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Erfahrungen aus dem Sommersemester: Präsenzlehre ist nicht ersetzbar – trotz Corona!

Die Corona-Pandemie stellt naturgemäß auch an die Universitäten, Hochschulen und nicht zuletzt an Studierende und Mitarbeiter hohe Anforderungen. Doch wie der medizinische Sektor und die Politik, so hat auch die Bildungslandschaft seit dem Frühjahr 2020 viele Daten und Erfahrungen aus der Lehre unter den Rahmenbedingungen des Virus gesammelt.

Auch der Hochschulpräsident praktizierte die Online-Lehre; Bild: Hochschule Hof

Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann fasst das Ergebnis aus Sicht der Hochschule Hof zusammen: „Das Sommersemester war in Bezug auf die digitale Vermittlung der Lehre nicht nur sehr anspruchsvoll, sondern auch ein spannendes Forschungsfeld. Für mich steht fest:

Viele der gefundenen Lösungen werden bleiben, aber die Präsenzlehre bleibt mittel- und langfristig unersetzlich.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann, Hochschulpräsident

Blitzschnell musste es gehen, präzise und stets rechtlich verlässlich: Deutsche Hochschulen mussten auf die Pandemie in atemberaubenden Tempo reagieren und ihre Studierenden ebenso schnell informieren. Nach der Studie „Hochschulen, Corona und jetzt? Wie Hochschulen vom Krisenmodus zu neuen Lehrstrategien für die digitale Welt gelangen“ von Stifterverband und McKinsey wurden 91% der Lehre in Deutschland in dieser Zeit digital angeboten – diese Zahl dürfte derzeit und durch den Anstieg der Corona-Fallzahlen wieder ganz ähnlich aussehen.

Hochschule reagierte schnell

Der Mehrzahl der deutschen Hochschulen gelang im Frühjahr 2020 die Umstellung von der Präsenzlehre auf die Onlineangebote innerhalb von nur zwei Wochen. Ebenso an der Hochschule Hof, wo in rasantem Tempo Online- und Hybridangebote umgesetzt wurden. Das Glück der Hochschule: “Wir waren technisch sehr gut ausgestattet, wir haben ein komplettes Studio eingerichtet, wo wir Vorlesungen aufzeichnen konnten und waren da insgesamt sehr viel weiter als viele andere Hochschulen”, so der Hochschulpräsident.

Persönlicher Austausch fehlt

Im Nachgang dazu wurden nun die Erfahrungen der Studierenden evaluiert. Das Ergebnis gleicht in vielen Punkten der deutschlandweiten Studie: Lehrende und Studierende sind insgesamt mit der Flexibilität ihrer Hochschule sehr zufrieden. Dennoch gaben viele an, dass sich das Lernen mit den digitalen Angeboten verkompliziert habe. Besonders werden – das ist auch in der bundesweiten Studie nachzulesen – die persönliche Interaktion mit den Dozenten und die Gespräche mit anderen Studierenden auf dem Campus vermisst.   

Bei sämtlichen Veranstaltungen der Hochschule wird auf Abstandsregeln und Maskenpflicht geachtet – wie hier beim Zusammenstellen der Informationsmappen für die Erstsemester-Studierenden; Bild: Hochschule Hof

Zukunft liegt in der Verzahnung

„Die Umstellung auf die Online-Lehre hat quantitativ wie qualitativ insgesamt sehr gut funktioniert“, so auch Prof. Dr. Dietmar Wolff, Vizepräsident Lehre der Hochschule Hof. Und weiter: „Die technischen Lösungen werden den Hochschulalltag auch nach Corona beeinflussen, sie haben einen Trend verstärkt.

Die Technik macht uns flexibler und digitaler – aber man darf bei aller Begeisterung für ortsunabhängige Angebote bitte nicht vergessen, dass wir uns in einer historischen Sondersituation befinden.

Prof. Dr. Dietmar Wolff, Vizepräsident Lehre

Digitale Lehrangebote seien daher auch nach der Pandemie eine gute Ergänzung, aber die Präsenzlehre komplett ersetzen könnten sie keinesfalls, so auch Prof. Dr. Wolff. Die Zukunft liegt demnach in einer sinnvollen Verknüpfung beider Lehrformen.

Lehrende offen für Onlineangebote

Trotz dieser Erkenntnis gibt es auf Seiten der Dozentinnen und Dozenten keine grundsätzliche Ablehnung der Online-Vorlesungen, im Gegenteil: 75 Prozent der Lehrenden steht der digitalen Lehre positiv oder eher positiv gegenüber. Eine Mehrheit kann sich laut McKinsey-Studie vorstellen, in Zukunft jede dritte Veranstaltung in digitaler Form anzubieten. Auch die dafür notwendigen digitalen Kompetenzen sind bei vielen vorhanden. 

Viele Einflussfaktoren

Ob Online-Lehre unter den Studierenden positiv oder negativ gesehen wird, hängt offenbar von vielen Faktoren ab, so dem Studienfach und der Gruppengröße: „Klar ist: Je größer die Vorlesung eigentlich wäre, desto positiver wird es gesehen, wenn man stattdessen die Möglichkeit hat, sie online zu sehen. Je höher aber der Praxisanteil ist – das betrifft insbesondere kleine und kleinste Lerngruppen – desto mehr wächst der Wunsch nach einer Präsenzveranstaltung“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Lehmann. Und weiter: “Es hat sich bestätigt, dass man Wissen online vermitteln kann, Kompetenzen aber nicht. Wir sind eine Hochschule für angewandte Wissenschaften und die Lehre funktioniert auf Dauer nicht auf Distanz.”

Zunehmende Unzufriedenheit mit Lernerlebnis am Laptop

Diese Einschätzung bestätigt sich auch in den bundesweiten Befragungen. Hier zeigt sich: Je länger die rein digitale Lehre andauert, desto unzufriedener waren die Studierenden letztlich auch mit ihrem Lernerlebnis.

Vorgaben des Ministeriums entscheiden

Zu Beginn des Wintersemesters 2020/21 ist die Hochschule Hof deshalb wieder ein Stück mehr in den Normalbetrieb zurückgekehrt. In den höheren Semestern war demnach ein ausgeglichenes Verhältnis von Präsenz und Online geplant. Für Erstsemester war sogar ein Präsenzanteil zwischen 70 und 80 Prozent beabsichtigt. Abhängig sind diese Ziele aber immer von den aktuellen Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung und der zuständigen Ministerien: “Die letzte Vorgabe, die wir haben, sind die 1,5 Meter Abstand. Bei einem Hörsaal der vor Corona Platz für 200 Mann bot, können wir daher nur einen kleinen Bruchteil einlassen. Allerdings müssen nach den mittlerweile wieder gestiegenen Fallzahlen auch die Dozenten einen Mund- und Nasenschutz tragen, was auch dazu führen kann, dass Lehrende im Hörsaal in den hinteren Reihen kaum noch verstanden werden. Schweren Herzens haben wir uns daher entschlossen, den überwiegenden Teil der Vorlesungen wieder online durchzuführen – nur Laborpraktika und einzelne kleinere Veranstaltungen können noch in Präsenz stattfinden.” Die Hochschule behält die Entwicklung natürlich immer im Auge. Bei einer Verbesserung der Situation wird man entsprechend neu entscheiden.

Ausnahmeregelungen sollen Situation erleichtern

Darüber hinaus wird die Hochschule Hof auch weiterhin alles tun, um der Sondersituation gerade auch gegenüber den Studierenden gerecht zu werden, versichern die Verantwortlichen. Aus diesem Grunde hatte der Senat der Hochschule bereits für das Sommersemester eine Änderungssatzung mit vielfältigen Erleichterungen und Ausnahmeregelungen beschlossen. Diese ist in Teilen auch im nun laufenden Wintersemester weiter gültig.

Weiterführende Informationen:

Rainer Krauß

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