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Gerontologie und Prävention: “Wir werden älter, aber nicht gesünder älter”

Die Studierenden des Studiengangs Innovative Gesundheitsversorgung (B.Sc.) der Hochschule Hof am Campus Kronach hatten die Gelegenheit, sich mit einem besonders relevanten Thema auseinanderzusetzen: Gesundheitsförderung im und für das Alter. Hanna Wagner, Bereichsleiterin für die Begegnungs- und Beratungszentren sowie für den Ehrenamtsbereich beim Arbeiter-Samariter-Bund-Regionalverband Dresden e.V. (ASB Dresden), sprach zum Thema „Gerontologie und Prävention“.

Hanna Wagner, Expertin für Gerontologie und Führungskraft beim Arbeiter-Samariter-Bund-Regionalverband Dresden e.V.; Bild: Hochschule Hof;

Ihre Expertise und Erfahrungen brachten den Studierenden wichtige Einblicke in die Herausforderungen und Chancen der Seniorenarbeit in einer alternden Gesellschaft.

Altersstruktur am Beispiel Dresden: Herausforderungen des demographischen Wandels

Dresden, als flächenmäßig viertgrößte Stadt Deutschlands, hat zirka 570.000 Einwohner. Die Stadt steht vor besonderen demografischen Herausforderungen: Rund 28 Prozent der Bevölkerung, etwa 160.000 Menschen, sind 60 Jahre oder älter. Hanna Wagner machte deutlich, dass der demografische Wandel, insbesondere die bevorstehende Pensionierung der Babyboomer-Generation, das soziale Gefüge stark beeinflusst. Gleichzeitig stehen Unternehmen und Pflegeeinrichtungen vor einem Fachkräftemangel, der durch den steigenden Bedarf an Pflegeleistungen noch verstärkt wird.

Ein persönliches Beispiel der Referentin betonte die Dringlichkeit des Problems:

Es hat Wochen gedauert, bis wir innerhalb der eigenen Familie eine Wundschwester finden konnten, obwohl ich selbst im sozialen Bereich arbeite.“

Hanna Wagner

Dies verdeutlichte die Engpässe im Gesundheitssystem und die zunehmenden Herausforderungen in der Versorgung älterer, pflegebedürftiger Menschen.

Vortrag vor den Studierenden des Studiengangs Innovative Gesundheitsversorgung (B.Sc.) der Hochschule Hof am Campus Kronach; Bild: Hochschule Hof;

ASB Dresden: Vorreiter in Prävention und Begegnungsarbeit

Als ehemalige Absolventin der Hochschule Hof und heutige Führungskraft beim ASB Dresden, berichtete Wagner mit Stolz über die vielfältigen Aktivitäten ihrer Organisation. Der ASB Dresden betreibt vier Einrichtungen im Bereich der Begegnungs- und Beratungsarbeit für Senioren, darunter das „Haus der Generationen“ und die „Wiesenhäuser“. Diese Einrichtungen bieten nicht nur Senioren einen Ort der Gemeinschaft, sondern auch pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, sich auszutauschen und Unterstützung zu erhalten. „Vieles wäre ohne unsere über 100 Ehrenamtlichen nicht möglich“, betonte Wagner, die auch die Bedeutung des Ehrenamts und der damit verbundenen Arbeit hervorhob.

Die Prävention, so Wagner, spielt dabei eine zentrale Rolle:

Mit gezielten Maßnahmen kann die Krankheitslast der Bevölkerung reduziert werden.”

Hanna Wagner

Die Seniorenberatung des ASB greift sowohl auf Primär-, Sekundär- als auch auf Tertiärprävention zurück und unterstützt damit nicht nur Senioren, sondern auch pflegerische Einrichtungen und Angehörige.

Gesundheitsförderung im Alter – Vorsorge als Schlüssel

Ein zentraler Aspekt des Workshops war die Frage nach Präventionsmaßnahmen, um Erkrankungen im Alter zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern. Hanna Wagner wies darauf hin, dass das Risiko für Erkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen oder auch Demenz mit dem Alter steigt. Gleichzeitig betonte sie, dass bereits frühzeitig im Lebensverlauf gesundheitsförderliche Maßnahmen getroffen werden können – eine Tatsache, über die insbesondere bei Krankheitsbildern wie der Demenz jedoch kaum gesprochen werde. Studierende, z.B. mit Vorerfahrung in Pflegeberufen stiegen tief in die Diskussion mit ein.

„Wir werden älter, aber nicht gesünder älter“, unterstrich Wagner, was die Bedeutung der Prävention in den Mittelpunkt rückte. Die Begegnungs- und Beratungszentren des ASB Dresden bieten hier vielfältige Programme an, um sowohl Senioren als auch deren Angehörigen präventiv zu helfen. Ob Gymnastik, Handarbeit, Yoga oder Tanzveranstaltungen – die Zentren offerieren eine breite Palette an Aktivitäten, die nicht nur das körperliche, sondern auch das geistige Wohlbefinden fördern. Die individuelle, kostenfreie Beratung der in den Zentren verorteten Fachkräfte bietet zudem umfangreiche Hilfsangebote und Unterstützungsmaßnahmen zu allen Themen, die das Alter betreffen und rundet somit das Angebot der vollumfänglichen Seniorenarbeit ab.

Diskussion und interaktiver Austausch im Workshop

Nach dem Impulsvortrag folgte ein interaktiver Austausch im Rahmen von drei Fragestellungen in Kleingruppen. Die Studierenden diskutierten über innovative Ansätze, um die Begegnungsarbeit auch in ländlichen Gebieten besser anzubinden. Ein weiteres Thema war die Frage, wie durch den Einsatz digitaler Lösungen und weiteren innovativen Ansätzen die jüngere Generation (60+) stärker in die Gemeinschaft eingebunden werden kann.

Besonders rege wurde die Frage der Referentin „Was ist alt?“ diskutiert. Während einige Studierende meinten, dass man als „alt“ gilt, wenn man auf fremde Hilfe angewiesen ist, vertrat eine andere Gruppe die Ansicht, dass Alter nur eine Zahl sei. „Eine 90-jährige, die jeden Tag Sport treibt, wirkt fitter als mancher 60-Jährige“, so eine Studierende.

Wagner selbst griff die Diskussion auf und fragte in die Runde: „Was war für euch als Kind alt?“ Auch Prof. Dr. Dirk Reinel, Dozent der Hochschule Hof und Studiengangleitung Innovative Gesundheitsversorgung, erinnerte sich: „Als Kind erschien mir meine Großmutter mit 66 Jahren alt.“

Die Zukunft der Seniorenarbeit – Chancen und Herausforderungen

Der Vortrag endete mit einer optimistischen Note: Zwar stellt der demografische Wandel die Gesellschaft vor große Herausforderungen, doch bietet er auch die Chance, neue Wege in der Pflege und Gesundheitsförderung zu beschreiten. Der ASB Dresden zeigt hierbei, wie durch die Kombination aus ehrenamtlichem Engagement und professioneller Betreuung nachhaltige Strukturen geschaffen werden können, die nicht nur die Lebensqualität von Senioren verbessern, sondern auch deren Angehörigen Entlastung bieten.

Durch die praxisnahen Einblicke in die Gerontologie und die Bedeutung der Prävention im Alter konnten die Studierenden wertvolle Impulse für ihre zukünftige berufliche Laufbahn gewinnen. Experten und praxisnahe Veranstaltungen verdeutlichen die enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis und zeigen, wie praxisnahes Studium gestaltet sein muss.

Zum Abschluss des Vortrags dankten sowohl Prof. Dr. Dirk Reinel als auch Prof. Dr. Matthias Drossel der Referentin Hanna Wagner für ihren wertvollen Beitrag und die spannenden Einblicke in ihre Arbeit beim ASB Dresden.

Daniel Gläßel

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