Wer sich an der Hochschule Hof für das duale Studium interessierte oder in den Bereichen Public Management, Rechnungswesen oder Unternehmensführung im öffentlichen Sektor tätig war, der kam an ihm nicht vorbei. Als Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften prägte er die Hochschule zudem fast 7 Jahre lang in besonderem Maße. Seit 2018 fungierte er anschließend als Wissenschaftlicher Leiter der “hochschule dual”. Nun geht Prof. Franz-Xaver Boos nach erfüllten 29 Jahren an der Hochschule Hof in den wohlverdienten Ruhestand. “Campuls-digital” hat mit ihm gesprochen.

Lieber Herr Prof. Boos, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag an der Hochschule Hof? Was waren Ihre Eindrücke?
„Ja, das tue ich noch sehr genau. Damals erhielt ich meine Ernennungsurkunde sogar persönlich vom Minister. Mein erster Eindruck von der Hochschule Hof war, dass sie ein sehr freundliches und kollegiales Umfeld bietet. Einige Kolleginnen und Kollegen sind mir natürlich auch noch von damals in Erinnerung. Die Fakultät war zu dieser Zeit im Aufbau, doch alles wirkte schon gut organisiert, sodass ich zügig mit meinen Vorlesungen starten konnte.“
Welche Entwicklung der Hochschule Hof in den letzten Jahrzehnten hat Sie am meisten beeindruckt – und was hätten Sie sich vielleicht anders gewünscht?
„Besonders beeindruckt hat mich die enorme Entwicklung im Bereich der Forschung. Die vielen Forschungsinstitute und zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeiter haben ein enormes Potenzial und leisten einen wertvollen Beitrag für die Region. Ein wenig bedauere ich allerdings, dass wir als Hochschule kein eigenes Promotionszentrum erhalten haben. Zwar müssen wir als kleinere Hochschule unsere Stärken gezielt einsetzen, doch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen kann uns hier sicherlich weiterbringen.“
Gab es in Ihrer Laufbahn als Professor eine besonders skurrile oder unvergessliche Situation mit Studierenden?
„Eine der außergewöhnlichsten Situationen war, als eine Studentin mit ihrem Baby im Kinderwagen in meine Vorlesung kam. Der Kinderwagen stand dann vorne bei mir, und während ich unterrichtete, habe ich mich nebenbei ein wenig um den Kleinen gekümmert – das war überhaupt kein Problem! Besonders schön ist, dass diese Studentin später eine bemerkenswerte Karriere gemacht hat.“
Welche drei Überlebenstipps würden Sie neuen Professorinnen und Professoren für die Lehre geben?
„Erstens: Glauben Sie an das Gute in den Studierenden! Auch wenn dieser Glaube gelegentlich enttäuscht wird, schafft eine positive Grundhaltung eine bessere Lernatmosphäre.
Zweitens: Seien Sie ein Vorbild! Haltung, Integrität und Konsequenz sind wichtig – aber genauso wichtig ist es, Fehler einzugestehen, wenn man welche macht.
Drittens: Fokussieren Sie sich auf das Positive! Ich habe mir in den letzten Jahren bewusst vorgenommen, das Gute an unserer Hochschule zu sehen und mich nicht von negativen Kleinigkeiten ablenken zu lassen. Das hat mir sehr geholfen.“
Was hat Ihnen an der Arbeit als Professor am meisten Freude bereitet – und was werden Sie überhaupt nicht vermissen?
„Es mag abgedroschen klingen, aber der Kontakt mit den Studierenden hat mir immer am meisten Freude bereitet. Junge Menschen auf ihren ersten akademischen Schritten zu begleiten und sie auf ihrem Weg zu unterstützen, damit sie einen erfüllenden Platz im Leben finden – das habe ich immer als eine meiner zentralen Aufgaben angesehen.
Ein besonderes Herzensprojekt war für mich das duale Studium an der Hochschule Hof. Dieses Jahr feiern wir das 20-jährige Bestehen dieses Studienformats, und ich bin stolz darauf, dass wir es an unserer Hochschule sehr erfolgreich umgesetzt haben. Besonders bereichernd war auch meine Zeit als wissenschaftlicher Leiter von hochschule dual – mit der Verantwortung für das gesamte duale Studium in Bayern. In den letzten Jahren haben viele Hochschulen in diesem Bereich stark aufgeholt, manche uns mittlerweile quantitativ sogar überholt – vor allem die großen Hochschulen.
Was ich hingegen nicht vermissen werde, ist die Bürokratie. Natürlich sind Regeln notwendig, aber was ich nicht gutheißen kann, ist, wenn die Lehre und die Studierenden nicht mehr im Zentrum unseres Denkens stehen.“



Einige Impressionen aus einem abwechslungsreichen Berufsleben; Quelle: privat;
Wer übernimmt künftig die Zuständigkeit für das duale Studium an der Hochschule Hof?
„Meine Nachfolge ist bestens geregelt: Hochschulübergreifend übernimmt meine Kollegin Michaela Gebele die Leitung. An der Fakultät Wirtschaft wird sie ebenfalls die Verantwortung tragen. Die Fakultät Ingenieurwissenschaften wird künftig von Jens Beck betreut und die Informatik übernimmt Sebastian Leuoth. Damit ist das duale Studium an unserer Hochschule in sehr guten Händen.“
Wie sehen Ihre ersten Tage im Ruhestand aus?
„Ganz oben auf meiner Liste steht eine Skitour! Der März ist bei mir ohnehin bereits mit zahlreichen Wintersportaktivitäten verplant – Langlauf, alpine Skitouren, Schneeschuhwanderungen. Anfang April werde ich dann mit dem Wohnmobil nach Italien fahren, mein Rennrad im Gepäck. Ein besonderes Highlight wird für mich die Papstmesse am Ostersonntag auf dem Petersplatz sein – dafür habe ich mir bereits eine Karte gesichert.
Ganz zurückziehen werde ich mich jedoch nicht: Im Sommer habe ich noch einen kleinen Lehrauftrag an der Hochschule und werde weiterhin im Qualitätsmanagement mitwirken. Ganz loslassen kann ich also doch nicht.“
Was wäre das schönste Kompliment, das Ihnen ein ehemaliger Student oder eine ehemalige Studentin in zehn Jahren machen könnte?
„Ich habe meinen Abschied auf LinkedIn kommuniziert und war überwältigt von den vielen herzlichen Reaktionen und Kommentaren. Jedes einzelne hat mich sehr berührt. Am meisten würde es mich freuen, wenn ein ehemaliger Studierender mir eines Tages sagt: „Sie haben mir auf meinem Weg geholfen und dafür bin ich Ihnen dankbar.“ Wenn ich das höre, weiß ich, dass meine Arbeit etwas bewirkt hat.“
Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für den kommenden Lebensabschnitt!