An der Hochschule Hof ist Internationalität nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebte Realität – und das längst nicht nur in den Hörsälen. Rund 40 Prozent der Studierenden stammen aus dem Ausland, und auch das wissenschaftliche und das wissenschaftsstützende Personal wird zunehmend vielfältiger: In Verwaltung und Forschung arbeiten inzwischen Mitarbeitende aus rund 20 Nationen. Drei von ihnen – aus Taiwan, der Ukraine und Syrien – berichten mit einem Augenzwinkern von Kulturschocks, Sprachverwirrungen und kleinen wie großen Glücksmomenten in Oberfranken. Und sie zeigen, wie vielfältig ihre Aufgaben an der Hochschule sind – vom Programmmanagement über die Wasserforschung bis hin zur Künstlichen Intelligenz.

Shuyi Yang stammt ursprünglich aus Taiwan und ist seit 2017 in Deutschland. Nach Stationen in Leipzig ist sie seit Ende 2024 an der Hochschule Hof tätig – im Programm Management der Graduate School. Dort begleitet sie internationale Bewerberinnen und Bewerber durch den Auswahlprozess, steht während des gesamten Studiums beratend zur Seite und sorgt dafür, dass der Einstieg in das deutsche Hochschulleben gelingt. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von Kommunikation, Struktur – und gelegentlichen Aha-Erlebnissen.
Ein Beispiel? „Als ich zum ersten Mal das Wort Kabelsalat gehört habe, musste ich lachen – aber es passt so gut zur deutschen Vorliebe für Ordnung.“ Überhaupt: Deutschland sei „in Ordnung“, und zwar im besten Sinne. Dass Menschen hier ganz selbstverständlich allein in der Mensa sitzen oder spazieren gehen, sei ihr anfangs fremd gewesen – heute genieße sie ihre neu entdeckte Me Time sehr.
Forschung unter Strom: Modellierung trifft Migration
Natalia Zhukova kam wegen des Ukraine-Krieges nach Deutschland und begann die Zusammenarbeit mit dem Institut für nachhaltige Wassersysteme (inwa) im Rahmen der Beantragung eines Stipendiums für ukrainische Wissenschaftler. Obwohl der Antrag nicht bewilligt wurde, blieb die Verbindung bestehen – und wurde zur beruflichen Chance. Heute arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am inwa und beschäftigt sich mit der Synthese und der mathematischen Modellierung der Dynamik von automatischen Steuerungssystemen technologischer Prozesse, der Untersuchung und Entwicklung energieeffizienter Methoden zur Steuerung der optimalen Energieverteilung in technologischen Prozessen der Wasserinfrastruktur, insbesondere in Abwasserbehandlungsprozessen.

Auch Natalia musste sich zunächst mit anderen „Wirbeln“ auseinandersetzen: der deutschen Bürokratie. „Am Anfang war das wirklich herausfordernd – aber die direkte Kommunikation hat mir geholfen.“ Besonders schätzt sie heute die Sicherheit und Struktur in Deutschland – und die Offenheit an der Hochschule. „Das Miteinander hier ist sehr unterstützend. Man hat nie das Gefühl, allein zu sein.“
Künstliche Intelligenz, echte Gastfreundschaft
Alaa Al Najjar, aus Syrien, kam 2023 nach Hof – zunächst als Student im Masterstudiengang Künstliche Intelligenz und Robotik, heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informationssysteme (iisys). Dort arbeitet er an Themen, die wie aus der Zukunft wirken: Radarsysteme, digitale Zwillinge und Autonomes Fahren. Sein Einstieg ins Hochschulleben war allerdings alles andere als digital: „Nach meiner ersten Vorlesung klopften alle auf den Tisch – ich dachte zuerst, es ist irgendetwas passiert!“ Heute weiß er: Das war Applaus. Und einer von vielen kleinen Kulturunterschieden, die er mit Humor nimmt.

Seine Erfahrung mit Deutschland? „Die Arbeitskultur ist sehr gut. Und die Natur – gerade hier in Oberfranken – ist wunderschön.“ Was er neuen Fachkräften rät: Dranbleiben. Geduld haben. Und sich nicht entmutigen lassen. Bei ihm dauerte es neun Monate, bis er seinen ersten Job fand – aber es hat sich gelohnt.
Verständigung mit Herz – und gelegentlichen Missverständnissen
Dass Sprache mehr als Grammatik ist, wissen alle drei. Für Shuyi Yang ist Deutschlernen ein Schlüssel zur echten Integration: „Man spricht nicht nur den Kopf an, sondern das Herz.“ Natalia Zhukova erinnert sich mit einem Lächeln an eine Szene aus der Sprachschule: „Ich sagte, ich setze mich jeden Abend mit meinem Mann auseinander. Die Lehrerin war schockiert und fragte mich, warum wir so oft streiten würden – dabei meinte ich damit nur unser gemeinsames Lernen.“ Solche Missverständnisse gehören dazu – und machen das Miteinander oft auch menschlicher.
Das Gefühl angekommen zu sein
Drei Geschichten, drei Persönlichkeiten – und ein gemeinsames Gefühl: angekommen zu sein. Die Hochschule Hof profitiert von der Vielfalt ihrer Mitarbeitenden – nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Zwischen Kabelsalat, Klopfsignalen und Frühstücksnostalgie wird hier deutlich: Internationalität ist kein Ziel, sondern längst gelebte Wirklichkeit.