerfreundlichkeit sind wir einen deutlichen Schritt vorangekommen. LISA v3 basiert auf einem neuen Frontend, was viele neue Funktionen bietet, die wir jetzt schrittweise bereitstellen wollen.“

Welche konkreten Vorteile bieten „Luis“ und „Lisa“ Studierenden, zum Beispiel in der Prüfungsvorbereitung oder bei der Erstellung von Präsentationen?

„LISA soll Studierenden in der bevorstehenden Prüfungsvorbereitung helfen. Mit Hilfe eigener Agenten (angepasste Chatbots auf Basis von dem Standard-Modell LISA v3) soll so ein Mentor erstellt werden, der wie der Professor oder die Professorin Fragen zum Stoff der Vorlesung beantworten kann oder auch Prüfungsfragen generieren kann. Hiermit sollen sich Studierende auf die Prüfung vorbereiten können.

LISA ist eine eigenentwickelte Textgenerierung, die insbesondere zur Prüfungsvorbereitung genutzt werden kann; Quelle: Hochschule Hof;

LUIS ermöglicht es, verschiedenste Bilder zu generieren. Gerade für Präsentationen ist das sehr hilfreich.“

Können Sie weitere praktische Anwendungsbeispiele nennen, wie Studierende „Luis“ und „Lisa“ in ihrem Studienalltag einsetzen können?

„LUIS bietet sich sehr gut für Bildgenerierung an. Unsere Medieninformatik-Studierenden nutzen dies sehr gern. Auch im Bereich Marketing ist LUIS gut einsetzbar.

LISA kann Texte generieren, zusammenfassen, korrigieren, übersetzen, usw., aber auch bei der Erschließung eines neuen Themas helfen. Durch gezieltes „Nachfragen“ kann man so neue Inhalte und Ideen gewinnen. Im Bereich Informatik nutzen wir Code-Generierungs-Tools. Diese ersetzen keinen Softwareentwickler, allerdings sind diese sehr hilfreich für das Generieren kleiner Code-Teile.“

Was unterscheidet „Luis“ und „Lisa“ noch von etablierten KI-Tools wie ChatGPT oder DALL·E, die ebenfalls Sprach- und Bildgenerierung ermöglichen?

„Von der Qualität der Ergebnisse sind etablierte KI-Tools häufig noch besser. Sie sind so ausgelegt, dass sie zu allem eine recht gute Antwort liefern. Mit eigenen KI-Tools können wir jedoch auf spezielle Fragestellungen eingehen. Sofern wir in den KI-Tools noch unsere eigenen Inhalte (wie Kursinhalte aus Moodle, Skripten der Vorlesungen, Daten der Hochschule) integrieren, werden die Ergebnisse hierauf bezogen jedoch besser sein. Und wie schon erwähnt, sehen wir es als essentiell, dass wir in diesem Gebiet Kompetenzen aufbauen. Wenn wir das nicht machen, verlieren wir in den nächsten Jahren den „Anschluss“ und können nur noch das dann von wenigen Monopolisten angebotene nutzen.“

Prof. Dr. Sven Rill; Bild: Hochschule Hof;

Ein Thema, das Studierende und die Verwaltung gleichermaßen interessiert, ist der Datenschutz. Wie stellen Sie sicher, dass die Programme sicher und DSGVO-konform arbeiten?

„Das Thema Datenschutz spielt eine weitere, wesentliche Rolle. Die Systeme werden alle im KI AWZ betrieben. D.h. es werden keine Daten außerhalb der Hochschule Hof verarbeitet. Die Daten werden weder weiterverwendet noch anderweitig ausgewertet. Zudem stimmen wir uns regelmäßig mit dem DS-Beauftragten der HS ab. Das ist bei ChatGPT & Co. anders. Insbesondere in den kostenlosen Versionen gibt man hier häufig Zustimmungen, von „denen man nichts weiß“.“

Gibt es Pläne, „Luis“ und „Lisa“ stärker in den Hochschulalltag zu integrieren, etwa durch Kooperationen mit der Verwaltung oder durch spezielle Schulungen für Studierende?

„Wir wollen die bevorstehende Prüfungszeit nutzen, um verstärkt auf die Nutzung bei der Vorbereitung auf die Prüfungen hinzuweisen. Hierbei wollen wir mit Beispielen und Vorlagen einen leichten Einstieg bieten. Wir wollen in den nächsten Wochen mit verschiedenen Informationen auf Studierende zugehen.“ 

Wie sehen Sie die Weiterentwicklung von „Luis“ und „Lisa“ in den nächsten Jahren? Welche neuen Funktionen oder Einsatzbereiche können Sie sich vorstellen?

„Wir diskutieren gerade die Integration in unsere Lernplattform Moodle. Ein wesentlicher Fortschritt kann erreicht werden, wenn wir „unsere“ Daten durch die KI-Tools zugänglich machen. Technisch wird sich viel weiterentwickeln. Hier werden wir aktiv am Ball bleiben und Neuerungen wenn möglich übernehmen.“

Rainer Krauß

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