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Aus Äthiopien nach Oberfranken: Erste Erfahrungen von Selamu Temesgen

Ich heiße Selamu Temesgen und bin 32 Jahre alt. Ich bin Doktorand am Institut für angewandte Biopolymerforschung (ibp) der Hochschule Hof. Mein laufendes Doktorandenprogramm findet im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit statt, bei der ich die Hälfte meiner Doktorandenzeit in Deutschland und die andere Hälfte an der Heimatuniversität in Äthiopien verbringen kann. Gefördert wird dies durch Mittel des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst).

Selamu Temesgen; Bild: Hochschule Hof;

Guter Ruf des deutschen Bildungssystems

Als ich davon träumte als Doktorand zu arbeiten, suchte ich nach Ländern und Universitäten, in denen ich meinen Traum verwirklichen konnte. Ich entschied ich mich für Universitäten in Deutschland aufgrund des guten Rufs des deutschen Bildungssystems, das viel Wert auf praktische Anteile an der Ausbildung legt. Danach suchte ich nach einem potenziellen Doktorvater.

Während dieser Zeit besuchte ich erstmals die Website der Hochschule Hof. Hier fand ich mit Prof. Dr. Michael Nase einen möglichen Betreuer für meinen Promotionsvorschlag, da er viel Erfahrungen mit meinem Forschungsthema hat. Also kontaktierte ich ihn per Email und wir tauschten und regelmäßig aus. Schließlich nahm er glücklicherweise meinen Vorschlag an und erklärte sich bereit, meine Doktorarbeit zu betreuen.

Freundlicher Empfang

Zu Beginn meines Aufenthaltes hatte ich Angst vor der Sprachbarriere. Ich dachte, dass mich Sprache und die kulturellen Unterschiede sehr herausfordern würden. Bei meiner Ankunft am Berliner Flughafen wartete mein jetziger Vorgesetzter, Herr Dr. Mirko Rennert, dort auf mich und brachte mich persönlich nach Hof. Er zeigte mir sofort eine erstaunliche Sympathie und behandelte mich so freundlich, dass ich bald alle meine Ängste verlor. Außerdem sprechen die Teammitglieder meiner Arbeitsgruppe und die Professoren allesamt gut Englisch. Trotzdem haben sie mich motiviert Deutsch zu lernen. Alle haben meinen Aufenthalt im Hof ​​bis jetzt sehr einfach und schön gestaltet.

Forschung für umweltfreundliche Fasern

Während meiner Zeit in Hof werde ich viele Experimente durchführen, die für meine Doktorarbeit benötigt werden. Meine Arbeit konzentriert sich auf die Herstellung nachhaltiger und biologisch abbaubarer Polymerfasern aus Stärke und/oder Stärke-Polymergemischen. Die meisten Textilfasern auf Basis synthetischer Polymere werden aus nicht erneuerbaren fossilen Brennstoffen gewonnen. Daher arbeiten weltweit Forscher daran, diese Kunststoffe durch nachhaltige und umweltfreundliche Materialien zu ersetzen. Als Forscher bin ich bereit, zur Entwicklung dieser nachhaltigen und umweltfreundlichen Materialien in Form von Fasern beizutragen.

Arbeit im engagierten Team

Um dies zu erreichen, arbeite ich derzeit mit einem engagierten und freundlichen Team des Instituts für angewandte Biopolymerforschung (ibp) in Hof an der Herstellung von synthetischen Polymerchips und Polymerpellets aus Stärke – dem am häufigsten vorkommenden, kostengünstigsten und biologisch abbaubaren Material.

Unser ultimatives Ziel ist es, Fasern aus den Polymerchips herzustellen. Die herzustellenden Fasern werden synthetische Fasern ersetzen, die bislang auf Erdölbasis hergestellt werden – wie Polyester und Nylon. Letztere repräsentieren aktuell noch über 40% des Marktes an synthetischen Fasern. Der langfristige Plan unserer Forschung besteht darin, die Fasern für viele technische Anwendungen geeignet zu machen, indem ihre Leistung durch verschiedene Mechanismen und Technologien verbessert wird.

Vorfreude auf einen Sommer nach Corona

Natürlich ist die aktuelle Situation in Hof aufgrund der Pandemie schwierig. Ich habe nicht viele Freunde getroffen, aber mein Mitbewohner ist ein guter Mensch und wir können reden und Meinungen austauschen.

Wenn im Sommer das normale Leben zurückkehrt, freue ich mich auf schöne Momente mit Freunden und Mitarbeitern. Ich möchte unbedingt mehr über die Kultur Deutschlands erfahren und natürlich mein Deutsch verbessern. Ich möchte auch mehr von Hof und anderen Städten sehen. Sehr typisch für Deutschland sind meiner Meinung nach die sehr ordentliche Arbeit, die Pünktlichkeit, das Engagement und die Regeln.

Mein Rat an Studenten, die planen ein Semester in Hof zu verbringen, ist: Planen Sie ihre Arbeit klar im Voraus. Man kann sich immer vertrauensvoll an die Vorgesetzten wenden und man sollte die Regeln einhalten. Im Allgemeinen ist Hof eine schöne Stadt mit freundlichen Menschen.

Selamu Temesgen
Rainer Krauß
ibp

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