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Im Dienste der Wasserwirtschaft: Unterwegs im Mekong-Delta – inklusive Notlandung

Der Hofer Wasser-Wissenschaftler Dr. Harvey Harbach vom Institut für Wasser- und Energiemanagement hat jüngst eine Forschungsreise nach Südostasien gemacht. Ziel der Reise war ein Austausch zwischen Deutschland und Vietnam über nachhaltige Umwelttechnologien. Auf der Agenda standen Aquaponik und Lebensmittelproduktion (Shrimps). Eine 25 köpfige Delegation bestehend aus Studierenden, Doktoranden, Vertretern von Firmen aus der Wasseraufbereitung und Nichtregierungsorganisationen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern reiste an drei vietnamesische Universitäten, darunter auch die Vietnamesisch-Deutsche Universität im Mekong-Delta.

Die Reisenden besuchten unter anderem eine große Shrimpzucht; Bild: Hochschule Hof;

Dr. Harbach, Sie haben vor kurzem eine Reise nach Vietnam gemacht. Was war genau der Anlass?

„Die Reise war unter das Leitthema „Summer School 2022“ gestellt. Dabei steht der Wissenstransfer zwischen den beteiligten Ländern im Vordergrund – es geht um Fortbildung und um kulturellen Austausch. Darüber hinaus hat man noch die Möglichkeit sich vor Ort im Gespräch mit den Kooperationspartnern direkt zu vernetzen um gemeinsame Lehr- und Forschungspraxis zu identifizieren.“

Wie lief die Reise im Detail ab?

„Wir konnten verschiedene Universitäten kennenlernen. Allerdings waren wir hauptsächlich an der Ho-Chi-Minh-Universität, von dort haben wir dann Exkursionen z.B. ins Mekong-Delta gemacht und sind auch zur Vietnamesisch-Deutschen Universität gefahren. Das ist ein super Kooperationspartner, weil dort schon internationale Expertise vorhanden ist.“

„Wir haben fast keinen Tag hinbekommen, wie er in der Agenda stand, alles wurde flexibel angepasst. Das kann man nur mit einem Lächeln und großem Herzen überstehen. Trotzdem hat alles perfekt funktioniert.“

Dr. Harvey Harbach

Wie hat die Kommunikation geklappt?

„Nehmen wir Prof. Anh als Beispiel: Er ist Vietnamese und spricht Deutsch, weil er schon in Vietnam mit einer deutschen Firma zusammengearbeitet hat.

Dr. Harvey Harbach mit seinem vietnamesischen Kollegen Prof. Anh; Bild: Hochschule Hof;

An der Uni gibt es auch Deutschkurse für die Studierenden und ich wurde gleich auf Deutsch begrüßt inklusive der besonderen vietnamesischen Freundlichkeit. Das hat es für mich sehr einfach gemacht, denn in das Englisch der Vietnamesen musste ich mich erst einhören, dann ging auch das.

Ganz besonders geschätzt habe ich, dass die Teilnehmenden sogenannte „Murmelgruppen“ angenommen haben. Dabei wird nicht ein Fachvortrag frontal gehalten, sondern alle sprechen in kleinen Gruppen leise miteinander und tauschen sich aus. Unser Leitthema war „Nachhaltige Umwelttechnologien“ und in meinem Lehrgebiet deren Einsatz in Süßwasser-und Salzwasser-Aquakultur.“

Wer hat die Reise vorbereitet und welche Themen waren geplant?

„Projekt- und Reise verantwortlich war die Hochschule Magdeburg-Stendal mit Prof. Jürgen Wiese, der Spezialist in Sachen Wasseraufbereitung und Kläranlagentechnik ist. Das ist ein großes Thema in Vietnam. Ansonsten natürlich auch noch Aquakultur, deswegen war ich dabei. Ein bekanntes Beispiel in Vietnam sind Shrimp-Aquakulturen, da werden große Mengen an Frischwasser eingesetzt, dieses könnte man noch reduzieren. Ziel ist es, jegliche Nährstoffressource, die sich in der Aquakultur befindet, nutzbringend für den Betreiber einzusetzen. Dieses Potenzial wollen wir gemeinsam erschließen.“

Eine solche Reise ist nicht günstig, wer finanziert das Projekt?

„Da Aquakultur in Vietnam ein sehr großes Thema in Bezug auf die Nachhaltigkeit ist wollten wir unbedingt die Vietnam-Themen weiterverfolgen und haben beim DAAD einen Reiseantrag gestellt, also dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, und der hat glücklicherweise alles finanziert. Wir waren zehn Tage im Juli unterwegs und die Reise hat ergeben, dass wir jetzt weitermachen.“

Was sind die nächsten Schritte?

„Aktuell arbeiten wir an zwei verschiedenen Anträgen. Es geht um die Shrimp-Aquakultur. Der Besuch vor Ort hat mir natürlich noch mal einen anderen Einblick ermöglicht, ich habe z.B. bei den Unternehmen gut Infos sammeln können um sie jetzt in den neuen Antrag einzuarbeiten.

Der zweite Antrag beschäftigt sich mit Wissenstransfer von Deutschland nach Vietnam. Da geht es im Wesentlichen um Lebensmittelproduktion und mögliche Kontaminationen im Wasser, also der Eintrag von Mikroplastik oder bakterielle Kontaminationen in die Landwirtschaft.“

Was waren für Sie die Höhepunkte in Bezug auf Land und Leute kennenlernen?

„Was mir für immer in Erinnerung bleiben wird, ist ein gemeinsames Abendessen mit dem Dekan der Hochschule auf dem Schiff Indochina Queen. Wir sind auf abends auf dem Saigon River in Ho Chi Minh gefahren als die Lichter überall angingen und haben dort traditionell vietnamesisch gegessen mit dem Blick auf die Skyline der Stadt. Das war wahnsinnig beeindruckend.

Natürlich gehörten auch kulinarische Genüsse zur Reise nach Vietnam; Bild: Hochschule Hof;

Und dann noch ein Höhepunkt: Wir waren auf Exkursion mit dem Bus und eine Teilnehmerin meinte, dass wir jetzt eigentlich bei ihr zu Hause vorbeikommen, wir könnten doch eigentlich auch bei ihren Eltern anhalten, die würden sich freuen. Wir haben dann tatsächlich an der Landstraße angehalten und wurden von ihren Brüdern und Onkeln mit Motorrollern ins Hinterland gefahren. Dort waren wir dann spontan zum Abendessen eingeladen. Ich habe keine Ahnung, wo das genau war, aber wir saßen da mit tollen Früchten, allem, was die vietnamesische Küche hergibt und kalten Getränken. Es war brütend heiß und eigentlich hatte ich mich gefreut ins Haus zu kommen, aber die Häuser haben eine offene Bauweise, man bleibt eigentlich draußen. Am Ende hatte ich mir 50 Mückenstiche eingehandelt – trotz Mückencreme. Aber das war es wert.“

Abschließend müssen wir doch noch über Ihre Flugerfahrungen sprechen, Forschungsreisen sind eben nicht ohne echtes Abenteuer!

„Wir sind in ein Gewitter reingeflogen, dann fielen die elektrischen Geräte aus und wir sind fast neben der Landebahn gelandet. Der Pilot ist noch mal durchgestartet und wieder hoch und hat ein paar Runden gedreht. Ehrlich gesagt war ich dankbar um meine Maske, denn es hat ganz schön geruckelt und geschaukelt, vielen wurde schlecht mit entsprechender Panik.

„Abgesehen von der Notlandung war die Reise eine wunderbare Erfahrung. Die Vietnamesen sind unglaublich gastfreundlich und herzlich, es ist sehr einfach in einen Austausch zu kommen. Ähnlich wie hier in Oberfranken.“

Dr. Harvey Harbach

Die berühmten kleinen Tüten aus dem Vordersitz kamen zum Einsatz. Dann kam die Notlandung auf dem Frachtflughafen in Bangkok und wir konnten anderthalb Stunden nicht aussteigen. Man kann sich vorstellen, wie die Luft im Flugzeug war – aber ich hatte meine Maske!“

Glücklicherweise sind Sie wohlbehalten zurückgekommen. Für die Anträge drücken wir die Daumen, danke für das Gespräch!


Anne-Christine Habbel

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