Mit neuen Studienangeboten ab Oktober 2025 schaffen Hochschule Hof, die Bamberger Akademien und die Kliniken und Pflegeeinrichtungen Oberfrankens einen neuen und attraktiven Zugangsweg zum Pflegeberuf. Nach dem Abitur kann man künftig direkt ein Bachelorstudium absolvieren und bekommt zudem noch eine attraktive Ausbildungsvergütung. “campuls-digital” sprach dazu mit Ilona Baumann, Direktorin Pflege und Patientenmanagement am Klinikum Bamberg, Prof. Dr. Matthias Drossel von der Hochschule Hof und Akademien-Geschäftsführer Michael Springs.
Herr Springs, Herr Prof. Dr. Drossel, wie kam die Kooperation zwischen der Bamberger Akademie und der Hochschule Hof zustande, und welche gemeinsamen Visionen verfolgen Sie mit diesem neuen Lernort?
MD: „Die Bamberger Akademien kamen auf uns mit der Frage zu, wann in Oberfranken endlich ein Angebot auch für diesen Regierungsbezirk in der primärqualifizierenden Pflege entsteht. Die Finanzierung (Ausbildungsentgelt über PflStudG) war zum Zeitpunkt der Anfrage seitens der Regierung im Entwurfstatus bereits in Aussicht gestellt.
Ein erstes Treffen von unserem Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Lehmann, Dekan (INWISS) Prof. Dr. Schmola und dem damaligen Vorstand sowie der Pflegedirektorin und den Geschäftsführern der Sozialstiftung Bamberg zeigte auch sofort: Die Beteiligten scheuen keine Mühe zusammen neue Wege zu gehen. Es wurden die bestmöglichen Optionen und Ziele besprochen und dann für die entsprechenden Ressourcen gesorgt. Der Ansatz zeigt, dass man Visionen haben darf.
Meine Vision ist, dass wir eine oberfränkische Allianz der Pflegebildung schaffen und so mit dem Weg Pflegehochschulbildung die Landschaft ergänzen.”
Prof. Dr. Matthias Drossel
Völlig klar ist: Es braucht die ein- und dreijährige Pflegeausbildung. Diese bieten auch fast alle Träger vor Ort selbst an. Aber in punkto Hochschule könnte so eine neuartige Zusammenarbeit gelingen, die Lehrende, gemeinsame Forschung und weitere Ideen bearbeitet – gerne auch über den Regierungsbezirk hinaus und alles Schritt für Schritt.“
MS: „Die Bamberger Akademien für Gesundheits- und Pflegeberufe und Sozialstiftung Bamberg verfolgen bereits seit 2007 das Konzept, dass akademisch Pflegende ausgebildet werden – bestenfalls vor Ort in Kooperation mit Hochschulen und Universitäten. So war es letztlich nur logisch, den Plan weiter zu verfolgen und das mit einer Hochschule in Oberfranken, die anerkanntermaßen innovativ ist und neue Wege geht!“
IB: „Schon vor vielen Jahren haben wir eine 10%-Quote von Bachelor- und Masterabsolventen in der Pflege angebahnt. Und es braucht natürlich auch Konzepte, wie die Fähigkeiten und Rollen qualifiziert, besetzt und entwickelt werden sollen. Wir gehen diesen Weg konsequent und schaffen die Besetzung von Pflegeteams so, dass unsere Patientinnen und Patienten davon profitieren. Und dies muss die Vision sein: Dass Pflegende weitere zentrale Rollen und die Steuerung der Versorgungsprozesse übernehmen, Hand in Hand mit den anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen.
Um nachhaltig auf die künftigen Anforderungen von Politik, Gesellschaft und vor allem unseren Patienten eingehen und diese umsetzen zu können, ist es essentiell, einen verlässlichen und regionalen Partner an der Seite zu wissen, welcher die fachlichen und organisatorischen Voraussetzungen in diese Kooperation bringen kann.”
Ilona Baumann, Direktorin Pflege und Patientenmanagement am Klinikum Bamberg
Als oberfränkische Hochschule mit Herrn Prof. Dr. Drossel und Prof. Dr. Schmola ist die Hochschule Hof unser Wunschpartner für die Sicherung der Akademisierung der Pflegenden in Bamberg und Umgebung.“
Was unterscheidet die Bamberger Akademie als neuen Lernort der Hochschule Hof von anderen Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegebereich?
MS: “Die Bamberger Akademie ist seit vielen Jahren ein Leuchtturm der Pflegebildung – ob es Modellversuche in der Pflegebildung waren oder eben auch innovative Lernkonzepte. Nicht zuletzt verfügen wir auch über das Skills Labor, also einen Bereich wo ethisch-moralisch richtig am Simulator und Übungsgeräten geübt werden kann, wo Lernende noch Fehler machen dürfen und wo sie trainieren, um letztlich Sicherheit im Handeln am Patienten zu erhalten. Davon profitieren alle: praxisnahes Lernen ohne fundierte theoretische Aspekte zu vernachlässigen.”
Welche innovativen Lehr- und Lernmethoden kommen in der Zusammenarbeit zwischen der Akademie und der Hochschule zum Einsatz und wer genau soll dort künftig unterrichtet werden?
MD: „Die moderne Infrastruktur, wie z. B. das Skills Lab, aber auch die Nähe zu Klinik, stationärer Langzeitversorgungseinrichtung und ambulante Pflege, bietet das optimale Netzwerk, um Expertinnen und Experten in die Lehre mit einzubinden. Aber auch die Ausrichtung der Lehre an der HAW Hof wird wegweisend, modern und auf die Lernbedürfnisse der Studierenden durch den Vizepräsidenten Lehre, Prof. Dr. Dietmar Wolff vorangetrieben.“
Die oberfränkische Pflegelandschaft mit einzubinden, bietet enorme Potenziale. Ein derartiges Netzwerk zu haben und nicht mühevoll aufbauen zu müssen, ist einer der wichtigsten Bausteine für gute Bildungsqualität.“
Michael Springs, Geschäftsführer Bamberger Akademien
Wie vereinen Sie den Praxisbezug der Ausbildung in der Pflege mit den wissenschaftlichen Ansätzen der Hochschule Hof?
MD: „Fundierte Pflegepraxis funktioniert nur mit fundiertem theoretischen Backup. Die bestmögliche Versorgung für Patienten gelingt nur, wenn aktuelle Ergebnisse aus Studien und Projekten mit eingebunden werden. Und dies verändert sich schnell. Wer denkt, dass Pflege nur ein Abarbeiten nach Schema X ist und immer gleich aussieht, der irrt gewaltig. Denn hochkomplexe Versorgungssituationen durch eine Gesellschaft, deren Menschen immer älter werden und oft mehrfacherkrankt sind, sind wahnsinnig herausfordernd. Und Pflegeversorgung spielt dabei eine zentrale Rolle.“
IB: „Der Praxisbezug wird durch eine ideale Begleitung, auch im praktischen Einsatz in jedem Semester durch qualifizierte Praxisanleitung unterstützt. Die optimale Vernetzung zwischen Theorie und Praxis. Das Klinikum Bamberg verfügt über ein sehr ausgereiftes, sehr gut ausgebildetes, motiviertes und flexibles Praxisanleitungssystem. Bereits jetzt können wir akademisierte Pflegekräfte mit dem Schwerpunkt Praxisanleitung vorweisen, die unsere künftigen Studentinnen und Studenten anleiten werden.“
Herr Prof. Dr. Drossel, wie trägt die Akademie dazu bei, dass Studierende auf die Herausforderungen der modernen Gesundheitsversorgung vorbereitet werden?
MD: „Moderne Gesundheitsversorgung braucht gut ausgebildete Pflegende in allen Qualifikationsstufen: Vom Stationsassistenten, Pflegefachhelfer, zukünftig Pflegefachassistenz, dreijährigen Pflegefachleuten über weitergebildete Pflegende, Bachelor- und Masterabsolventen, aber auch das Doktorat in der Pflegepraxis, also ein Doktorat das eine starke Praxisorientierung, wie z. B. in der Medizin, im Fokus hat. Diese Entwicklung, qualifiziertes Personal in die Patientenversorgung einzubinden und stets aus der Versorgungsdenkweise diese Qualifikationsprozesse zu denken, ist eine Stärke der Akademien. Durch eine Einbindung von xReality, Robotik und alltagsunterstützende digitale Systeme, die jetzt schon vor Ort genutzt werden, zeigen diese, dass sie auch moderne und notwendige Wege mitgehen.“
Herr Springs, welchen Beitrag kann die Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof leisten, um dem Fachkräftemangel im Pflegebereich entgegenzuwirken?
MS/IB: „Wir haben viele Personen, die sich für ein attraktives Angebot im Hochschulbereich interessieren, da Ausbildung nicht unbedingt der Weg ist, den sie bislang mit bedacht hatten. Wir sprechen mit diesem Angebot also nochmal eine weitere Zielgruppe an, die sich über den Hochschulweg in einen Gesundheitsberuf aufmachen wollen. Und natürlich ist es auch hier wegweisend, dass diese nicht mehr gegenüber Auszubildenden benachteiligt werden und genauso eine Vergütung pro Monat erhalten. Dies verspricht ein wichtiges ergänzendes Puzzleteil zu sein. Wir brauchen sie alle, da die demographischen Herausforderungen da sind.
Doch wir wollen nicht jammern, sondern mit modernen und wegweisenden Bildungskonzepten, aber auch Einsatzmöglichkeiten für alle Qualifikationsstufen. Wir bauen seit vielen Jahren auch unsere Kapazitäten in der Bildung aus. Entgegen dem Trend, dass viele nicht mehr ausreichend junge Menschen akquirieren können.“
Welche Vorteile bietet die Kooperation den Studierenden der Hochschule Hof und wie profitieren die Auszubildenden der Bamberger Akademie?
MS/IB: „Die Auszubildenden sehen seit vielen Jahren, dass Bildung nicht nach 1, 2 oder 3 Jahren endet. Sie sehen, dass Fort-Weiterbildung und auch das Studium selbst wichtig sind. Diese Präsenz einer Hochschule direkt vor Ort schafft den Anreiz. Das Aufeinandertreffen von Lehrenden, Forschenden und gemeinsame Projekte werden im Alltag alle im Diskurs anregen. Und Diskurs bedeutet hier geistiges Wachstum. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine nahe örtliche Verbindung mit einer Hochschule sich positiv auf eine Kooperation auswirken kann. Die Hochschule ist in Oberfranken und stärkt in alle Richtungen die Menschen in unserer Region.“
Welche Rolle spielen digitale Technologien in der Ausbildung und Weiterbildung am neuen Lernort?
IB: „In der Sozialstiftung Bamberg werden digitale Technologien alltäglich genutzt. Beginnend bei der Dokumentation von Patientendokumentation, Robotern, die auf Station unterstützen, bei anderen Robotiksystemen, die beispielsweise bei der Reinigung, aber auch bei der Entsorgung unterstützen, sind diese Systeme allgegenwärtig. Wir kommen nicht drumherum in jedem Modul, das gelehrt wird, auch diese Schnittstellen mitzudenken. Dabei müssen die Studierenden am Ende in ihrem „Mindset“ so vorbereitet sein, dass sie Lust auf dieses schnelle und sich rasant entwickelnde Thema bekommen und mitwirken. Im Zeitalter der KI ist und wird die Ausbildung in der digitalen Technologie eine Basisvoraussetzung in der Versorgung und Pflege von Patienten sein. Hier laufen an der Sozialstiftung Bamberg bereits viele Projekte und Netzwerke in die digitale – bzw. KI Richtung. Dies muss weiter entwickelt und nachgehalten werden.“
MD: „Mit unserem Pflege-Digital-Papst Prof. Dr. Wolff bringen wir Know-how und ein weiteres potentes Netzwerk mit.“
Welche langfristigen Pläne haben Sie für die Entwicklung der Kooperation und den Ausbau des Lernorts?
MS/IB: „Durch die zwei Varianten des Pflegestudiums bieten wir für alle etwas an: Für Newcomer, direkt nach dem (Fach-)Abitur aus dem In- und Ausland oder für Personen mit drei Jahren Berufserfahrung, die aus einem anderen Beruf (mind. 2-jährig) kommen und darüber die Hochschulzugangsberechtigung erwerben (z. B. MFAs, etc.). Und eben auch eine monatliche (Aus-)Bildungsvergütung. Variante 2 kommt dann noch für all unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für Absolventinnen der Pflegeausbildung hinzu, die dann noch ein Pflegestudium beginnen wollen, um berufsbegleitend in Teilzeit – also neben Familie, Beruf und Hobby – zu studieren. Diese zwei Varianten lassen darauf hoffen, dass auch weitere Zertifikatslehrgänge, Masterangebote und auch Forschungen miteinander angestrebt werden können.“
MD: „Ein Umfeld in Oberfranken für aktive Versorgungsforschung zu schaffen ist wichtig. Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Hof gilt schon heute in anderen Bereichen als forschungsstark. Mit Prof. Dr. Valentin Plenk, Vizepräsident der Forschung, haben wir eine Person an unserer Seite, die stets nach Lösungen suchen wird, um auch in diesem Bereich weiter „Fuß zu fassen“. Prof. Dr. Wolff, Vizepräsident Lehre, hat schon heute eine Forschungsgruppe innovative Gesundheitsversorgung, die sich perfekt integrieren lässt.“