Seit Herbst letzten Jahres hat die Hochschule Hof eine neue Stabsstelle: Das Forschungsmarketing. Wie es zu dieser Entscheidung kam und welche Aufgaben dort wahrgenommen werden, stellen wir im Folgenden vor.
Die Grundaufgaben einer Hochschule sind nach dem derzeitigen Hochschulgesetz Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung. Die anstehende bayerische Hochschulreform wird sich auf insgesamt drei Säulen konzentrieren: Lehre und Forschung sind die beiden ersten Säulen und ganz neu dabei als dritte Säule ist die sog. „Third Mission“. Bereits in der Zielvereinbarung der Hochschule Hof mit dem Wissenschaftsministerium von 2019 ist niedergelegt, dass die Hochschule ihre bisherigen Forschungsaktivitäten zur eigenen Profilschärfung nutzen soll und aus diesem Grund schon heute dabei ist, die dritte Säule zur Förderung des Forschungstransfers aufzubauen. Dieses frühzeitige Vorgehen spiegelt die Umsetzung der ministerialen Vorgaben in Hof wider.
Third Mission
Third Mission, diese neue dritte Säule neben Lehre und Forschung, hat zum Ziel, die Aktivitäten der Wissenschaft noch stärker aus dem wissenschaftlichen Bereich hinaus in die breite Gesellschaft zu bringen. Die Hochschule Hof hat diesen Ansatz für sich so interpretiert, dass „das Leistungsspektrum der Hochschule verstärkt an die regionale Wirtschaft herangetragen wird, um noch mehr Kooperationsprojekte durchführen zu können (Zielvereinbarung mit dem Ministerium).”
Damit soll der ständige Transfer von Wissen und Projekten zwischen Hochschule und Wirtschaft weiter ausgebaut werden. Es vereinfacht den Zugang der Firmen zur Hochschule und über und mit der Hochschule können sie leichter neue Projektpartner finden und sich deren Knowhow erschließen.
Mit anderen Worten: Ziel der neuen Abteilung ist es, intensiver und mit neuen Formaten auf die Aktivitäten der Forscher und Forscherinnen an der Hochschule Hof hinzuweisen. Dies funktioniert übrigens intern Hand in Hand mit der Hochschulkommunikation.
Eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften ist per Definition nahe am Puls der Anwender und somit auch außerhalb des wissenschaftlichen Elfenbeinturmes verortet. Dieser Ansatz soll bewusst weiter gestärkt werden. Darüber hinaus stellt die Hochschule dar, wo der konkrete Nutzen der Projekte für spätere Anwender liegt oder ob dieser vielleicht sogar durch eine Startup-Gründung noch gehoben werden kann. Diesen Praxisbezug fordern heutzutage die meisten Fördermittelgeber von Forschungsprojekten ohnehin ein.
Stärker nach draußen
Warum kümmert man sich gerade jetzt um eine stärkere Außendarstellung und hat sogar eine neue Marke „Die Forschende Hochschule Hof“ geschaffen (im Englischen übrigens klingt die Übersetzung ungleich schöner und zeigt die regionale Verbundenheit: „Home of Research“ in Anlehnung an das in Hof bekannte „Home of Films“).
Tatsächlich ist die Forschung an der Hofer Hochschule in der vergangenen Dekade immer wichtiger geworden. Der Gründung eines ersten Instituts im Jahre 2010 (Informationssysteme) folgten weitere drei Institute zu den Themen Materialwissenschaften, Wasser- und Energiemanagement sowie Biopolymerforschung. Zusätzlich wurde noch ein Fraunhofer Anwendungszentrum für Textile Faserkeramiken geschaffen. Daran ist erkennbar, dass die Hochschule sehr viel Wert auf ihre technischen Disziplinen legt – nicht nur in der Lehre. Sie sieht diese als wichtige Bausteine, um als Innovationsmotor in der Region wahrgenommen zu werden.
Nicht nur regionale Forschungsprojekte konnten gewonnen werden, sondern zunehmend auch Bundesprojekte, oftmals gemeinsam mit der regionalen Politik angeschoben. In 2020 liefen rund fünfzig Forschungsprojekte in Hof, eine neue Rekordzahl.
Anne-Christine Habbel, Leiterin Forschungsmarketing
Und jetzt konkret?
In den fünf Forschungsinstituten wurden schon diverse Pilotideen zum Thema Forschungsmarketing erfolgreich ausprobiert: Man arbeitet Hand in Hand mit der Wirtschaft und ihren Verbänden, der Politik sowie den Multiplikatoren und Stakeholdern. Viele Veranstaltungen für unterschiedlichste Zielgruppen setzen neue Impulse und sorgen für einen intensiven Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und tragen so die Ergebnisse der Forschung gut nach außen.
Gerade dieser Transfer ist extern sehr gefragt. Aber umgekehrt möchte natürlich auch die Wissenschaft genauer wissen, was die Wirtschaft antreibt und benötigt. Die praktische Erfahrung der Firmen und deren neue Fragestellungen bringen immer wieder neue Impulse in die Wissenschaft.
Aus diesem Grund spielen auch die verschiedenen wissenschaftlichen oder interdisziplinären Kongresse der Institute eine wichtige Rolle (Vliesstofftage, IT-Forum Oberfranken, Fachtagung Bioplastics, Energiesymposium). Denn ohne diese gegenseitige Befruchtung gibt es keine Forschung. Auf diesen Ansätzen baut das neue zentrale Forschungsmarketing auf und bündelt unter der Dachmarke „Die Forschenden Hochschule Hof“ alle fünf Forschungsinstitute gleichermaßen.
Alle Kanäle, neue Formate
Alle Social Media Kanäle zum Thema wurden einheitlich in „Die Forschende Hochschule Hof“ umbenannt und weitere alte (z.B. Newsletter) und neue Formate werden ausgespielt. So finden neuerdings Interviews mit erfahrenen Professoren und jungen Wissenschaftler*innen aus den Instituten statt, die dann als Webtalks z.B. zu den Themen „Deutsches Kopfschmerzregister“ oder „Innovative Biogasanlagen“ erlebbar sind und weitere Hintergründe liefern.
Diese innovativen jungen Köpfe „brennen“ leidenschaftlich für ihre Themen. Die Mehrzahl von ihnen hat zudem ihr Studium an der Hochschule Hof absolviert.
„Über die Forschungsaktivitäten der Professorenschaft haben wir ein besseres Ausbildungsniveau in der Lehre schaffen können. Sehr gute Absolventen können sich in der Forschung einbringen und sich so vor dem Schritt in die Wirtschaft vertieft qualifizieren, im Einzelfall auch promovieren. Und die ersten unserer Doktoren haben inzwischen den Schritt von der Wirtschaft zurück in die Wissenschaft getan und bereichern als Professoren unser Kollegium. Ich sehe das sehr positiv.“
Prof. Dr. -Ing. Valentin Plenk, Vizepräsident Forschung und Entwicklung;
Nach Abschluss ihrer Forschung und vielleicht sogar mit einem Doktortitel versehen gehen sie dann akademisch qualifiziert z.B. in die Entwicklungsabteilungen von Unternehmen der Region. Oder aber sie sind vom Hofer Gründer-Gen infiziert und starten gleich mit einer eigenen Firma in Hochfranken durch. Das neue Forschungsmarketing ist eine zentrale Service-Einrichtung für die internen Forschungsinstitute und zugleich erste Anlaufstelle für externe Interessierte. Sollten Letztere neue Ideen für noch nicht erprobte Forschungsansätze haben, so sind sie hier genau richtig.
Die neue Stabsstelle ist beim Vizepräsidenten für Forschung und Entwicklung Prof. Dr.-Ing. Valentin Plenk angesiedelt, der als eine seiner ersten Amtshandlungen das Thema „Forschungsprofessuren“ in Angriff genommen hat. Den Vorgaben des Ministeriums folgend stärkt er die Forschung, indem er erfahrenen Forschern und Forscherinnen der Hochschule Hof die Chance auf eine Verringerung ihres Stundendeputats anbietet.
Weniger Stunden in der Lehre bedeuten eine stärkere Ausrichtung in Richtung Forschungsprojekte, was wiederum über das Forschungsmarketing gleich der heimischen Wirtschaft in Form von Projekten zugutekommt.