Kostenlos abonnieren

Werden Sie regelmäßig per E-Mail über neue Ausgaben der campuls informiert. Sie können Ihr kostenloses Abo jederzeit einfach online über den Abmeldelink im Newsletter kündigen.

Weitere Infos zu Datenschutz & Widerrufsrecht finden Sie hier.

Großer Generationenwechsel an der Hochschule Hof

Gleich fünf verdienten Professorinnen und Professoren haben sich von der Hochschule Hof verabschiedet und läuten damit einen echten Generationenwechsel in ihren Reihen ein: Mit Prof. Dr. Willi Darr, Prof. Dr. Franz Xaver Boos, Prof. Dr. Friedwart Lender sowie Prof. Dr. Ina Löbus und Prof. Dr. Günther Köhler verlassen gleich mehrere jahrzehntelange Säulen von Lehre und Forschung die Hochschule. Zu ihrem Abschied würdigten viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter deren umfangreiche und vielseitige Verdienste.

Bekannt, beliebt und geschätzt: Prof. Dr. Willi Darr, Prof. Dr. Franz Xaver Boos, Prof. Dr. Friedwart Lender, Prof. Dr. Ina Löbus und Prof. Dr. Günther Köhler haben Spuren hinterlassen;
Bild: Hochschule Hof;

Die Veranstaltung im Audimax der Hochschule wurde von Prof. Dr. Tobias Plessing moderiert, von der Hochschulband mitreißend musikalisch umrahmt und durch viele Weggefährtinnen und Weggefährten der nun aus dem aktiven Hochschuldienst scheidenden Persönlichkeiten besucht. In teils sehr persönlichen Abschiedsworten blickten diese auf ihre berufliche Laufbahn zurück.

Prof. Dr. Günther Köhler

Wer an der Fakultät Informatik der Hochschule Hof studierte, begegnete ihm früher oder später fast zwangsläufig: Prof. Dr. Günther Köhler gehört zu den prägenden Persönlichkeiten im Grundlagenbereich der Informatikausbildung. Viele Jahre vermittelte er mathematische und physikalische Kenntnisse – fundiert, strukturiert und mit einem hohen Anspruch an Genauigkeit. Sein Lehrgebiet umfasste unter anderem Mathematik, Statistik, Kryptologie, numerische Verfahren sowie physikalische Grundlagen und Programmierung.

Dabei stand für ihn stets eines im Mittelpunkt: ein solides Fundament, auf dem Studierende ihr weiteres Fachwissen aufbauen können. Viele seiner Kurse galten als anspruchsvoll und gleichzeitig hochgeschätzt. Mit einem Augenzwinkern und anhand einiger Fundstücke aus der Anfangszeit der Hochschule warf er einen Blick zurück:

Als ich im Herbst 1996 mit 35 Jahren an der damals noch sehr jungen Fachhochschule Hof begann, gab es erst eine Fakultät und mit Betriebswirtschaft, Internationalem Management und der Wirtschaftsinformatik ganze drei Studiengänge. Vieles hat sich verändert, aber eines ist die ganze Zeit über geblieben: Das Gefühl, dass es ein Privileg ist, wenn man junge Menschen unterrichten und ausbilden darf. Ich habe dies über all die Jahre immer sehr genossen.“

Prof. Dr. Günther Köhler

Der auf einer Auslandsdienstreise befindliche Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann würdigte Prof. Dr. Köhler in einer Videobotschaft: „Sie haben mit der Mathematik ein Themenfeld vertreten, das für viele ein Horrorfach darstellt. Die Art und Weise und ihr Engagement waren herausragend und immer sehr menschlich – vielen Dank!“

Prof. Dr. Günther Köhler; Bild: Hochschule Hof;

Prof. Dr. Ina Löbus

Prof. Dr.-Ing. Ina Löbus, von Hochschulpräsident Prof. Lehmann als „Mutter des Wirtschaftsingenieurwesens“ bezeichnet, war seit 1998 Professorin an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und lehrte im Bereich Produktionsmanagement. Zunächst war sie in der Lehrsparte Produktionsplanung/-steuerung sowie Material- und Fertigungswirtschaft tätig und übernahm 2003 die Professur für Produktionsmanagement.

Bereits im Rahmen ihres 25-jährigen Dienstjubiläums würdigte Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann ihren Einsatz bei der Einführung des Wirtschaftsingenieur-Studiengangs sowie bei der Einrichtung des HS‑Dual–Programms für die Ingenieursstudiengänge. Zudem war sie lange verantwortlich für die Stundenplanung der Fakultät und für Prüfungsangelegenheiten im Wirtschaftsingenieurwesen.

„Es geht die Gründergeneration dieser Hochschule und das ist sicherlich ein Einschnitt. Ich fand die Zusammenarbeit zwischen Lehre, Forschung und Verwaltung über die Jahre immer ganz hervorragend. Unsere Ausbildung im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens hat einen sehr guten Ruf erhalten und ich bin froh, den Bereich an gute Hände übergeben zu können.“

Prof. Dr. Ina Löbus

Für die Zukunft wünschte sie der Hochschule stets eine gute Zahl an Studierenden, dass die ausufernde Bürokratie nicht die Innovationskraft von Forschung und Lehre behindern und dass die Hochschule Hof weiterhin durch eine gemeinschaftliche, auf großem Konsens der Lehrenden beruhende, Zusammenarbeit aller  geprägt und weiterentwickelt wird.

Links im Vordergrund: Prof. Dr. Ina Löbus; Bild; Hochschule Hof;

Prof. Dr. Friedwart Lender

Mit dem Sommersemester 2025 geht an der Hochschule Hof eine weitere Ära zu Ende: Prof. Dr. Friedwart Lender, einer der prägenden Köpfe der Fakultät Wirtschaft, verabschiedet sich nach mehr als 25 Jahren in den Ruhestand. „Seine Verdienste insbesondere um die Logistikausbildung sind vielfältig – und werden über die Hochschule hinaus spürbar bleiben – sein Name ist in diesem Bereich zurecht weithin bekannt“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. Lehmann.

Prof. Dr. Lender, Jahrgang 1959, kam im März 1999 an die Hochschule Hof. Nach mehreren Jahren als Geschäftsführer eines Smart-Card-Herstellers und als Unternehmensberater brachte er nicht nur fundierte praktische Erfahrung mit, sondern auch einen klaren Blick für die Bedarfe der Wirtschaft. Als promovierter Wirtschafts- und Diplom-Ingenieur sowie Diplom-Kaufmann war er von Beginn an Impulsgeber für eine anwendungsnahe Lehre im Bereich Produktion und Logistik.

Ein Meilenstein war die Entwicklung und Einführung des Masterstudiengangs Logistik, der im Wintersemester 2004 an den Start ging – damals noch unter deutscher Bezeichnung, denn englische Studiengangnamen waren zu dieser Zeit an deutschen Hochschulen nicht zugelassen. Lender war nicht nur Ideengeber, sondern über 21 Jahre hinweg auch Studiengangleiter, Studienfachberater und Vorsitzender der Prüfungskommission. Die enge Verzahnung mit der Praxis war ihm stets ein zentrales Anliegen: Jedes Semester wurde ein Praxisprojekt mit Unternehmen durchgeführt – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Absolventinnen und Absolventen bis heute auszeichnet.

Der Masterstudiengang Logistik war einer der ersten staatlich finanzierten Master an einer Fachhochschule in Deutschland – und entwickelte sich unter seiner Leitung zur Marke in der Wirtschaft. Das lebendige Netzwerk aus Alumni, das sich etwa bei der Logistik-Fachtagung mit über 100 Ehemaligen zeigt, zeugt von der nachhaltigen Wirkung seines Engagements.

Auch in der wissenschaftlichen Weiterbildung setzte Lender Akzente: Seit 2008 entwickelte er gemeinsam mit der Ohm Professional School der TH Nürnberg Weiterbildungsangebote im Bereich Einkauf und Supply Chain Management und übernahm dort die wissenschaftliche Leitung für den Logistikbereich.

Prof. Dr. Friedwart Lender; Bild: Hochschule Hof;

Neben der Lehre war Prof. Dr. Lender über viele Jahre hinweg auch in weiteren Bereichen der Hochschule engagiert: Als Gründungsredakteur zusammen mit Prof. Meuche und langjähriger Verantwortlicher der FH News – heute „Campuls-digital“ – prägte er über ein Jahrzehnt die interne Kommunikation. Von 2000 bis 2014 war er zudem wissenschaftlicher Leiter der Hochschulbibliothek. Darüber hinaus brachte er sich engagiert in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung ein – als Mitglied des Fakultätsrats und des Senats, dort auch in stellvertretender Funktion.

Mit dem Team Logistik an der Hochschule Hof konnte der Master Logistik als Marke in der Wirtschaft verankert werden. Hier hat dann die Lehre und Forschung Spaß gemacht.“

Prof. Dr. Friedwart Lender

Und genau dieser Anspruch – praxisnah, innovativ und mit Leidenschaft für das Fach – wird untrennbar mit seinem Namen verbunden bleiben.

Rückblickend auf insgesamt 53 Semester an der Hochschule Hof warf er zudem einen Blick auf die Anfangszeit seiner Tätigkeit: „Ich wurde damals so kurzfristig berufen, dass ich ganz wenig Zeit hatte, den Studiengang aufzubauen. Oft war ich meinen Studentinnen und Studenten nur eine Nacht voraus.“ Auch er setzte sich in seinen Abschiedsworten zudem kritisch mit der zunehmenden Bürokratie in der heutigen Lehre auseinander: „Wenn ich sehe, was wir heute alles dokumentieren müssen, dann ist klar: Wir brauchen wieder mehr eigene Entscheidungsfreiheit“, so Prof. Dr. Friedwart Lender.

Prof. Dr. Willi Darr

Nach 15 Jahren engagierter Tätigkeit an der Hochschule Hof tritt Prof. Dr. Willi Darr im  Oktober in den Ruhestand. Seit seiner Berufung zum Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Beschaffungs- und Logistikmanagement im Jahr 2010 prägte er maßgeblich Lehre, Forschung und akademische Selbstverwaltung.

Seine Lehrtätigkeit begann er in der Logistikgruppe um Prof. Lender, Prof. Tripp, Prof. Langenhan und Prof. Schmiech, wo er im Grund- und Hauptstudium Bachelor- und Masterveranstaltungen zum Einkaufs- und Supply Chain Management hielt. Mit zahlreichen Lehrbuchveröffentlichungen – auf Deutsch und Englisch – leistete er darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Hochschuldidaktik. Weitere Publikationen widmeten sich Themen wie Rationalität, Zeitmanagement, Digitalisierung und strategischer Unternehmensführung. Sogar belletristisch wurde Prof. Darr in dieser Zeit aktiv: Sein Kriminalroman „Ein Mord auf unserer Piazza Carli“ zeigte seinen Sinn für kreatives Erzählen.

Auch im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung war er engagiert: Seit 2013 lehrte er im Studiengang German-Indian-Management Studies und der Graduate School und anderen englischsprachigen Masterstudiengängen. Ab dem Wintersemester 2018 übernahm er die Studiengangleitung des internationalen Masterprogramms „Global Management“ sowie die Funktion des Vorsitzenden der Prüfungskommission und Studienfachberaters.

Neben der Lehre brachte sich Prof. Darr intensiv in die Gremienarbeit ein: Er war über viele Jahre Mitglied des Senats, von 2021 an dessen Vorsitzender sowie stellvertretender Vorsitzender des Hochschulrats. Auch über die Hochschule hinaus war er aktiv – zuletzt als gewähltes Mitglied im Regionalvorstand des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) für die Region Bayreuth-Oberfranken.

„Mit seinem fachlichen Know-how, seinem Engagement und seinem Humor hat Prof. Dr. Willi Darr unsere Hochschule Hof bereichert“, so der auf Auslandsreise befindliche Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann in einer übermittelten Botschaft. Und weiter: „Mit ihm geht ein besonderer Leistungsträger im Bereich der Weiterbildung. Auch im Senat hat er viele Jahre die Entwicklung der Hochschule mitgeprägt.“

Prof. Dr. Willi Darr; Bild: Hochschule Hof;

Prof. Willi Darr selbst sprach schließlich von „gefüllten und erfüllten 15 Jahren“. Die Hochschule müsse immer bedenken, dass die eigentliche Wertschöpfung nur beim Kunden stattfinde, also bei den Studierenden selbst. Dies müsse das Zentrum aller Überlegungen und Strategien der Zukunft sein. Und:

Ich wünsche Ihnen allen, dass sie im Jahre 2040 mit dem gleichen Stolz auf Dinge zurückblicken können, von denen Sie heute noch nicht wissen werden, dass Sie sie tun werden!“

Prof. Dr. Willi Darr

Prof. Dr. Franz Xaver Boos

Mit dem Abschied von Prof. Dr. Franz Xaver Boos verlässt eine weitere prägende Persönlichkeit die akademische Bühne. Er setzte im Fachbereich Wirtschaft über drei Jahrzehnte hinweg entscheidende Impulse in den Bereichen Public Management, Rechnungswesen und Unternehmensführung im öffentlichen Sektor. Besonders verbunden ist sein Name mit dem dualen Studium: Als Koordinator baute er dieses ab 2005 maßgeblich auf und entwickelte es zu einem Erfolgsmodell mit über 1 000 Studierenden.

Als Dekan der Fakultät Wirtschaft führte er die Hochschule durch wichtige Jahre des Wandels und Wachstums. Auch über die Hochschule hinaus war Prof. Boos aktiv – unter anderem als wissenschaftlicher Leiter von hochschule dual in Bayern sowie als stellvertretender Vorsitzender im Hochschullehrerbund Bayern.

„Sein Engagement war stets von einem tiefen Praxisbezug, einem offenen Ohr für Studierende und einem klaren Blick für die Zukunft geprägt. Franz Xaver Boos ist über Bayern hinaus bekannt, auch weil er – sehr erfolgreich – immer etwas von der bayerischen Linie abgewichen ist. Seine Zusammenarbeit mit den Berufsschulen im Bereich des Dualen Studiums war beispielgebend für andere. Mit seinem Abschied geht nicht nur ein Professor, sondern ein leidenschaftlicher Hochschulgestalter in den wohlverdienten Ruhestand“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann.

Prof. Dr. Franz Xaver Boos; Bild: Hochschule Hof;

Prof. Dr. Boos selbst erinnerte in seinen Abschiedsworten auch an manche Krise der Hochschule, die es galt zu überstehen und zu meistern. Und er gab den Anwesenden den guten Rat:

Sucht immer den direkten Austausch miteinander. Dabei entstehen Ideen, Lösungen und ganz viele gute Dinge!“

Prof. Dr. Franz Xaver Boos

Persönliche Anekdoten bis hin zu gereimten Rapeinlagen und Danksagungen aus dem Publikum sowie ein gemeinsamer Imbiss schlossen den Abend schließlich ab.

Weitere Impressionen (Slider)

Rainer Krauß

Weitere Themen