Kostenlos abonnieren

Werden Sie regelmäßig per E-Mail über neue Ausgaben der campuls informiert. Sie können Ihr kostenloses Abo jederzeit einfach online über den Abmeldelink im Newsletter kündigen.

Weitere Infos zu Datenschutz & Widerrufsrecht finden Sie hier.

Kick-Off für neues Innovationsnetzwerk: Das Wasser soll sauberer werden

Jährlich werden pro Einwohner 4 kg Spurenstoffe in unsere Gewässer eingebracht. Vorwiegend handelt es sich dabei um Mikroplastik, Reifenabrieb, Lacke, Farben, usw. von Verbraucherstoffen, Baustoffen, Verkehrsmitteln, Infrastruktur, Landwirtschaft und Industrie. Besonders relevant ist die Verschmutzung durch direkte Einleitung von Niederschlag, durch Abwassereintrag aus der Kanalisation, über Kläranlagen und dem direkten Eintrag in Böden. Um deren Emissionspfade zu unterbinden, müssen die Quellen der Verunreinigung eliminiert oder verringert werden. Am 11.01.2022 fand an der Hochschule Hof das Kick-off Meeting zum Projektstart des Innovationsnetzwerks S3Rem (Sufficient and Sustainable Remove of Anthropogenic Substances) statt, welches sich genau mit dieser Problematik beschäftigt.

Mit dem Wasser als Grundlage allen Lebens befasst sich das neue Innovationsnetzwerk S³Rem; Quelle:
©Art Media Factory/stock.adobe.com;

Ziel des Netzwerks S³Rem, welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Programm „ZIM – Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ finanziert wird, ist die Entwicklung innovativer, intelligenter, effizienter und nachhaltiger Lösungen zur Minderung des Eintrags anthropogener Stoffe (partikuläre Materialien und gelöste Spurenstoffe) in die Umwelt. S³Rem beschränkt sich dabei nicht nur auf Emissionen, die von Kläranlagen ausgehen, sondern betrachtet alle relevanten Emissionspfade, die für den Eintrag dieser Stoffe in die Umwelt verantwortlich sind.

Unterschiedliche Verschmutzungen berücksichtigt

Im Rahmen des Netzwerks sollen innovative Rückhaltetechniken entwickelt werden, die nicht nur partikuläre Materialien aller Korngrößen zurückhalten, sondern auch unterschiedliche Schmutzfrachtqualitäten berücksichtigen. Sie müssen zudem gegenüber zukünftig zunehmenden Extrembedingungen wie Starkregenereignisse und lange Trockenperioden, die mit stark veränderlichen Schadstofffrachten einhergehen, resilient sein. Eine bedarfsbezogene Abwasseraufbereitung soll die Wasserqualität verbessern, eine Wiederverwendung ermöglichen und dadurch der zunehmenden Wasserknappheit entgegenwirken. Dafür eigen sich modular aufgebaute und einfach zu skalierende Systeme in besonderer Weise, für die zudem die Digitalisierung (inkl. Messdatenerfassung, Datenauswertung, Steuerungsalgorithmen) als steuerndes Element eine zentrale Rolle spielt. Übertragbare Lösungsansätze aus anderen Fachsparten sollen hierbei berücksichtigt werden. Da bei S³Rem die Entwicklung und Verwertung Hand in Hand gehen, werden Erprobungen von Prototypen, wie auch labor- und halbtechnische Tests, bereits in einer frühen Phase die spätere Anwendungsreife für Kommunen definieren. Dadurch hat eine wirtschaftlich erfolgreiche Verwertung für alle beteiligten Netzwerkpartner als Kernziel des Netzwerks hohe Erfolgsaussichten.

Reifenabrieb – eine von vielen Verschmutzungsformen, die sich im Wasser wiederfinden; Quelle: ©mhp/stock.adobe.com;

Derzeit sieben Unternehmen beteiligt

Mit aktuell sieben kleinen- und mittelständischen Unternehmen aus Deutschland sollen oben genannte innovative Ideen entwickelt werden. Die Forschungsgruppe „Wasserinfrastruktur und Digitalisierung“ ist als Netzwerkmanager dank ihres interdisziplinären Teams nicht nur Koordinator, sondern auch Innovations- und Verwertungsberater.

„Ich bin sehr froh über den Startschuss des Innovationsnetzwerks S3Rem“, sagt die Netzwerkmanagerin Dr. Julia Frank, die sich schließlich genau für diese Stelle am Institut für Wasser- und Energiemanagement (iwe) der Hochschule Hof beworben hatte.

Eine wesentliche Aufgabe des Netzwerkmanagements besteht darin, erst einmal ein solches Netzwerk auf die Beine zu stellen. Dies umfasst nicht nur die Kommunikation zwischen den Netzwerkpartnern bei Netzwerktreffen, untereinander oder mit Fördermittelgebern sowie die Öffentlichkeitsarbeit inklusive Herausarbeitung einer eigenen Identität. Neben der administrativen Leitung obliegt dem Netzwerkmanagement auch die fachliche Koordination.

Durch die Unterstützung mehrerer Professor:innen und Forschungsgruppenleiter:innen mit teils jahrzehntelanger Erfahrung in der Wasserwirtschaft, schaue ich zuversichtlich auf die herausfordernde Aufgabe.“

Dr. Julia Frank, Netzwerkmanagerin
Steht als neue Netzwerkmanagerin vor einer interessanten Aufgabe:
Dr. Julia Frank; Bild: Hochschule Hof;

Netzwerkarbeit auf nationaler Ebene – mit internationaler Aussicht

Im Netzwerk umfasst das Projektmanagement die Innovationsbewertung, die Projektbegleitung sowie -unterstützung bei Projektidentifizierung und auch die Antragstellung. Darüber hinaus übernimmt die Forschungsgruppe als eigenständiger Forschungspartner Arbeitsleistungen in F&E Projekten, die aus den Netzwerkaktivitäten entstehen, ohne jedoch eigene wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Ergänzend bietet das Projektmanagement spezielle Coachingangebote zu Bedarfsthemen wie z.B. Innovations- oder Fördermittelmanagement an, die auf die Bedürfnisse der Netzwerkpartner zugeschnitten sind und während der Projektlaufzeit realisiert werden. Besonders wichtig bei der Netzwerkarbeit ist ebenfalls die Berücksichtigung der individuellen Ziele und Bedürfnisse der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die Passung der individuellen Innovationsideen mit der Erwartungshaltung der Fördermittelgeber sowie die Nutzung des impliziten Wissens der Unternehmensmitarbeiter. Die Herausforderung besteht also darin, allen Anforderungen gerecht zu werden, um in die fördermittelfinanzierte Umsetzung der innovativen Ideen der Netzwerkpartner zu kommen. Für das erste Projektjahr beschränkt sich die Netzwerkarbeit auf Deutschland. Hier gilt es weitere Netzwerkpartner zu finden, um dadurch die Innovationskraft des Netzwerkes zu erhöhen.

Erweiterung des Netzwerks wünschenswert

Nicht nur Unternehmen, sondern auch andere Forschungseinrichtungen sowie Anwender wie zum Beispiel Kommunen können Teil des Netzwerks werden. Wird das erste Projektjahr erfolgreich bewertet, steht die Internationalisierung von S3Rem an, um dadurch neue Märkte zu eröffnen.


Dr. Julia Frank

Weitere Themen