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Mehr Aufmerksamkeit für Biokunststoffe – Die Messe K macht´s möglich!

Der Messeherbst unserer Forschungsinstitute geht weiter: Drei Jahre fand sie coronabedingt nicht statt, doch jetzt konnte das Institut für angewandte Biopolymerforschung der Hochschule Hof (ibp) endlich als Aussteller auf der Messe K in Düsseldorf teilnehmen. Mit mehr als 3000 Ausstellern ist sie eine der führenden Messen im Bereich der Kunststoff- und Kautschukindustrie. Vorgestellt hat das Institut sein Projekt EISBiR, in dem es um den Einsatz von biogenen Nebenprodukten als Additive für Biokunststoffe sowie die Auswirkungen von ionisierender Strahlung auf Biokunststoffe geht. Wir sprachen dazu mit Dr.-Ing. Mirko Rennert, dem Forschungsgruppenleiter von EISBiR.

Das Projektteam von EISBir unter Leitung von Dr.-Ing. Mirko Rennert (2.v.r.); Bild: Hochschule Hof;

Herr Rennert, hatten Sie schon im Vorfeld Erfahrungen mit der Messe?

Mirko Rennert: “Als Nachwuchsforschergruppe EISBiR waren wir zum ersten Mal auf der K. Insofern war es spannend aus Sicht des Ausstellers zu sehen: „Wie kommt unser Thema oder unser Produkt an? Wann spreche ich Interessierte an, etc.“. Als Besucher war ich zum vierten Mal auf der K, die anderen waren auch bereits dort. Von daher kennt man die Besucherseite, wenn man manchmal einfach nur kurz schauen will, was es auf dem Stand zu sehen gibt, ohne immer gleich direkt in ein Gespräch gezogen zu werden.”

Wie hat sich die Messe nach Corona verändert?

“Fährt man mit den ÖPNV, steht man früh in einem Pulk von Menschen am Bahnsteig und so gut wie niemand trägt Maske. In der Bahn setzt dann fast jeder die Maske auf, damit dann auf der Messe selbst wieder so gut wie niemand Maske trägt. Im Grunde war die Messe wie vor der Pandemie. Viele Menschen aus aller Welt, dicht an dicht in den Messeräumen. Die Parkplätze waren auch immer rappelvoll. Auch wenn manche meinen, dass es leerer war als die Jahre zuvor, hatten wir dieses Gefühl nicht. Aufgefallen ist, dass es etwas weniger ganz große Player gab, dafür mehr Gemeinschaftsstände mit vielen innovativen kleinen Firmen und Start-ups. Diese musste man zwar manchmal gezielt suchen, aber hier warteten zum Teil schöne Ideen und Produkte, mit denen sich der Weg zu einem Werkstoffwandel mit mehr Reuse – Refurbishment und Werkzeuge teilen statt neu bauen, mehr und sauberes Recycling, energiesparende Prozesse sowie natürlich dem Einsatz von mehr lokalen Biomassequellen für Biokunststoffe und deren Additive wie in unserer Nachwuchsforschergruppe EISBiR gestalten lassen kann.”

Was war Ihr Ziel dort, warum haben Sie teilgenommen?

“Wir wurden vom Projektträger, der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe FNR e.V. explizit eingeladen, das Forschungsprojekt EISBiR und Fortschritte zum Thema „nachwachsende Rohstoffe für Biokunststoffanwendungen“ vorzustellen. Mit uns waren insgesamt vier Projekte auf dem Gemeinschaftsstand der FNR vertreten. Für uns also eine kleine Ehre und Wertschätzung, da die FNR ja sehr viele Projekte bundesweit trägt. Wir wollten unsere beiden Forschungsschwerpunkte – zum einen den Einsatz von biogenen Nebenprodukten – zum Beispiel Kaffee- und Weinnebenprodukte – als funktionale Additive für Biokunststoffe vorstellen und zum zweiten den Einsatz von ionisierender Strahlung zur Verbesserung von Eigenschaften der Biokunststoffe.

Exponate am Stand des ibp – zum Beispiel aus Weintrester und Kaffeepergament; Bild: Hochschule Hof;

Wir hatten eine Menge dabei: Neben Exponaten wie Folien aus Weintrester und Kaffeepergament, Filamenten für 3D Druck aus Rotweintrester und Rinden, Schmelzspinnfasern und Spritzgussteilen aus diesen zur Demonstration eines Eigenverstärkungseffektes gab es auch einen Schaukasten mit biogenen Pulvern und Compounds daraus, eine 3D gedruckte Vase und ein Rotweinglas aus Rotweintrester. Dann hatten wir noch unsere wichtigsten Forscherergebnisse zusammengefasst und ließen diese über ein Tablet in Dauerschleife laufen.

Ziel war es auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die uns biogene Nebenprodukte, die leider immer noch als „Bio-Abfall“ angesehen werden, ermöglichen. Sie können teure und zum Teil kritische Chemikalien als natürliche Additive ersetzen.”

Dr.-Ing. Mirko Rennert

Mittels Strahlung kann auf den Einsatz zusätzlicher Additive verzichtet werden, was die Komplexität verringert und das Eigenschaftsspektrum von Biokunststoffen vergrößert. Vielen Besuchern waren solche Ansätze gar nicht bewusst, sodass wir hoffen neben zahlreichen Kontakten und Follow-ups auch etwas Inspiration mitgeben zu können.”

Ist die Messe so gelaufen, wie Sie das geplant hatten?

“Unterschätzt haben wir die tägliche An- und Abreise. Jeden Morgen und Abend mindestens zwei Stunden, egal ob mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Ohne Messe wären es nur 45 Minuten gewesen.

Auf der Messe selbst lief es gut. Wir haben viele Kontakte geknüpft, die Besucher waren sehr interessiert und jetzt sind wir mit den ersten bereits in weiterführenden Gesprächen. Zusätzlich haben wir uns mit anderen Ausstellern vernetzt. Insgesamt hätte ich mir für das ganze Thema „Biokunststoffe“ mehr Aufmerksamkeit gewünscht. Zwar stand an fast jedem Stand etwas von „Future starts here“, „Green Innovation“ oder „Transparency“ und „Circular Economy“, etc. bei genauer Betrachtung waren es oft aber die gleichen konventionellen Produkte wie in den vorangegangenen Messejahren.”

Was ist Besonderes auf der Messe passiert?

“Spannend war, dass zu unserem Stand sowohl viele große und namenhafte Firmen kamen, als auch ein Familienvater mit seinen beiden Söhnen. Die beiden Jungs studierten noch oder fingen gerade an. Bei ihnen hat man den Wunsch sofort verspürt, dass sich im Kunststoffgeschäft etwas grundlegend ändern muss. Beide hatten einen 3D Drucker zu Hause und waren begeistert, als wir ihnen unsere Filamente für den 3D Drucker aus rein natürlichen Inhaltsstoffen zeigten. Schön war auch, dass jeder von uns von Bekannten aus früheren Jobs, Ausbildung, Studium, von Freunden, etc. besucht wurde. Eine gute Mischung also aus bekannten Gesichtern und neuen Kontakten.”

Der Messestand des ibp auf der “K”; Bild: Hochschule Hof;

Wie hat sich die Nachwuchsgruppe im Messealltag geschlagen?

“Wir waren ja nicht immer in voller Stärke da. Wir haben uns so eingeteilt, dass immer ein bis zwei  am Stand waren. Der Rest konnte der täglichen Arbeit nachgehen oder die Chance nutzen, selbst auf der K nach den neuesten Innovationen zu suchen oder auch bekannte Kontakte besuchen.

Auf dem FNR Stand war auch eine Arburg Spritzgussmaschine, für die wir uns u.a. mit „verantwortlich“ fühlten. Hergestellt wurden Getränkedeckel für den Sommer, damit Wespen & Co. nicht ins geliebte Bier oder andere Getränke fliegen. Diese waren alle aus nachwachsenden Rohstoffen und wurden den Besuchern als Give-away mitgegeben. Wir haben also immer für Materialnachschub in der Maschine gesorgt und fleißig mit verteilt. Die einzelnen Projekte auf dem FNR Stand haben sich auch gegenseitig unterstützt, indem sie Interessierte zu den jeweiligen anderen Ständen schickten.

Die Messe hat acht Tage gedauert und danach waren alle gut erschöpft. Abends hat die Kraft meist noch für ein Essen in der Düsseldorfer Altstadt gereicht, aber die Erholung nach der Messe hat jeder benötigt.”

Worin bestand die Kooperation mit der FNR genau?

“Die FNR verwaltet die finanziellen Mittel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und entscheidet mit, welche Projektanträge gefördert werden. Bei der FNR landen ausschließlich Projektanträge zum Thema „Nachwachsende Rohstoffe“. Somit konnte sich die FNR, die v.a. durch Dr. Gabriele Peterek, verantwortlich für die PR bei der FNR, vertreten wurde, also direkt ein aktuelles Bild machen von den Fortschritten unserer Nachwuchsforschergruppe.”


Anne-Christine Habbel

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