Migrationsursachen bekämpfen, Know-How vermitteln: Die Hochschule Hof unterstützt den Aufbau wissenschaftlicher Netzwerke in Tunesien und lehrt vor Ort Wissen aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Mechatronik. Zu diesem Zweck absolvierte Prof. Dr.-Ing. Valentin Plenk, Vizepräsident Forschung und Entwicklung der Hochschule Hof, nun eine Rundreise quer durch das nordafrikanische Land. Das Projekt wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst unterstützt und soll zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in Nordafrika beitragen.
Tunesien kämpft nach der „Jasminrevolution“ 2010/11 für mehr Demokratie und Mitbestimmung immer noch mit großen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Die Arbeitslosigkeit liegt auf einem konstant hohen Niveau von über 15 Prozent. Besonders schwierig ist die Lage aber für Hochschulabsolventinnen und -absolventen technisch-naturwissenschaftlicher Studiengänge mit einer Arbeitslosigkeit von knapp 40 Prozent.
Migrationsursachen bekämpfen
Um diese Situation im Hinblick auf mögliche Migrationsursachen zu verbessern wurde durch die Bayerische Staatsregierung das Projekt „Tunesien-Bayern: Förderung der Beschäftigungsfähigkeit junger Studierender“ (ALEJE) begründet. Über einen zweijährigen Zeitraum unterstützte der Freistaat Bayern ausgewählte Hochschulen in Tunesien unter anderem durch Schulungen dabei, ihre Studiengänge praxisorientierter zu gestalten und die Qualität der Lehre zu verbessern. Auch Hard- und Software, an der die Studierenden geschult werden, wurde dabei übergeben.
Dauerhafter Netzwerkaufbau
Nun ist mit „Automation Robotics Network Tunesien“ (ARNT) ein Folgeprojekt gestartet, das auf dem bereits vermittelten Wissen aufbaut. Das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst mit rund 40.000 EUR geförderte Programm hat zum Ziel, ein dauerhaftes innertunesisches Netzwerk mit deutschen Partnern aufzubauen und die Ausbildung in Tunesien zu verbessern. Der Fokus liegt hierbei zunächst auf den Bereichen Automatisierung & Robotik, die besonders in tunesischen Industriebetrieben benötigt werden, sowie auf projektbasiertem Lernen. Den Kern des neu gegründeten Netzwerks bilden die Mitarbeiter von sechs tunesischen ISETs ( ISET Béjà, ISET Djerba, ISET Gabès, ISET Kasserine, ISSAT Mateur, ISET Touzeur) – und die Hochschule Hof. Die tunesischen ISETs sind dabei in etwa mit den deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften vergleichbar.
Rundreise und Konferenz
Zu diesem Zweck hat im Herbst nun Prof. Dr.-Ing. Valentin Plenk von der Hochschule Hof im Rahmen einer Rundreise insgesamt sechs tunesische Bildungseinrichtungen besucht und anschließend in Abstimmung mit den tunesischen Partnern eine Konferenz in Sousse organisiert (Webseite der Konferenz: https://arnt-kasserine-iset.tn/). An dieser nahmen etwa 100 Besucherinnen und Besucher von insgesamt 12 tunesischen ISETs teil:
Bei den Vorträgen und praktischen Einheiten auf den Gebieten von Maschinenbau, Elektrotechnik und Mechatronik habe ich mich bemüht, insbesondere auch didaktische Ideen für die spätere Lehre in Tunesien vermitteln und zu deren Gebrauch zu motivieren.”
Prof. Dr.-Ing. Valentin Plenk
Und weiter: „Der Vorteil ist, dass 20 Prozent der Lehrpläne in Tunesien ohne Zustimmung der dortigen Ministerien geändert werden können. Das macht es einfacher, wenn man neue Ideen übernehmen möchte.“ Dem positiven Fazit schloß sich Malek Khadhraoui, Direktor des Netzwerkpartners ISET Kasserine, an: „Der technologische Austausch im neuen Netzwerk erhöht die fachlichen Kompetenzen aller Netzwerkpartner und der Austausch von Lehrmodellen, Laborexperimenten und Trainingskonzepten verbessert die Soft Skills unserer Studierenden.”
Unserem Ziel, den Absolventinnen und Absolventen deutlich verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen, kommen wir damit sicherlich näher.”
Malek Khadhraoui, Direktor ISET Kasserine
Langfristige Partnerschaft als Ziel
Im Rahmen des Förderprogramms schließt sich nun noch ein 5-tägiges Training für ausgewählte Mitglieder des Lehrpersonals der ISETs in einer Winter Schule (École d’Hiver) an, bei der tunesische Lehrende ihren Kollegen praktische Kenntnisse zu ausgewählten Themen vermitteln werden. Das aus der Taufe gehobene Netzwerk soll schon bald von 12 auf alle existierenden 24 tunesischen ISETs ausgedehnt werden. „Die Hochschule Hof hat das Ziel, engere Verbindungen zu ausgewählten ISETs herzustellen, um Hochschulkooperationen in einer Region aufzubauen, in der wir aktuell noch keine Partnerschaften haben. Ich denke hier mittelfristig nicht nur an akademischen Erfahrungsaustausch und Studentenaustausch, sondern auch an gemeinsame Forschungsprojekte“, so Prof. Valentin Plenk.