Kostenlos abonnieren

Werden Sie regelmäßig per E-Mail über neue Ausgaben der campuls informiert. Sie können Ihr kostenloses Abo jederzeit einfach online über den Abmeldelink im Newsletter kündigen.

Weitere Infos zu Datenschutz & Widerrufsrecht finden Sie hier.

Zu Gast in Rumänien: Martin Lochmüller bei International Teaching Week an der Babeș-Bolyai University in Cluj

Seit über zehn Jahren veranstaltet die Hochschule Hof alle zwei Jahre die sogenannte International Teaching Week (ITW). Bei diesem Event sind Dozentinnen und Dozenten aus der ganzen Welt zu Gast in Hof. Eine Woche lang halten die internationalen Lehrenden Vorlesungen und Workshops in ihren jeweiligen Fachgebieten. Für die Studierenden der Hochschule ist die ITW eine großartige Gelegenheit, auch ohne einen Auslandsaufenthalt internationale Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzubilden.

Auch die mehr als 130 Partnerhochschulen der Hochschule bieten regelmäßig ähnliche Formate für Lehrende zur Durchführung von Gastvorlesungen oder Hochschulangehörige allgemein zur Weiterbildung in einem Themenbereich an. Martin Lochmüller, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften, nutzte vom 05.05. bis 09.05.2025 ein Angebot der Babeș-Bolyai University in Cluj in Rumänien und nahm an der dortigen International Teaching Week teil.

Die Redaktion von „campuls-digital“ hat mit Herrn Lochmüller über seine Eindrücke und Erfahrungen in Rumänien gesprochen.

Herr Lochmüller, wie sind Sie auf die Möglichkeit einer Teilnahme an der International Teaching Week der Babeș-Bolyai University aufmerksam geworden?

Bekanntermaßen unterhält die Hochschule Hof viele internationale Beziehungen zu Hochschulen und Universitäten nicht nur im EU-Raum, sondern in der ganzen Welt. Diese Beziehungen sollen nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch mit Leben erfüllt werden. Was die Professoren und Lehrkräfte betrifft, so sind die ITWs ein wichtiges Forum, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten und zu vertiefen. Darüber hinaus sind sie auch eine Plattform, um neue Beziehungen zu knüpfen, an deren Ende auch einmal eine Forschungskooperation entstehen kann. Aus diesem Grund motiviert das International Office zur Teilnahme, kommuniziert Termine, berät und leistet organisatorische Unterstützung.

Wie sah das Programm der ITW aus?

ITW heißt zunächst einmal Lehrveranstaltungen vor Ort durchzuführen. Thema und Inhalt werden vorab abgestimmt. D.h. man bewirbt sich mit einem Themenvorschlag und einem Lehrkonzept. ITW heißt aber auch Networking. Dies bedeutet man lernt viele Kollegen kennen und tauscht sich aus. Um dies zu ermöglichen haben die Verantwortlichen der UBB Cluj ein Programm gestrickt, das auch eine Stadtführung mit Welcome Dinner, einen Opernbesuch sowie einen Ausflug am letzten Tag nach Alba Julia mit Unternehmensbesuch und Stadtbesichtigung beinhaltete. Selbstverständlich war auch eine Campus-Führung im Programm.

Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte die ITW an der Babeș-Bolyai University und woher kamen diese?

Ich war überrascht, dass so viele internationale Kolleginnen und Kollegen an der ITW teilnahmen. Vielleicht lag es ja daran, dass es sich um ein kleines Jubiläum handelte. Es war die 10. ITW. Insgesamt nahmen 17 „Guest Lecturers“ vor Ort teil. Hinzu kamen noch weitere, die online zugeschaltet wurden. Aus Deutschland war ich der Einzige, der vor Ort war. Die weiteste Anreise hatte wohl der Kollege aus Kolumbien. Dazu kamen Teilnehmende aus Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, Österreich, Tschechien, Polen und Lettland.

Martin Lochmüller (Mitte) mit seinen internationalen Kolleginnen und Kollegen auf der ITW der Babeș-Bolyai University; Bild: privat

Was war Ihre Aufgabe vor Ort? Welche Vorlesungen und Seminare haben Sie gehalten oder welche Projekte und Forschungsvorhaben standen im Fokus?

Meine Lehrveranstaltungen befassten sich mit psychophysiologischen Methoden in der Konsumentenverhaltensforschung. Wir haben ja hier an der Hochschule ein bestens ausgestattetes Marktforschungslabor unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Riedl. Da lag es nahe über die Erfahrung mit Methoden wie Eye-Tracking oder Hautwiderstandsmessung zu sprechen.

Wie haben Sie persönlich von der ITW profitiert?

Da stehen natürlich neu geknüpfte Kontakte und der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. Mit einem Kollegen aus Riga denke ich aktuell über ein gemeinsames Projekt nach.

Wie beschreiben Sie die Babeș-Bolyai University, die größte rumänische Universität?

An der BBU sind in 21 Fakultäten mehr als 40.000 Studenten immatrikuliert. Die Universität ist mehrsprachig ausgerichtet. Außer auf Rumänisch, gibt es ungarisch-, englisch- und für mich überraschend auch deutschsprachige Studienangebote. Das liegt daran, dass Cluj-Napoca als Klausenburg auch eine Habsburger Vergangenheit hat.
Überrascht hat mich die Modernität und Ausstattung des Gebäudes der betriebswirtschaftlichen Fakultät. Obwohl staatliche Universität gibt es Unternehmenskooperationen, die sich beispielsweise in einer Kaufland-Lounge oder im Engagement von BOSCH manifestieren. Es gibt auch Kurioses wie eine Bücher-Desinfektionsanlage, die zur Corona-Zeit angeschafft wurde.

Blick in einen Seminarraum an der Babeș-Bolyai University; Bild: privat

Welche Eindrücke und Erfahrungen nehmen Sie von Ihrem Aufenthalt in Rumänien mit?

Wenn man erstmalig nach Transsilvanien kommt, schwingt so manches Vorurteil über ein eher rückständiges Land mit. Wir denken an Vampire und Bauern auf Pferdekutschen. Diese Vorurteile wurden komplett über den Haufen geworfen. Die Digitalisierung ist weit vorangeschritten, Barzahlung eher unüblich, die Türen zu den Vorlesungsräumen werden mit einer App geöffnet. Wo man billige Arbeitskräfte vermutet, sind Industrieroboter im Einsatz. In der Shopping-Mall in der Nähe meines Hotels haben sich die bekannten Fastfood-Ketten breitgemacht. Die Kneipen und Café-Szene ähneln der unsrigen.
Fairerweise muss man in der Bewertung einschränken, dass ich während der ITW nur einen „Ausschnitt Rumäniens“ erlebt habe.

Was war Ihr persönliches Highlight?

Neben vielen positiven Erfahrungen will ich zwei Highlights hervorheben: Als jemand, der aus Oberfranken stammt und mit der Porzellanindustrie und deren Niedergang etwas vertraut ist, war es der Besuch des Porzellanherstellers IPEC in Alba Julia. Das Unternehmen wurde nach der Ceausescu-Ära 1990 als Startup gegründet und ist heute einer der größten Hersteller für Tassen und Teller weltweit und beliefert z.B. IKEA. Bemerkenswert ist die fortschrittliche Automatisierung der Produktion, in der mehr Industrieroboter als Menschen zu sehen sind. Zugleich wird intensiv über Energieautonomie in Form eines eigenen Solarparks nachgedacht.
Freizeit-Highlight war der Besuch des Steampunk-Museum in der Innenstadt von Cluj-Napoca. Wohl das skurrilste Museum das ich kenne. Inspiriert von den Büchern Jules Vernes und dessen Fantasy-Welt wurde aus Schrott und Antiquitäten eine Traumlandschaft mit vielerlei gar seltsamen Apparaten geschaffen. Da findet sich beispielsweise eine Smartphone-Scroll-Maschine oder eine Zeitreisemaschine.

Im Steampunk-Museum in der Innenstadt von Cluj; Bild: privat

Danke für das Gespräch!

Kirsten Hölzel

Weitere Themen