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Nachgefragt: Warum gab es 2021 einen Wassereinbruch im Keller der Hochschule?

Im Sommer 2021 lief nach Starkregen Wasser in den Keller des A-Gebäudes. Aber was war passiert? Wo kam das ganze Wasser her? Und welche Rolle spielen dabei die Teiche am Campus der Hochschule? Im Nachgang wird einiges klarer.

Quelle: Hochschule Hof;

Sie laden zum Entspannen ein und sind der Lebensraum für viele verschiedene Pflanzen und Tiere. Neben Fischen, Enten und Fröschen wurden dort auch schon Rehe beobachtet. Doch die beiden Teiche dienen eigentlich einem anderen Zweck: Es handelt sich um Rückhaltebecken, die Teil des ausgeklügelten Regenrückhaltesystems der Hochschule sind. Der Zweck des gesamten Regenrückhaltesystems besteht darin, eine Überlastung des Kanalsystems durch große Wassermengen, wie etwa bei einem Starkregen-Ereignis, zu vermeiden und dadurch auch Überflutungen zu verhindern.  

Überschüssiges Wasser fließt in Rückhaltebecken

Die erste Instanz dieses Systems sind die begrünten Dächer der Hochschulgebäude. Sie verfügen über eine Substratschicht, die Wasser aufnehmen und speichern kann. Das gespeicherte Wasser versorgt zum einen die Pflanzen auf den Dächern, zum anderen entsteht ein Kühleffekt, so dass sich dadurch die Gebäude im Sommer nicht so stark aufheizen. Können die Dächer kein weiteres Wasser mehr aufnehmen, fließt das überschüssige Wasser in die Rückhaltebecken und, wenn es dort nicht weiter zurückgehalten werden kann, dann weiter in die Kanalisation. Das höher gelegene Rückhaltebecken zwischen Gebäude A und B, ist durch einen Überlauf mit dem niedriger gelegenen Teich neben der Cafeteria verbunden.

Ein weiteres Element des Regenrückhaltesystems sind Versickerungsflächen auf denen Regenwasser schnell in den Boden aufgenommen werden kann und so fließt es nicht über die Oberfläche direkt in den Kanal. Die Parkplätze für Mitarbeitende und Studierende der Hochschule sind als solche angelegt.

Warum lief das Wasser in die Kellerräume des A-Gebäudes?

Im Sommer 2021 trafen verschiedene Ereignisse zusammen, die sich negativ verstärkten und zur Überschwemmung der Kellerräume führten. Zum einen war es ein sehr regenreicher Sommer, die Böden waren gesättigt und konnten kaum noch Wasser aufnehmen. Dann kam es zu einem Starkregen-Ereignis mit großen Wassermengen in kürzester Zeit. Die Wassermassen wurden von den Dächern direkt in die Rückhaltebecken geleitet. Das Becken zwischen Gebäude A und B war in kürzester Zeit gefüllt. Durch den Überlauf konnte nicht genügend Wasser in den Teich abfließen und dadurch lief das Becken über. Das Wasser ergoss sich anschließend in die die Kellerräume des A-Gebäudes, legte Teile der IT-Infrastruktur lahm und verursachte weitere Schäden an Gebäude und Ausstattungsgegenständen.

Präventionsmaßnahmen umgesetzt

Um einer Wiederholung dieser Ereignisse vorzubeugen, fanden im Sommer 2022 umfangreiche Baumaßnahmen statt. Dabei wurde der Überlauf des Rückhaltebeckens zwischen Gebäude A und B erweitert. So wurde auf die sich verändernden Wetterbedingungen durch den Klimawandel reagiert. Die Fachleute der Wasserwirtschaft bezogen sich bei den Berechnungen solcher Rückhaltesysteme auf statistische Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes aus den Jahren 1951-2010. Die Regenereignisse haben sich aber in den letzten 10 Jahren teilweise massiv verändert, was aber in den bisherigen Wetterstatistiken nicht berücksichtigt ist, so dass es trotz guter Planung zu solchen Ereignissen mit Kellerüberflutungen wie in 2021 kommen kann. Der Deutsche Wetterdienst hat auf diese Veränderung reagiert und bietet nun statistische Wetterdaten an, die bis in das Jahr 2022 reichen.

Starkregen immer häufiger

Starkregenereignisse wie in 2021 werden in Zukunft häufiger auftreten und Experten erwarten zudem mehr Regenmengen bei jedem Ereignis. Damit Schadensfälle wie in 2021 vermieden werden, sollen Gebäudeanordnungen wie die Hochschule durch weitere und auch neuartige Rückhalte- und Versickerungsmaßnahmen besser geschützt werden. Da aber in den Sommermonaten auch gleichzeitig immer häufiger Trockenperioden zu erwarten sind, und damit das andere Extrem des Wassermangels erwartet wird, arbeitet die Wissenschaft zusammen mit der Industrie und den Behörden an Lösungen, die für einen besseren Umgang mit beiden Wetterextremen sorgen können.

Schwammkonzept

All diese Maßnahmen werden unter dem Begriff „Schwammkonzept“ zusammengefasst. Dahinter steckt die Idee, anfallendes Regenwasser wie bei einem Schwamm aufzusaugen und im Schwamm solange festzuhalten, bis das Wasser in Trockenzeiten z.B. zur Pflanzenbewässerung benötigt wird. Auch die Hochschule Hof ist hier aktiv mit verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt und wird neben den bereits vorhandenen „Schwammelementen“ weitere Lösungen entwickeln und auf dem Gelände der Hochschule realisieren. So soll mit der Zeit auf dem Hochschulgelände der aktuellen Stand der „Schwammtechnik“ nicht nur für einen zukunftsfähigen Umgang mit Wetterextremen sorgen, sondern auch Lehr- und Forschungswecken dienen und somit für einen besonderen Stellenwert der Hochschule in dieser speziellen Fachdisziplin der Wasserwirtschaft sorgen.


Christina Bartsch
Prof. Günter Müller-Czygan

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