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Für eine schnelle Umsetzung der Technik: Wasserstoffregion Bayern & Böhmen gestartet

Mit einem Auftakttreffen an der Hochschule Hof hat sich die Wasserstoffregion Bayern & Böhmen (HYBaBo) gegründet. Das Institut für Wasserstoff- und Energietechnik (iwe) hatte dazu Vertreterinnen und Vertreter kleiner und mittelständischer Unternehmen geladen. Der grenzüberschreitende Zusammenschluss bietet Interessierten künftig kostenlose Informationsveranstaltungen, Weiterbildungen und Vernetzung für eine schnellere Etablierung von Wasserstofftechnologien in den teilnehmenden Regionen.

Wasserstoff als Energiequelle: Das Institut für Wasserstoff- und Energietechnik (iwe) der
Hochschule Hof möchte dies im Rahmen einer neuen Kooperation voranbringen;
Bild: Hochschule Hof;

„Die Wasserstoffregion Bayern und Böhmen soll sich langfristig zu einem bedeutenden regionalen, aber grenzübergreifenden Konzept für die Wasserstoffwirtschaft entwickeln“, so Moderator Simon Kolb in seiner Begrüßung. Ziel der Initiative sei es, die Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Wirtschaft über die aktuellen Entwicklungen und Möglichkeiten in der Wasserstoffwirtschaft informieren und schon bald Ideen für gemeinsame Projekte zu entwickeln. Im Rahmen erster Vorträge erfuhren die rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel über den aktuellen Stand der Wasserstofftechnologie in der Region. Den Auftakt machte dazu machte Šárka Cabadová Waisová von der Czech Hydrogen Technology Platform (HYTEP). Deren Aufgabe in Tschechien seit ihrer Gründung im Jahr 2007 ist es, die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen und die Regierung in Prag bei entsprechenden Gesetzesvorhaben zu beraten.

Hohe Ziele in Tschechien

Zuletzt war die tschechische Wasserstoffstrategie, die wie auch die deutschen Partner auf Dekarbonisierung und Energieresilienz setzt, im Mai des laufenden Jahres als Reaktion auf den Ukraine-Krieg angepasst worden. Im Jahr 2040 möchte Tschechien demnach eine Million Tonnen an erneuerbaren oder kohlenstoffarmen Wasserstoff produzieren. Die aktuellen Zahlen liegen freilich noch weit darunter: Im Jahr 2023 wurden 20.000 Tonnen an erneuerbarem Wasserstoff sowie weitere 20.000 Tonnen an kohlenstoffarmen Wasserstoff produziert oder importiert. Der Anteil des erneuerbaren Wasserstoffs in Tschechien liegt derzeit bei 2 Prozent und die Produktion – meist auf der Grundlage fossiler Energieträger wie Erdgas, Kohle  und Erdöl – findet aktuell fast ausschließlich durch Unternehmen statt, die den Wasserstoff auch selbst wieder verbrauchen. Insbesondere die Mobilität durch Wasserstoff stecke demnach noch in den Kinderschuhen.

Preis als größte Herausforderung

Als Haupthindernis für die weitere Entwicklung wird dabei in Tschechien der aktuell noch sehr hohe Preis von 8 bis 12 EUR pro Kilo erneuerbarem Wasserstoff ausgemacht:

Zwar kann bei richtiger Projektierung und Eigenproduktion von Wasserstoff, gerade in der Mobilität jetzt schon kostendeckend oder auch gewinnbringend gearbeitet werden, aber trotzdem birgt jeder Technologiewechsel ein gewisses Risiko. Hier fehlen aktuell Anreize und Förderungen um diesen Umstieg den betroffenen Unternehmen zu erleichtern“

Šárka Cabadová Waisová, Czech Hydrogen Technology Platform (HYTEP)

Bei Importen stelle sich zudem die Frage nach der Nachhaltigkeit und der Versorgungssicherheit der tschechischen H2-Produktion angesichts der Gebühren für die Nutzung notwendiger Pipelines.

Bayern will High-Tech, Innovation und Klimaschutz vereinen

Anschließend ging Elisabeth Gruber, Referentin für Nationale Angelegenheiten des Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B), auf die Situation auf bayerischer Seite ein.

Aktuell gibt es bereits über 40 beispielhafte Wasserstoffprojekte im Freistaat Bayern. Über 30 Wasserstofftankstellen sind in Planung oder bereits im laufenden Betrieb. Zudem sind mehr als 360 Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft im Wasserstoffbündnis Bayern vernetzt.”

Elisabeth Gruber, Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B)

Die bayerische Wasserstoffstrategie setze auf den Import von Wasserstoff und den Export innovativer Wasserstofftechnologie. Gleichzeitig werde die heimische Wasserstofferzeugung sowie die Wasserstofftankstelleninfrastruktur im Freistaat auf- und ausgebaut. Derzeit seien Aufrufe zur Förderung der Elektrolyse- und Wasserstofftankstelleninfrastruktur in Bayern geöffnet.

Berichtete von der bayerischen Wasserstoffstrategie: Elisabeth Gruber vom Zentrum
Wasserstoff.Bayern (H2.B); Bild: Hochschule Hof;

Das Bayerische Wirtschaftsministerium werde im Lauf des Jahres im Rahmen des Energieplans Bayern 2040 die Teilstrategie “Wasserstoffstrategie 2.0” als Update zu der 2020 veröffentlichten Bayerischen Wasserstoffstrategie entwickeln. 

Weitere Vorträge bei dem Treffen gingen schließlich auf die Themen „Wasserstoff aus Biogas“, „LKWs mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren“, „Wasserstoff als Baustein zur Energie-Autarkie“ sowie auf das Feld der Wasserstoff-Busse ein.

Nächste Maßnahmen

Als erste Maßnahme des neuen Bündnisses wurde die zeitnahe Erstellung einer Potentialanalyse für die Regionen Bayern und Böhmen ins Auge gefasst. Hierzu sollen insbesondere die ansässigen Unternehmen nach ihrem Wasserstoff-Bedarf und der Möglichkeit zur Produktion befragt werden – auch um zu ermitteln, wo bereits Erdgas oder andere fossile Energieträger ersetzt werden könnten. Zudem möchte das Bündnis herausfinden, wo Möglichkeiten zur Nutzung betriebseigener erneuerbarer Energien oder anfallender Biomasseströme bestehen. Demnächst möchte man sich dazu dann auch auf tschechischer Seite in Karlsbad treffen (27.6.24). Auch im Raum Tirschenreuth oder Amberg soll es im Laufe des Sommers eine weitere Zusammenkunft geben, über die zu gegebener Zeit informiert werden soll.

Förderung durch Interreg

Die Veranstaltung fand im Rahmen des INTERREG Projekts „HYBaBo“, unter der Leitung der OTH Amberg-Weiden, der Hochschule Hof (iwe) und der Regionalen Handelskammer der Karlsbader Region statt. Das Projektteam wird neben Veranstaltungen in Bayern auch Termine in Tschechien anbieten.

Rainer Krauß

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