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Interdisziplinär und international – Recht und Künstliche Intelligenz im Projekt REIF

Pro Jahr werden in Deutschland von Herstellern und Händlern Lebensmittel im Wert von ca. 11 Mio. Euro weggeworfen, u.a. weil die Bedarfe in der Wertschöpfungskette Lebensmittel nicht ausreichend geplant sind. Es fehlt also offensichtlich an Informationen und Vernetzung, um diese Verschwendung zu vermeiden. Das Forschungsprojekt REIF soll helfen, dieses Problem zu beseitigen. Wir haben dazu mit Prof. Dr. Beatrix Weber, Leiterin der am Projekt beteiligten Forschungsgruppe Recht in Nachhaltigkeit, Compliance und IT, gesprochen.

Die Forschungsgruppe Recht in Nachhaltigkeit, Compliance und IT am Institut für Informationssysteme (iisys) mit Projektleiterin Prof. Dr. Beatrix Weber (Mitte) und den ProjektmitarbeiterInnen: Marina Anagnostaki und Fabian Zarzitzky; Bild: Hochschule Hof;

Frau Professor Weber, was genau muss man sich unter REIF vorstellen?

REIF steht für “Resource-Efficient, Economic and Intelligent Foodchain”. Es soll ein intelligentes Ökosystem werden, bei dem entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Verschwendung von Lebensmitteln reduziert wird. Es beschäftigt sich mit den besonders verschwendungsreichen Branchen Molkerei, Fleisch und Backwaren. Die Hochschule Hof ist mit der Forschungsgruppe Recht in Nachhaltigkeit, Compliance und IT einer der mehr als 20 Partner. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Förderprogramms “Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme” gefördert. Und: REIF gehört zu den Gewinnern des KI-Wettbewerbes des BMWi.

Wie funktioniert REIF genau?

Daten für den Bedarf und die Nachfrage nach Lebensmitteln werden in REIF gezielt erfasst, ausgewertet und in die Planung mit einbezogen. Produktionsanlagen und -verfahren sollen außerdem so optimiert werden, dass sie auf schwankende Nachfragen und Rohstoffqualitäten besser reagieren können. Auf der REIF-Plattform laufen die Daten zusammen und werden für die KI-Algorithmen, sowie den auf ihnen basierenden Diensten bereitgestellt. Außerdem werden auf der Plattform Teilnehmer der Wertschöpfungskette vernetzt, die selber in REIF entwickelte Dienste bzw. Daten beziehen oder vertreiben wollen. Zur technischen Anwendung kommen u.a. Block-Chain-Technologien mit Smart Contracts.

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sollen kein Widerspruch sein. Im Ökosystem gibt es keine Hierarchien. Die Zusammenarbeit basiert auf einem Konsens. Unterschiedliche Perspektiven der Teilnehmer müssen in einem gemeinsamen Rahmen in bestmögliche Übereinstimmung gebracht werden. Wichtig ist: Jeder Teilnehmer ist souveräner Inhaber seiner Daten und bietet diese freiwillig an. Auch den Umfang und die Art der Datenlieferung kann der Dateninhaber bestimmen. Unternehmenssensible Daten können weiterhin geheim gehalten werden. Im Sinne eines fairen Interessens- und Lastenausgleichs wird der wirtschaftliche Wert der gelieferten Daten bestimmt und vergütet.

Projektlogo “REIF”

Und was ist die Aufgabe Ihrer Forschungsgruppe Recht in REIF?

Die Forschungsgruppe Recht in Nachhaltigkeit, Compliance und IT der Hochschule Hof, die am iisys beheimatet ist, konzipiert das Daten- und Rechtemanagement für REIF. Hierbei werden die rechtlichen Anforderungen der Data Governance, d.h. Datenschutz, Datensicherheit und Datenqualität, in ein Modell umgesetzt, in dem alle Daten erfasst, bewertet und wirtschaftlich für die Partner nutzbar gemacht werden. Das System wird agil sein, d.h. technische und rechtliche Anpassungen werden laufend erforderlich sein. Unternehmen können Daten und Dienstleistungen anbieten, ohne den Verlust ihrer Geschäftsgeheimnisse befürchten zu müssen. Verbraucher werden hingegen über die Offenheit der Plattform in ihren Verbraucherinteressen geschützt. Nur dann sind die Anbieter auch vor möglichen Haftungsansprüchen Dritter geschützt.

Warum ist REIF international?

Bei rechtlichen Anforderungen an KI-basierte Systeme lohnt ein Blick über den nationalen, aber auch den europäischen Tellerrand. „AI and Law“ ist ein internationales Thema. Daher hat die FG Recht zum ersten Mal eine Forschungsstelle international besetzt.

Prof. Dr. Beatrix Weber

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