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Studierende diskutieren mit der Politik: Wie „smart“ kann die Stadt der Zukunft sein?

Studierende der Hochschule Hof am Campus Münchberg hatten innerhalb des Semesterprojektes „Stadt der Zukunft“ eine Informationsveranstaltung über die kommunalen Strukturen und Prozesse einer Stadt und außerdem die Möglichkeit, direkt mit führenden Lokalpolitikern zu sprechen. Am konkreten Beispiel der Stadt Münchberg präsentierten die Kommunikationsdesign-Studierenden zudem ihre Ideen für eine intelligente Region und Stadt der Zukunft, die sich attraktiv für junge Menschen präsentiert und Gründern ein geeignetes Umfeld bietet. Landrat Dr. Oliver Bär und Münchbergs Bürgermeister Christian Zuber zeigten sich von vielen Ideen begeistert und wollen einige Pilotprojekte nun aufgreifen und fortführen.

In großer Runde stellten Kommunikationsdesign-Studierende ihre Ideen für die Stadt Münchberg vor;
Bild: Hochschule Hof;

Eingeladen zu der spannenden Veranstaltung auf dem Hochschulcampus Münchberg hatte Professor Norbert Diedrich, der an der Hochschule Hof seit knapp einem Jahr im Studiengang Kommunikationsdesign als Experte für Storytelling und User-Experience-Design lehrt. Sein Anliegen und das der Lehrenden Prof. Claudia Siegel und Prof. Michael Zöllner war es auch, dass sich die Studierenden ganz konkret durch Projektentwicklungen mit der Zukunft ihrer Studienregion auseinandersetzen sollten. Das Team bearbeitete die Aspekte „Stadt im Wandel“, „Stadt im Dialog“ und „Stadt der Daten“ gemeinsam mit ihren Studierenden.

Wandel und Leerstand als Chance

„Es ist ganz eindeutig, dass sich der Fachkräftemangel schon aus demographischen Gründen weiter verschärfen wird. Umso akuter ist die Frage, wie wir junge Menschen in die Region bekommen und dann halten. Dafür ist es am besten, wenn man sie selbst befragt. Alleine schon die Auswahl ihrer Projektideen zeigt dabei, wo die Interessen und Anliegen der jungen Generation liegen“, so Prof. Norbert Diedrich über den Projektansatz, den er als durch und durch optimistisch verstanden wissen will:

Jeder Strukturwandel und jeder Leerstand bietet vielerlei Chancen!”

Prof. Norbert Diedrich
Prof. Norbert Diedrich; Bild: Hochschule Hof;

Beteiligung junger Menschen nötig und wertvoll wie nie

Eingeleitet wurde die Veranstaltung durch einen Impulsvortrag von Dr. Pia Beckmann, von 2002 bis 2008 Oberbürgermeisterin der Stadt Würzburg. Die promovierte Germanistin, die an der Universität Würzburg auch unter anderem „E-Government“ unterrichtete, betonte bei ihrem Thema „Stadt und Prozesse“ insbesondere die Wichtigkeit der Kommunalen Selbstverwaltung:

Es sind eben nicht nur die Kommunen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger gefragt – gerade in Zeiten des Wandels können und sollten junge Menschen mitdenken und mitgestalten.”

Dr. Pia Beckmann, ehem. Oberbürgermeisterin Stadt Würzburg

Gemeinsam gehe es für die Region darum, die Vision eines „Hofer Smartlands“ zu entwickeln. Dabei könne die Hochschule Hof als „Think Tank“ agieren, aber auch weitere Parameter wie günstige Ansiedlungspreise, niedrige bürokratische Hürden, die Anmietung von Leerständen für innovative Start-ups sowie die Schaffung von Co-Working-Spaces müsse gegeben sein, wenn man eine Gründerdynamik entfalten wolle. Eine Hochschule aber sei ein „Schatz der Region“ und ein nicht erschöpfender Quell an neuartigen Ideen, die es für die Politik zu nutzen gelte, so die frühere Kommunalpolitikerin.   

Dr. Pia Beckmann, promovierte Germanistin und Kommunalpolitikerin, moderierte den Austausch zwischen Studierenden und Politik; Bild: Hochschule Hof;

Breite Spektrum an Projekten und Zukunftsideen

Wie zum Beleg stellten anschließend die Studierenden ihre Semesterprojekte vor, die sich allesamt mit der Region und der Stadt Münchberg im speziellen auseinandersetzen. In teilweise bereits weit entwickelten Anwendungen setzen sie sich dabei mit unzähligen brisanten und herausfordernden Themen der Gegenwart und Zukunft auseinander: Müllbeseitigung, Energieverbrauch, eine 3D-Präsentation für aktuellen Leerstand, eine Sichtbarmachung von Funknetzwerken, die Schaffung eines digitalen Rathauses oder eine Datenanalyse zum ÖPNV wurden dabei ebenso umgesetzt wie eine App zur Findung des perfekten WG-Partners oder eine Plattform zur Präsentation besonders regionaler und nachhaltiger Produkte. Ein ganz praktisches Engagement zeigten die Studierenden zudem in der Münchberger Lindenstraße, wo ein zuvor leerstehendes Ladengeschäft immer wieder mit Ideen und Ausstellungen zum Leben erweckt wurde.  Die Stadt stellt diesen Laden den innovativen Studenten zur Verfügung. 

Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Politik ausbauen

Landrat Dr. Oliver Bär und Münchbergs Bürgermeister Christian Zuber zeigten sich ob so viel Erfindungsreichtum und Kreativität beeindruckt. Vieles davon beträfe ganz direkt aktuelle Handlungsfelder der Kommunalpolitik und der Verwaltung. So stelle sich die Frage, welche Ideen man nun weiterführen und ausbauen könne.

Generell müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Kommunalpolitik institutionalisieren. Wir müssen auf beiden Seiten Wege finden, wie wir die richtigen Projekte auch dann weiterführen, wenn die Studierenden längst ihren Abschluss haben.”

Landrat Dr. Oliver Bär

Es könne nicht sein, dass man durch die Fluktuation von Studierenden und Lehrenden alle zwei Jahre neu beginnen müsse, so auch Bürgermeister Zuber: „Wir werden schon in 5 bis 10 Jahren in teilweise stark veränderten Städten leben. Um dies in die richtigen Bahnen zu lenken, müssen wir schnellstmöglich zu einem regelmäßigen Dialog mit Forschung und Lehre und zu einer verlässlichen Zusammenarbeit für die Region kommen.“ Die Ideen der Studierenden seien auch für die Verwaltungen und die Stadtgesellschaft ein enormer Mehrwert, so die beiden Kommunalpolitiker unisono.

Landrat Dr. Oliver Bär (Mitte) und Münchbergs Bürgermeister Christian Zuber im Gespräch mit Prof. Diedrich (links); Bild: Hochschule Hof;

Konkrete Hilfe zugesagt: “Wir sind hungrig in dieser Region!”

In der anschließenden Diskussion wiesen die Studierenden die Politiker auch auf bestehende Probleme bei Gründungen hin. So sei es mitunter schwierig Vermieter von Leerständen zu überzeugen auch an junge Gründer zu vermieten, die naturgemäß noch nicht so viele Sicherheiten zu bieten hätten.

Beteiligten sich intensiv an der Diskussion mit der Kommunalpolitik: Die Studierenden des Studiengangs Kommunikationsdesign; Bild: Hochschule Hof;

Hier brachte Landrat Dr. Bär die kommunalen Leerstandsmanager ins Spiel: „Bitte nehmen Sie in solchen Fällen mit uns Kontakt auf – wir vermitteln hier gerne und versuchen etwaige Probleme zu beseitigen. Wir sind absolut hungrig in dieser Region und wollen ihnen helfen!“ Auch Bürgermeister Christian Zuber verwies auf kurze Wege ins Rathaus. Hochschulpräsident Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann brachte zudem auch das Digitale Gründerzentrum Einstein 1 und das Gründerökosystem der Hochschule Hof ins Spiel:

Auch über unser Digitales Gründerzentrum können günstige Mietlösungen machbar sein – praktische Hilfe sowieso. Lassen Sie sich bitte nie entmutigen!”

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann
Auch Hochschulpräsident Prof. Lehmann war nach Münchberg gekommen; Bild: Hochschule Hof;

Mobilität eine Schicksalsfrage der Region

Angeregt durch eine Frage zur kulturellen Szene in der Region gerade für junge Menschen betonte Landrat Dr. Bär die Vielseitigkeit der lokalen und regionalen Kreativszene. Neben vielen bekannten Leuchttürmen der etablierten Kultur gebe es auch viele kleinere Keimzellen für Jugendkultur oder alternative Musik. Problem sei aber auch hier oft der Transport. „Es muss uns gelingen in Zukunft einen bezahlbaren Transport für alle anzubieten. Genau deshalb kämpfen wir derzeit um die Ausweitung des Hofer Landbus-Angebotes.“ Zudem sollen zukünftig durch den Beitritt zum Nürnberger Verkehrsverbund VGN auch größere Entfernungen kostengünstiger überwindbar sein. Bürgermeister Zuber sieht ebenso eine hohe Qualität in der lokalen Kulturszene.

Vielleicht müssen wir den ein oder anderen etwas motivieren das alte Angebot wieder aufzulegen. Das Potenzial für ein blühendes Kulturleben ist aber auch nach Corona gegeben.”

Christian Zuber, Bürgermeister Stadt Münchberg

, allerdings müsse man „nach Corona sicherlich den ein oder anderen wieder etwas motivieren und ermutigen, das alte Angebot wieder aufzulegen.“ Zudem verwies der Bürgermeister darauf, dass man kreativen Ideen immer offen gegenüberstehe: „Kommen Sie auf mich zu und wir versuchen zu unterstützen.“ Als eine der ersten Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität will die Hochschule Hof nun prüfen, ob zwischen Hof und dem Campus Münchberg ein Car-Sharing-Angebot für Studierende etabliert werden kann. Beide Kommunalpolitiker befürworteten das Ausloten dieses bedarfsorientierten Verkehrs zwischen Hof und Münchberg.

Projektideen werden geprüft

Professor Norbert Diedrich und die Studierenden bedankten sich abschließend für den sehr offenen und produktiven Dialog mit den beiden Politikern. Gemeinsam sollen nun Ideen des Studiengangs aufgegriffen und gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den Verwaltungen umgesetzt werden.

Einladung zur Werkschau

Übrigens: Der Studiengang Kommunikationsdesign lädt herzlich zur Werkschau am 08.07. am Campus Münchberg um 15:00 Uhr und zur Lindenstraße 11 um 18:00 Uhr ein.


Rainer Krauß

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